JULIA EXTRA BAND 0269
noch weniger mochte sie, wie er sie jetzt ansah.
„Gehen wir jetzt hinein oder nicht?“, stieß sie hervor.
„In einer Minute“, erwiderte er sanft. „Dieses Gespräch fängt gerade an, interessant zu werden.“
„Nein, wird es nicht.“
„Denn hier geht es nicht darum, dass du mich in Verlegenheit bringen könntest“, fuhr er fort, ohne ihren Protest zu kommentieren. „Es geht allein darum, dass du Angst hast, ich könnte dich bloßstellen.“
„Warum solltest du das tun wollen?“
„Genau das frage ich mich auch. Aber trotzdem fürchtest du dich davor, ich könnte dich in dieses Restaurant führen und dich deinem Schicksal überlassen.“
Ihre Unterlippe zitterte ein wenig. „Ich habe mir eher vorgestellt, du würdest mich zusammen mit dem Hauptgang auftischen“, räumte sie ein.
Er lachte. Das war natürlich nicht nett, aber es war ein tiefes, aufrichtig amüsiertes Lachen, und auch Rachel lachte.
In diesem winzigen Moment veränderte sich die Atmosphäre. Die Anspannung zwischen ihnen wich unwiderstehlicher Anziehungskraft. Raffaelle bewegte sich so schnell, dass sie ihn nicht kommen sah. Und schon presste er seine Lippen in einem leidenschaftlichen Kuss auf ihre.
„Du hast meinen Lippenstift ruiniert“, tadelte sie ihn anschließend.
„Ich weiß.“ Er lehnte sich zurück und beobachtete, wie sie in ihrer Handtasche nach dem Lippenstift kramte.
Sie reichte ihm ein Taschentuch. „Pink steht mir besser als dir.“
Grinsend wischte er die Schminke von seinen Lippen, ohne auch nur einmal den Blick von ihren Augen abzuwenden.
Doch dann wurde er ernst. „Hör mir zu, cara. Ich will, dass du ganz du selbst bist, okay? Es ist mir egal, ob du den ganzenAbend über die Vorzüge von biologisch angebautem Gemüse sprichst. Es ist mir egal, ob du deine Haare zu wilden Locken zerzaust oder in die Küche marschierst, um mit dem Koch über sein Essen zu streiten …“
„So ungehobelt bin ich nicht.“
„Du übersiehst das Wesentliche, nämlich dass es mich nicht kümmert, ob du du selbst bist und dich auch so benimmst. Der einzige Punkt, auf den ich Wert lege, ist, dass du dich an unsere Geschichte hältst. Und vergiss nicht, dass wir das Restaurant als Paar verlassen, nach Hause in mein Apartment fahren, ins Bett gehen und dann … das tun.“
Wieder wollte er sie küssen, doch Rachel warf rasch den Kopf zurück. „Wag es ja nicht“, warnte sie ihn.
Doch er wagte es. Es war ein kurzer flüchtiger Kuss, nicht intensiv genug, um die Schminke von ihren Lippen zu stehlen, aber doch leidenschaftlich genug, um sie abzulenken.
Sie spürte, wie er ihre linke Hand ergriff, den unechten Saphirring abstreifte und einen anderen Ring, der genauso aussah wie die Fälschung, auf ihren Finger schob.
„Warum hast du das getan?“, fragte sie.
„Die Imitation mag gut sein, aber die Experten, die wir gleich treffen, werden sie sofort als solche erkennen.“
„Du bist darauf hereingefallen.“
„Ich war viel zu wütend, um es zu bemerken.“
„Er ist so … auffällig.“ Sie seufzte und starrte auf den Ring, dessen Steine im Licht funkelten und blitzten.
„Nicht dein Geschmack?“
„Er war nur dazu da, um Leos Aufmerksamkeit zu erregen … Wie hast du ihn so schnell besorgen können?“
„Ich bin ein Mann, der bekommt, was er will und wann er es will“, erwiderte er leichthin und wollte den falschen Ring einstecken.
„Nein!“ Hastig griff Rachel danach und ließ ihn in ihre Handtasche gleiten. „Ich trage den echten, wenn wir ausgehen, aber nur dann“, erklärte sie. „Ansonsten trage ich die Kopie.“
„Falls du Angst hast, ihn zu verlieren … er ist versichert.“
Aber sie schüttelte nur den Kopf. Hier ging es nicht darum, ein unbezahlbares Schmuckstück zu verlieren, sondern umihre Angst, den Bezug zur Realität einzubüßen.
„Ich werde ihn nur tragen, wenn wir ausgehen“, wiederholte sie.
„Und im Bett?“
Für ein paar Sekunden dachte sie darüber nach. „Da trage ich gar keinen Ring.“
„Bedeutet das, unsere sexuelle Beziehung hat mit dem Rest nichts zu tun?“
Sie nickte, denn der Sex war das einzig Ehrliche, was sie verband.
Raffaelle antwortete nicht, seufzte nur und öffnete die Wagentür. Doch dann änderte er seine Meinung, umfasste ihr Kinn und neigte den Kopf zu einem dritten Kuss.
Ihre Lippen fühlten sich nach diesem Kuss warm und weich an, als sie erneut Lippenstift auftrug. Raffaelle ging um den Wagen herum, öffnete die Tür an ihrer Seite und
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