JULIA EXTRA BAND 0272
küssen könnten? Wie schön hätte er es gefunden, wenn sie die Nachmittage, an denen er eine Verschnaufpause von seiner strapaziösen Tätigkeit hatte einlegen können, mit ihm verbracht hätte. Bezweifelte sie ernstlich, dass sie ihm nicht alles bedeutete?
Es war vielleicht egoistisch von ihm, aber er wollte, dass sie ihn begehrte, für ihn da war und alles mit ihm teilte, was sie gemeinsam haben konnten. Und dass er ihr als Familie genügte.
Cath kam mit einem Staubsauger und zwei Staubtüchern ins Zimmer zurück. „Allein mit dem Sauger wirst du die Vorhänge schätzungsweise nicht wieder sauber kriegen“, meinte er und klopfte gegen eine Gardine.
„Was meinst du, ob ich sie wohl waschen kann?“
Jake betrachtete sich den Stoff genauer. Er war teilweise verschossen und wirkte recht brüchig. „Ich würde sie wegwerfen und neue kaufen.“
„Okay. Während du sie abnimmst, suche ich nach Müllsäcken.“
„Lass uns alles im Hof auf einen Haufen werfen. Am Schluss sehen wir dann, was zusammengekommen ist, und können entscheiden, ob wir es selbst abtransportieren oder es abholen lassen.“
„Du rechnest also mit viel Gerümpel?“
„Du nicht?“
Sie blickte sich um und zuckte die Schultern. „Wenn ich die ganzen Räume durchforstet habe, weiß ich mehr.“
„Du willst dir in diesen Ferien alle Zimmer vorknöpfen?“
„Ja. Hast du ein Problem damit?“
„Es ist Weihnachten, Cath. Möchtest du es nicht feiern?“
„Natürlich, den Weihnachtstag nehme ich mir frei.“
„Du brauchst Schmuck zum Dekorieren.“
„Jetzt mach mal halblang, Jake. Wann hast du dich jemals für stimmungsvollen Weihnachtsschmuck interessiert?“
„Zum Beispiel in dem Jahr, das wir beide gemeinsam in Washingtonverbrachten.“
Ja, er sah ihr an, dass sie sich erinnerte, denn traurig wandte sie den Blick ab. Er hätte jedes Jahr zu diesem Fest nach Hause kommen sollen. Er hätte einen Weg finden können! Ein Bedauern über all die verpassten Gelegenheiten begann, an ihm zu nagen. Umso wichtiger war es nun, dieses Weihnachtsfest zu einem unvergesslichen Ereignis werden zu lassen. Und Cath von ihren Scheidungsabsichten abzubringen. Flüchtig spürte er einen Anflug von Panik. Was war, wenn es ihm nicht gelang?
„Wie auch immer“, sagte Cath. „Sollten wir mit dem Zimmer heute fertig werden, suche ich Tante Sallys Weihnachtsschmuck. Seltsam, ich habe kein einziges Mal Weihnachten mit ihr verbracht. Ich kam immer nur im Sommer. Ob sie sich an Weihnachten wohl einsam gefühlt hat? Meine Einladungen zu uns nach Hause hat sie jedenfalls nicht angenommen. Was mag sie über diese Feiertage getan haben?“
„Was wirst du an Weihnachten tun, wenn wir nicht mehr verheiratet sind?“, fragte er. Vielleicht war es für sein Vorhaben nützlich, wenn sie sich das Leben als Single vorstellte. Es würde ihr hoffentlich nicht gefallen.
„Abby besuchen, wie in den letzten vier Jahren. Bis ich einen Mann zum Heiraten gefunden habe. Dann werden wir unsere eigene Tradition einführen.“
Jake runzelte die Stirn und zog ruckartig an den Vorhängen. Sie rissen oben aus und fielen herunter. Eine Staubwolke hüllte ihn ein, und er musste husten. Das geschah ihm recht, warum hatte er sich nicht beherrscht.
Im Allgemeinen bewahrte er in schwierigen Situationen immer einen kühlen Kopf. Aber bei dem Gedanken, dass Cath sich einem anderen Mann zuwenden könnte, hatte er rotgesehen. Sie war seine Frau und liebte ihn, das wusste er. Er musste ihr einfach begreiflich machen, dass sie mit niemand anderem glücklich wäre. Nein, er würde ihre Ehe nicht aufgeben, sondern um sie kämpfen und versuchen, das Feuer der Leidenschaft zwischen ihnen wieder neu zu entfachen.
3. KAPITEL
„Das war’s“, sagte Jake und blickte Cath an.
Zu ihrer Verwunderung hatte er bis zum Schluss durchgehalten, sich nicht einmal beklagt und vor keiner Arbeit gedrückt. Doch was würden sie nun tun, und worüber sollten sie jetzt reden, da sie hier fertig waren? Der Nachmittag war noch nicht vorbei, aber sie war zu müde, um mit dem nächsten Zimmer anzufangen, und fürchtete sich zugleich davor, sich mit Jake unterhalten zu müssen. Seine Gegenwart ließ sie nicht kalt. Warum fuhr er nicht wieder weg?
„Vielen Dank, dass du mir geholfen hast.“
„Dazu sind Ehemänner da.“
„Hör auf, Jake. Das wird mich nicht umstimmen. Wie lang bist du dieses Mal hier, bevor du wieder für ein halbes Jahr verschwindest? Wenn du wirklich etwas ändern wolltest,
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