JULIA EXTRA BAND 0269
erpresst.“
„Und sie vermutet, ich wäre schwanger, weil ich keinen Alkohol getrunken habe. Sie denkt, ich hätte zur selben Zeit wie Elise eine Affäre mit dir gehabt.“ Rachel verzog das Gesicht. „Du hast ja wirklich einen großartigen Ruf. Wenn sogar deine eigene Familie es für möglich hält, dass du mit zwei Frauen gleichzeitig anbändelst.“
„Sie hat doch nur nach Informationen gesucht“, gab er kühlzurück. „Und sie macht sich Sorgen um mich.“
„Du Glücklicher“, murmelte sie.
„Sagst du das, weil deine Familie so wenig Interesse an deinem Leben zeigt?“
Seine Worte trafen sie wie ein Faustschlag. „Meine Familie sorgt sich um mich.“
„Dein Onkel vielleicht. Aber selbst er ist ziemlich schnell verschwunden, nachdem er überzeugt war, dass ich nicht der Herzensbrecher aus Neapel bin. Ich hätte ihn anlügen können. Er ist nicht lange genug geblieben, um meine Geschichte zu hinterfragen.“
„Er ist ein viel beschäftigter Mann.“
„Wie deine Geschwister, die zu beschäftigt waren, um nachzuforschen, ob ich dich nicht in kleine Stückchen zerhackt und in die Themse geworfen habe?“
„Halt den Mund“, fuhr sie ihn an.
Der Rest der Fahrt verlief in eisigem Schweigen. Sobald sie das Apartment betreten hatte, flüchtete Rachel in eines der Gästeschlafzimmer. Heute Nacht wollte sie allein sein.
Raffaelle tat nichts, um sie aufzuhalten, was sie sich nur noch angespannter fühlen ließ. Sie verbrachte eine ruhelose Nacht und wachte früh am Morgen auf. Nachdem sie das Bett gemacht hatte, schlüpfte sie leise in Raffaelles Schlafzimmer, um frische Kleider zu holen.
Sein Bett war leer, und dem aufgewühlten Bettzeug nach zu schließen, hatte auch Raffaelle eine unruhige Nacht hinter sich. Rachel lauschte, ob im Badezimmer die Dusche lief. Dabei hoffte sie inständig, er sei bereits zur Arbeit gefahren.
„Brauchst du Hilfe mit deinem Bademantel, amore ?“, fragte eine sanfte Stimme hinter ihr.
Sie wirbelte herum. Er stand auf der Schwelle zum begehbaren Kleiderschrank, nur ein Handtuch um die Hüften geschlungen.
Sie blickte an sich herunter. Der Knoten im Gürtel des Bademantels hatte sich gelöst. Nun enthüllte der Mantel mehr, als er verbarg.
„Geh weg“, stieß sie hervor und versuchte, den Gürtel erneut zu schließen.
Aber Raffaelle ließ sich nicht aufhalten. Erst unmittelbarvor ihr blieb er stehen, griff nach dem Gürtel und knotete ihn um ihre Hüften. Dabei streiften seine Finger ihren flachen Bauch. Die kurze Berührung reichte aus, um ihre Atmung zu beschleunigen. Doch er ignorierte die verräterische Veränderung und beendete ruhig seine Aufgabe. Dann wandte er sich um, ließ das Handtuch von den Hüften gleiten und ging mit arroganten Schritten zum Kleiderschrank zurück. Die Tür ließ er hinter sich ins Schloss fallen.
Er hätte sie genauso gut ins Gesicht schlagen können. Sie hatte sich geweigert, die Nacht mit ihm zu verbringen, und er zeigte ihr, wie wenig ihm das ausmachte.
Rachel verbrachte einen langen und anstrengenden Tag in der Stadt und war dementsprechend müde, als sie in sein Apartment zurückkehrte. Die Haushälterin war bereits vor Stunden gegangen, Raffaelle schien noch zu arbeiten. So hatte sie zumindest ein wenig Zeit für sich, die sie hinter einer fest verschlossenen Badezimmertür mit einem heißen Bad verbrachte.
Als sie die Tür zum Schlafzimmer öffnete, spürte sie Raffaelles Anwesenheit mehr, als dass sie ihn hörte. Rasch schlüpfte sie in Jeans und ein schwarzes T-Shirt, atmete einmal tief ein und machte sich auf die Suche nach ihm.
Er war in der Küche und bereitete ein Sandwich zu. Beim Geräusch ihrer Schritte wandte er sich um.
„ Ciao “, begrüßte er sie lässig. „Willst du ein Sandwich?“
Ihr Magen reagierte darauf mit einem lauten Grummeln. „Was ist darin?“
„Entscheide selbst.“ Er wies auf verschiedene Zutaten, die auf der Arbeitsplatte auslagen.
Sie entschied sich für Schinken, den sie an ihn weiterreichte. Neugierig blieb sie stehen und beobachtete, wie er die Brotscheibe mit Salat und dem Schinken belegte.
„Willst du mir etwa anbieten, das für mich zu machen?“, fragte er.
„Nein. Ich baue zwar Gemüse an, aber ich kann nicht kochen“, gestand sie. „Bei mir würde dieses Sandwich sofort auseinanderfallen.“
„Also keine Künstlerin am Herd?“
„Ganz und gar nicht.“
„Wie sieht es mit der Kaffeemaschine aus?“
Sie verzog das Gesicht. „Ich trinke immer
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