JULIA EXTRA BAND 0272
brach Gewalt aus, meine Mutter stürzte und schlug mit dem Kopf auf. Sie war sofort tot.“
Matilda spürte das Gewicht des Schweigens, das auf seine beinahe emotionslosen Worte folgte. Beinahe emotionslos, abernicht ganz. Sanft sah sie auf den Ring an ihrem Finger und berührte ihn in Anerkennung der Frau, der er gehört hatte.
Silas hatte keine Ahnung, warum er Matilda von seiner Mutter erzählte. In letzter Zeit dachte er selten an ihren Tod. Er mochte seine Stiefmutter, die ihm immer mit Zuneigung und Verständnis begegnet war, sehr gern, und ganz sicher liebte er Joe. Verdammt seien alle überemotionalen, sentimentalen Frauen. Ein kluger Mann machte einen großen Bogen um sie und beging nicht den Fehler, sich in irgendeiner Weise auf sie einzulassen. Es gab nur einen Grund, warum er mit Matilda hier war – sie verschaffte ihm die Gelegenheit, nahe an Hugh Johnson heranzukommen. Und wenn das bedeutete, dass er sie benutzen musste, dann würde er sich deshalb nicht schuldig fühlen. Sie benutzte ihn ja schließlich auch.
„Ich hatte nicht erwartet, dass das Schloss so abgelegen ist“, gab Matilda, eine halbe Stunde nachdem sie Segovia hinter sich gelassen hatten, zu. „Oder dass es so hoch in den Bergen liegt.“
Sie verließen die Hauptstraße und bogen in einen schmalen Weg ein, der sich an dunklen Tannen vorbei in Serpentinenkurven das Gebirge hinauf wand. Aus der Entfernung sahen sie bereits das Schloss, das wie ein Märchengebilde wirkte und durch dessen Fenster einladende Lichter hinaus in die Dunkelheit strahlten. Der Schnee drumherum schimmerte beinahe rosa.
„Es ist wunderschön“, murmelte Matilda begeistert. Silas schaute zu ihr herüber und wollte schon einen zynischen Kommentar abgeben, dass es wie etwas aussah, das Hollywood sich ausgedacht hatte. Doch das einfallende Mondlicht erhellte ihr Gesicht, verlieh ihrer Haut einen silbrigen Glanz und enthüllte, wie schnell ihr Atem ging.
Ganz unwillkürlich schweiften seine Gedanken ab, sodass er sich urplötzlich fragte, wie es wäre, sie in seine Arme zu ziehen und zu küssen – leidenschaftlich und heiß. Würde der Puls an ihrem Hals dann genauso rasen wie an ihrem Handgelenk, als er ihr den Ring angesteckt hatte?
Rasch schob er diese Gedanken beiseite. Es schockierte ihn, wie schnell seine Fantasie diese erotische Richtung eingeschlagen hatte – und das ganz ohne seine Erlaubnis. Er hattees nicht nötig, von Sex zu träumen. Normalerweise gönnte er sich ein kleines Abenteuer, wenn ihm danach war. Aber in den vergangenen Monaten hatte er so hart gearbeitet, dass ihm keine Zeit geblieben war, sich darum zu bemühen. Eine seiner Exfreundinnen, mit der er gelegentlichen, unverbindlichen Sex genossen hatte, hatte sich entschieden zu heiraten, sodass er sich nicht erinnern konnte, wann er das letzte Mal so viel Zeit mit einer Frau verbracht hatte, mit der er nicht intim war. Mit Sicherheit war allein das der Grund, weshalb seine Hormone so verrückt spielten.
Der Fahrer lenkte den Jeep in den Innenhof des Schlosses und hielt schließlich vor einem beeindruckenden schmiedeeisernen Portal. Lächelnd ließ sie sich von ihm aus dem Wagen helfen.
In diesem Moment öffnete sich das Portal. Matilda stockte der Atem, als sie die zwei livrierten Diener sah, die ihnen entgegenkamen. Livrierte Diener! Sie war so erstaunt, dass sie nicht auf den Weg achtete und einen Schreckenslaut ausstieß, als sie auf der dünnen Eisfläche die Balance zu verlieren begann.
Starke Hände packten ihre Arme und pressten sie gegen einen harten männlichen Körper.
Und so stand sie da, mit dem Rücken gegen Silas, seine Arme fest um sie geschlungen, als ihre Mutter und der Mann, von dem sie annahm, dass er ihr zukünftiger Stiefvater werden sollte, auf die Türschwelle traten. Matildas erste Reaktion war instinktiv und zugleich verheerend. Sie drehte den Kopf zu Silas, um von ihm zu verlangen, dass er sie losließ, doch in diesem Moment erkannte sie, wie nah sie seinem Mund war. Glühend heiße Lust erfasste sie und erschütterte sie in ihren Grundfesten. Rasch hob sie die Hand, um sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen, doch Silas fing ihre Hand ab.
Die Hand, an der sie den Ring seiner Mutter trug. Gefühle wallten in ihr auf und schnürten ihr die Brust zu. Traurigkeit und Liebe und Hoffnung.
„Silas …“ Sie wisperte seinen Namen, während in ihren Augen sanfte Tränen schimmerten.
Was, in aller Welt, ist hier los, fragte Silas sich verwirrt. In
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