JULIA EXTRA BAND 0269
Anstand, sie allein zu lassen. Und endlich ließ sie die Tränen fließen – nur um aus den Augenwinkeln zu sehen, wie er die Decke hob und nun völlig nackt ins Bett schlüpfte.
Fragend sah er sie an, dann verzog er das Gesicht. „Du weinst ja“, meinte er leise.
„Nein, tue ich nicht.“ Sie hob eine Hand, um die Tränen aus den Augen zu wischen.
Aber so weit kam sie nicht. Raffaelle streifte bereits mit einem Finger über die salzigen Perlen. Rachels Kehle entrang sich ein weiteres Schluchzen.
„Unter normalen Umständen hätte ich so etwas nie getan“, murmelte sie.
„ Si , ich weiß“, seufzte er.
Mit einem zweiten Seufzer schob er eines seiner Beine über ihre und zog sie ein Stückchen näher an sich heran. Dann griff er nach ihrer Hand und drückte sie gegen seine Brust.
Sie spürte die Wärme seiner Haut und das Spiel seiner Muskeln an ihrer Handfläche. Alles fühlte sich sehr vertraut an und gefährlich – vor allem, weil sie sich ihm nicht entzog. Das Hemd bildete eine winzige Barriere, aber …
Rachel stieß ebenfalls einen Seufzer aus und versuchte zu ignorieren, was mit ihr geschah. „Es tut mir wirklich leid, in welch schreckliche Situation ich uns beide gebracht habe“, flüsterte sie mit aufrichtigem Bedauern.
„Aber du hast es getan“, erwiderte er mit bestechender Schlichtheit. „Nun müssen wir damit zurechtkommen.“ Plötzlich wurde er ernst. „Immerhin haben wir eine Geschichte, eine Verlobung und ein Bett“, zählte er auf. „Während der Zeit, die wir zusammen sind, wirst du niemandem einen Grund geben, an unserer Ehrlichkeit zu zweifeln.“
„An unseren Lügen, meinst du.“
Er schüttelte den Kopf. „Fang besser an, daran zu glauben. Die Ehe deiner Schwester hängt von deiner Fähigkeit ab, die Rolle zu spielen, die du in meinem Leben einnehmen wolltest.“Sein Leben. Diese beiden Worte sagten Rachel alles. Es war sein Leben, das er beschützte. Es war sein Ruf. Sein Stolz.
Und warum auch nicht?, dachte sie wieder. Ihre Lippen zitterten. An ihrer Unterlippe spürte sie seine Zungenspitze. Sie blickte ihm in die Augen. Der ernste Ausdruck war verschwunden, stattdessen schimmerte Verlangen in ihnen. Sie wusste, was nun folgen würde.
„Nein“, flüsterte sie.
Er ließ seine Zunge ein wenig tiefer in ihren Mund gleiten. „Doch“, widersprach er sanft.
„Aber ich will nicht.“
„Du willst, cara“ , und er zeigte ihr, wie sehr sie ihn begehrte, indem er seine Hände unter das Hemd schob.
Wehr dich, befahl sie sich, doch sie kam nicht dagegen an. Rachel öffnete den Mund, um aus den zärtlichen Liebkosungen einen leidenschaftlichen Kuss werden zu lassen. Ihre Brust erbebte bereits unter seinen streichelnden Händen.
Mit einem leisen Murmeln folgte er ihrer Aufforderung und küsste sie.
Nach ihrem Streit von vorhin hätte alles eine große Demütigung werden müssen – aber so war es nicht. Was sie erlebte, war ein langsamer Angriff auf jeden ihrer Sinne. Mit Lippen und Zunge verwöhnte Raffaelle jeden Zentimeter ihrer Haut, bis sie ihm alle ihre erotischen Geheimnisse verraten hatte und er alle ihre Schwächen kannte.
Seine Augen funkelten, als er sich auf sie legte und ihr wildes Aufstöhnen mit einem Kuss erstickte. Sie bewegten sich in harmonischem Einklang auf dieser langsamen, tiefen und ernsten Reise, die sie an ihrem Ziel so vollständig überwältigte. Dunkle Wogen des Vergessens und der Vergebung schlugen über ihnen zusammen.
Ich wünsche, lautete Rachels letzter bewusster Gedanke. Sie schlief mit der Frage ein, was es wohl war, was sie sich wünschte.
Eingekuschelt in die warme Decke erwachte Rachel am nächsten Morgen vom Klingeln eines Telefons. Das Geräusch war gedämpft, als würden Wände und Türen es abschirmen.
Sie wollte ihre Augen nicht öffnen. Zu viele böse Erinnerungenströmten bereits auf sie ein. Am schlimmsten war der Gedanke daran, dass sie wild und ungeschützt mit einem Mann geschlafen hatte, den sie erst am Abend zuvor kennengelernt hatte.
Das Klingeln verstummte, und Rachel öffnete die Augen. Die Vorhänge hielten das Tageslicht zurück, aber sie konnte genug sehen, um zu erkennen, dass das Bett neben ihr leer war. Sie seufzte erleichtert.
So blieb ihr wenigstens ein bisschen Zeit, sich zu sammeln, bis sie Raffaelle wieder gegenübertreten musste.
Rachel sprang aus dem Bett, streckte sich und blickte sich um. Ihre Kleider waren fort, ebenso sein Hemd, das sie gestern getragen hatte. Was nun? Sollten die
Weitere Kostenlose Bücher