JULIA EXTRA BAND 0273
noch nie einen so schönen Thanksgiving-Tag erlebt hatte.
„Weißt du noch, was die Hellseherin beim River Witch Festival zu meinem Vater gesagt hat?“, fragte Penny. „Sie dachte, er würde dich heiraten.“
Laurel spürte, wie ihr Gesicht heiß wurde. „Ich glaube nicht, dass sie das wirklich gesagt hat.“
„Doch!“, beharrte Penny. „Sie hat vorhergesehen, dass er sein Leben mit dir verbringen wird.“
„Das war doch alles nur Spaß“, erwiderte Laurel, deren Haut plötzlich zu kribbeln begann. „Die Frau hat geschauspielert!“
Das Mädchen wirkte aufgebracht. „Nein! Sie hatte recht. Du und Daddy, ihr werdet heiraten!“
„Nein, Darling, das werden wir nicht.“
„Doch! Doch! Ich weiß es ganz genau!“ Penny klang fast ein wenig hysterisch.
„Ganz ruhig.“ Laurel legte ihr die Hand auf die Schulter. „Reg dich nicht auf, du darfst das alles nicht so ernst nehmen. Die Frau auf dem Fest war doch nur als Zigeunerin verkleidet und wusste nicht, was wirklich in der Zukunft passieren wird. Niemand weiß das.“
Penny dachte eine Weile darüber nach und fragte dann: „Aber es könnte passieren? Du wirst vielleicht meinen Vater heiraten?“
Noch vor einem Monat hätte Laurel möglicherweise spontan mit „Vielleicht“ geantwortet. Doch zu einer Hochzeit gehörten zwei – und einer der Beteiligten zog diese noch nicht einmal in Erwägung.
„Nein, Darling“, erwiderte sie deshalb. „Ich bin deinetwegen hier, nicht wegen deines Vaters.“
„Aber er braucht dich auch!“, behauptete Penny. „Er ist viel fröhlicher, wenn du da bist.“
„Wirklich?“, fragte Laurel unwillkürlich.
Das Mädchen nickte eifrig. „Mit den anderen Kindermädchen hat er nie gesprochen, aber mit dir redet er die ganze Zeit. Und manchmal fragt er sogar, wo du bist.“
Laurel spürte, wie ihr tief im Innern ganz heiß wurde. Konnte es sein, dass sich etwas zwischen ihr und Charles entwickelte? Bestand doch die Möglichkeit, dass auch seine Gefühle immer stärker wurden, so wie ihre?
„Ich finde deinen Vater wirklich nett“, sagte sie, was natürlich stark untertrieben war. „Aber du solltest dir keine Hoffnungen darauf machen, dass dein Vater und ich uns näherkommen werden. Wie ich schon sagte: Ich bin deinetwegen hier.“
Penny schien ihr kein Wort zu glauben. „Die Wahrsagerin hat aber gesagt, du würdest meine neue Mommy werden.“
„Das hat sie bestimmt nicht gesagt … Es war wirklich nur Spaß, Darling, ganz ehrlich“, versicherte Laurel.
Penny nickte, wirkte jedoch nach wie vor skeptisch. „Daddykommt ja bald nach Hause, dann können wir ihn fragen.“
In Wirklichkeit war Charles auf dem Weg zu einem Weingut im Napa Valley, doch Laurel brachte es nicht übers Herz, Penny das zu sagen.
Um viertel nach fünf, als der Truthahn gar war, hatte Laurel die Gelegenheit, Pennys Vater selbst nach den Antworten zu fragen. Denn obwohl er behauptet hatte, der Feiertag würde ihm nichts bedeuten, kam Charles plötzlich zur Tür herein.
„Du wirkst überrascht“, sagte er, als Laurel ihn mit großen Augen und blassem Gesicht ansah.
„Ich hatte nicht mit dir gerechnet.“ Ihr Herz schlug wie verrückt, denn als plötzlich die Tür aufgegangen war, schossen ihr sofort Charles’ Warnungen über mögliche Entführungsversuche durch den Kopf. Penny war nach ihrem Gespräch fernsehen gegangen, und Laurel hätte sie nicht beschützen können.
„Es hat so gestürmt, dass das Flugzeug nicht starten konnte“, erklärte Charles. Dann fiel sein Blick auf den Küchentresen, auf dem noch die Spuren der Essensvorbereitungen zu sehen waren. „Ich dachte, ihr geht ins ‚Chez Rousse‘“, sagte er stirnrunzelnd.
„Ich hatte Angst, dass es Glatteis geben könnte“, erwiderte Laurel.
Charles nickte. „Sehr umsichtig.“ Er nahm sich ein Stück von dem Apfel, den sie für Penny aufgeschnitten hatte. „Kochen kannst du also auch?“
„Ja.“
„Wenn wir dich als Köchin eingestellt hätten, wären uns viele Probleme erspart geblieben“, sagte er lächelnd.
Wieder klopfte Laurels Herz wie verrückt, diesmal jedoch nicht vor Angst. „Meinst du damit, du bereust es, mich als Kindermädchen für Penny engagiert zu haben?“
Er nahm sich noch ein Stück Apfel. „Oh nein, ganz und gar nicht.“
„Es geschehen also noch Zeichen und Wunder“, stellte Laurel lächelnd fest.
Draußen heulte der Wind, doch drinnen war es warm und gemütlich. Sie hatte das Gefühl, nie zuvor so glücklich gewesen zu
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