JULIA EXTRA BAND 0269
nicht.“
„Glaubst du das wirklich?“
„Ich weiß es.“ Rachel floh in eine Ecke der Küche, als er auf sie zuging. Je näher er kam, desto stärker wurde das Gefühl,in der Falle zu sitzen. „Ich habe es bei Leo gesehen. Wenn er irgendetwas will, braucht er nur zu telefonieren.“
„Wohingegen du deinen biologisch angebauten Salat eigenhändig gießen musst“, spottete er.
„Sprich nicht so verächtlich darüber“, verteidigte sie sich. „Wenn das hier alles vorbei ist, hast du vielleicht ein oder zwei lukrative Geschäfte verpasst. Aber ich riskiere, meine gesamte Lebensgrundlage zu verlieren.“
„Falls du mein Kind erwarten solltest, brauchst du dir darum keine Sorgen mehr zu machen.“
Bei dieser kühlen Bemerkung musste Rachel heftig schlucken. „Erinnere mich bitte nicht daran“, stieß sie hervor.
Er wollte etwas erwidern, änderte dann aber seine Meinung. „Du hast gesagt, die Farm sei ein Familienunternehmen.“
„Das ist sie“, bestätigte Rachel. „Zumindest bis meine Eltern vor fünf Jahren bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen sind. Nun ist die Farm zwischen uns dreien aufgeteilt, mir, Mark und Elise.“
„Und das bedeutet, du machst die ganze Arbeit und sie tun nichts.“
„Mir gefällt die Arbeit, ihnen nicht.“
„Du bist wirklich ein loyaler und gutgläubiger Mensch, nicht wahr?“, erwiderte er spöttisch. „Ist dir nie in den Sinn gekommen, dass deine Geschwister dir gegenüber nicht so loyal sind?“
Augenblicklich wünschte Raffaelle sich, die Worte nie gesagt zu haben, aber es war zu spät. Rachel war blass geworden, hatte die Tasse abgestellt und die Arme vor der Brust verschränkt.
„Meine Familie geht dich nichts an.“
„Ach wirklich?“ Der Ärger über sich selbst verlieh seiner Stimme einen barschen Klang. Er griff nach ihrer linken Hand und hielt sie vor ihr Gesicht. „Der Ring an deinem Finger besagt, dass deine gesamte Loyalität nur mir gilt.“
„Der ist falsch.“ Sie entzog ihm ihre Hand und steckte sie wieder unter den anderen Arm.
Streitereien mit Frauen endeten bei ihm normalerweise als sexuelle Kämpfe, und Raffaelle fühlte bereits Erregung in sich aufsteigen. Er legte seine Hände um ihren Nacken, bogihren Kopf zurück und presste seine Lippen auf ihren Mund.
Rachel wehrte sich nicht. Als er den Kopf wieder hob, hatte sie die Arme nicht mehr abweisend vor der Brust verschränkt, sondern umklammerte seine Schultern.
„Aber das ist echt“, flüsterte er und küsste ihre Mundwinkel. „Also vergiss Devon, und lass uns zurück ins Bett gehen.“
„Nein.“ Sie schob ihn von sich. „Ich habe etwas zu erledigen.“
Raffaelle griff nach ihrer Hand und zog Rachel ins Esszimmer. „Wenn du glaubst, du könntest der Apotheke in Devon einen kleinen Besuch abstatten“, sagte er ungehalten, „dann solltest du dir vorher das hier ansehen.“
Auf dem Esstisch lag eine ganze Sammlung sonntäglicher Klatschzeitungen. Rachel fragte sich, wie sie die vorhin hatte übersehen können. Doch dann fiel ihr wieder ein, wie sehr sein Anblick ihre Aufmerksamkeit in Anspruch genommen hatte.
Alle Fotos, bis auf eines, zeigten sie und ihn vor dem Eingang des Apartmenthauses. Nur in Marks Zeitung war ein anderes Bild abgedruckt. Die Schlagzeile lautete: Erster Kuss der Frischverlobten in der Öffentlichkeit.
„Meine fünfzehn Minuten Ruhm“, murmelte Rachel und betrachtete die fremd wirkende Frau auf den Bildern. Raffaelle sah aus wie immer, groß, dunkel und atemberaubend attraktiv.
„Das hier wird länger als fünfzehn Minuten dauern, cara “, erwiderte er trocken.
„Und das ist allein deine Schuld.“
„So naiv kannst du nicht sein.“
Sein Ton war hart und zynisch, ebenso wie sein Gesichtsausdruck.
„Was meinst du damit?“
„Nichts.“ Er wandte sich um.
„O doch.“ Sie hielt ihn am Arm fest. „Sag es mir.“
Als er sich wieder umdrehte, funkelten seine Augen wütend. „Hast du dir nie überlegt, dass die Kollegen deines Bruders wissen, wer seine Zwillingsschwester ist? Natürlich wissen sie es“, beantwortete er seine eigene Frage. „Deshalb sind sie uns gefolgt und haben Elises Namen gerufen. Was sie gesehen haben,war ein wunderschöner Skandal mit Elise, Leo Savakis und Raffaelle Villani in den Hauptrollen. Deine Naivität kann ich dir vergeben, cara. Aber deinem dummen Bruder werde ich nie verzeihen. Er hätte voraussehen müssen, was passiert wäre, wenn ich nicht rechtzeitig eingegriffen hätte!“
Fassungslos
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