JULIA EXTRA BAND 0272
beschlossen hatte, ihr einen Ehemann zu besorgen. Er hätte es sich jedoch denken können. Während sie immer noch über die Unschuld einer Achtzehnjährigen verfügte, musste sie mittlerweile drei- oder vierundzwanzig sein, denn sie hatte vor zwei Jahren ihren Universitätsabschluss gemacht. Er erinnerte sich an ein äußerst formelles Dinner, an dem er zur Feier des Ereignisses teilgenommen hatte.
Entnervt wandte er sich von dem lästernden Paar ab und ging um eine üppig gewachsene Zimmerpalme herum, die die Größe und Höhe eines Menschen hatte. Das Blattwerk war sodicht, dass er nicht sehen konnte, was sich dahinter befand. Deshalb bemerkte er Hope Bishop, die in schamvoller Erstarrung hinter der Pflanze Zuflucht gesucht hatte, erst, als er direkt vor ihr stand.
Sie keuchte auf und machte einen Schritt zurück, wobei sich ihre Korkenzieherlocken in den Blättern der Pflanze verfingen, das leuchtende Kastanienbraun ein schöner Kontrast gegen das satte Grün. „Signor di Valerio!“
Er streckte einen Arm aus, damit sie nicht rückwärts in dem großen Blumentopf landete.
Ihre schönen veilchenfarbenen Augen schimmerten verdächtig, und sie blinzelte heftig, um die aufsteigenden Tränen zurückzudrängen. „Oh, es tut mir leid. Ich bin so ungeschickt.“
„Ganz im Gegenteil, signorina. “ Die Haut unter seinen Fingern fühlte sich weich und warm an. „Ich bin derjenige, der sich entschuldigen muss. Ich habe nicht aufgepasst und muss Sie vielmals um Verzeihung bitten.“
Wie er sich erhofft hatte, zauberte seine übertrieben steife, altmodische Entschuldigung ein kleines Lächeln auf die vollen Lippen, die zuvor noch gezittert hatten. „Sie sind sehr freundlich, signor. “
Sie gehörte zu den wenigen Menschen, die das tatsächlich glaubten. Luciano ließ ihren Arm los und war dabei überrascht, wie widerwillig er das tat. „Und Sie sehen heute Abend ganz bezaubernd aus.“
Es waren die falschen Worte. Er merkte es in dem Moment, als ihr Blick zu der Pflanze wanderte und dem Paar, das dahinter immer noch lästerte. Man hörte die beiden Stimmen ziemlich deutlich. Mittlerweile tratschten sie über eine ehebrecherische Affäre zweier Bekannter. Zweifellos hatte Hope die früheren Äußerungen mitbekommen.
Sie bestätigte seinen Verdacht, als sie leise erwiderte: „Nicht bezaubernd, sondern absolut durchschnittlich .“ Damit bedeutete sie ihm auch, dass sie wusste, dass er die wenig schmeichelhaften Kommentare ebenfalls gehört hatte.
Er mochte die Traurigkeit in ihren Augen nicht, also nahm er erneut ihren Arm und führte sie in Richtung Bibliothek. Es war der einzige Raum, in dem sich vermutlich nur sehr wenige Partygäste aufhalten würden. „Kommen Sie, piccola. “
Sie protestierte nicht. Es war eine der Eigenschaften, dieihm an ihr gefielen. Sie stritt sich nicht um jeden Preis, nicht einmal mit ihrem dominanten und zumeist gedankenlosen Großvater. Sie war eine eher harmoniebedürftige Person.
Als sie die Bibliothek erreichten und hineingingen, wusste er sofort, dass es die richtige Entscheidung gewesen war, denn der Raum war völlig leer. Leise schloss er die Tür. Ein paar Minuten, um sich wieder zu sammeln, würden ihr guttun.
Erneut überraschte es Luciano, wie widerwillig er den Körperkontakt zu ihr abbrach, als sie ihren Arm aus seinem Griff löste.
Hope sah in ihrem etwas konservativen tiefroten Kleid wirklich bezaubernd aus. Das Mieder betonte die kleinen, aber perfekt proportionierten Kurven, während der schimmernde Stoff des weiten Rocks auf äußerst feminine Weise ihre Knöchel umspielte. Sie war nicht atemberaubend sexy wie die Frauen, mit denen er ausging, aber hübsch auf unschuldige und erstaunlich verführerische Weise.
„Ich glaube nicht, dass er versucht, mir einen Ehemann zu kaufen, wissen Sie.“ Sie strich sich eine rotbraune Locke aus dem Gesicht. „Seit seinem Herzanfall hat er zwar versucht, mir so ziemlich alles Mögliche zu kaufen, aber bei einem Ehemann würde er wohl doch eine Grenze ziehen.“
Luciano traute dem alten Mann alles zu, hütete sich aber, das laut zu sagen. „Es ist ganz natürlich, dass er Ihnen Geschenke kaufen will, signorina. “
„Oh, bitte, Sie müssen mich Hope nennen. Wir kennen uns schließlich schon seit fünf Jahren.“
War es tatsächlich schon so lange? „Also gut, Hope dann.“ Er lächelte und beobachtete mit einiger Faszination, wie ihre Wangen eine rosige Farbe annahmen.
Sie wandte das Gesicht ab, sodass sie das
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