JULIA EXTRA BAND 0269
den Atem stocken. Es war, als würde sie in die tiefe dunkle Höhle eines verbotenen Vergnügens sinken. Sie wollte nicht so empfinden, aber sie kam nicht dagegen an.
Dann entdeckte er sie. Unwillkürlich breitete sich ein warmes Gefühl in ihr aus. Raffaelle senkte den Kopf und betrachtete die schlichten schwarzen Schuhe, die sie angezogen hatte. Sein Blick wanderte ihre Beine entlang, über die enge abgetragene Jeans, die ihren Körper wie eine zweite Haut umhüllte. Als er bei ihren Hüften und dem flachen Bauch angelangt war, hielt er inne.
In diesem Augenblick mischte sich noch etwas anderes in ihre aufgewühlten Empfindungen. Rachel wusste, woran er dachte,und ein wohliger Schauer der Sehnsucht durchfuhr sie.
Vielleicht ahnte er diese Regung, denn seine Augen verdunkelten sich. Die schiere Kraft dessen, was zwischen ihnen passierte, überwältigte sie.
Raffaelle wandte seine Aufmerksamkeit nun ihrem Mund und der ein wenig zitternden Unterlippe zu. Schließlich betrachtete er ihre Haare, deren lange Glätte jetzt seidigen frechen Locken gewichen war.
„Woher kommen die Locken?“
„Die waren immer da, nur versteckt“, erwiderte Rachel und hob selbstbewusst eine Hand, um eine Strähne aus ihrem Gesicht zu streichen.
Unverwandt schaute er sie an, während die Locke an ihren vorherigen Platz zurücksprang.
„Sie stehen dir“, murmelte er.
„Nein, das tun sie nicht“, entgegnete sie. „Aber sie gehören zu mir, also …“ Sie zuckte die Schultern, steckte die Hände in die Hosentaschen und wandte endlich den Blick von ihm ab.
Stirnrunzelnd beobachtete Raffaelle ihre abweisende Körpersprache.
„Gibt es noch einen Kaffee für mich?“, fragte sie.
„Natürlich“, sagte er. „In der Küche. Ich hole dir einen.“
„Nein.“ Hastig setzte sie sich in Bewegung. „Ich mache das selbst.“
Rachel war verschwunden, bevor er sie aufhalten konnte, geflohen wie ein kleines ängstliches Kaninchen. Er verzog das Gesicht, viele Dinge an ihr verwirrten ihn – ihre Anspannung, wenn die Erinnerungen an die vergangene Nacht in ihr aufstiegen, oder dass sie nicht wusste, wie schön sie war. Woran wahrscheinlich ihre glamouröse Halbschwester die Schuld trug.
Raffaelle leerte seine Tasse und folgte ihr. Nun, da das morgendliche Eis ein wenig zu schmelzen schien, hatte er nicht die Absicht, es wieder zufrieren zu lassen.
Sie stand neben der Kaffeemaschine und sah zu, wie der Kaffee in ihre Tasse lief.
„Hier“, sagte er und reichte ihr seine leere Tasse. „Ich mag ihn schwarz.“ Bevor sie reagieren konnte, trat er wieder einen Schritt zurück. „Was möchtest du zum Frühstück? Warme Croissants? Müsli? Toast?“, listete er gut gelaunt auf. „ImKühlschrank ist frischer Orangensaft, wenn du …“
„Nichts, danke“, unterbrach sie ihn. „Nur ein wenig Kaffee, danach muss ich los.“
„Los?“
„Ja“, erwiderte sie, ohne ihn anzusehen. „Ich muss meinen Zug nach Devon erwischen.“
„Darüber haben wir doch gesprochen“, erinnerte Raffaelle sie. „Du bleibst bei mir.“
„Ich weiß.“ Sie nickte und konzentrierte sich darauf, ihre volle Tasse aus der Kaffeemaschine zu nehmen und durch seine leere zu ersetzen. „Aber ich brauche ein paar Kleider, wenn …“
„Ich kaufe dir alle Kleider, die du brauchst.“
Rachel erstarrte. „Nein, das wirst du nicht tun! Meine Kleider sind in Devon. Wag es ja nicht, mir noch einmal so ein unverschämtes Angebot zu machen.“
„Das war nicht unverschämt gemeint“, widersprach er. „Nur pragmatisch.“
„Ich versuche auch, pragmatisch zu sein. Und ich kann nicht alles stehen und liegen lassen, als hätte ich kein anderes Leben. Ich brauche ein paar Tage, um die Dinge auf der Farm zu organisieren.“
„Du meinst, du leitest die Farm tatsächlich selbst?“
„Sogar sehr erfolgreich“, erwiderte sie kühl.
„Wer kümmert sich im Moment darum?“
„Ein … Nachbar.“ Stirnrunzelnd fragte sie sich, warum sie ihre Beziehung zu Jack mit einem so merkwürdigen Wort beschrieb. „Aber er muss sich auch um seine eigene Farm kümmern, deshalb muss ich zurück.“
Etwas veränderte sich in Raffaelles Verhalten, aber sie konnte nicht genau sagen, was es war.
„Nimm das Telefon, um deine Angelegenheiten zu regeln, so wie ich es auch getan habe“, erklärte er frostig.
„Du bist unausstehlich!“, fuhr sie ihn an. „Für dich ist das in Ordnung. Menschen wie du können durch ein Telefon Befehle erteilen, aber ich kann das
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