JULIA EXTRA BAND 0273
Leben.“
„Warum sollte sie? Laurel ist doch bei einem Unfall umgekommen.“
Mit Tränen in den Augen schüttelte Rose den Kopf. „Vielleicht doch nicht. Mike, der neue Leiter der Organisation, hat mir erzählt, dass Laurel irgendwelche Typen von der russischen Mafia gegen sich aufgebracht hatte, die Kinder als Drogenkuriere benutzten. Laurel versuchte, die dortigen Behörden und sogar das amerikanische Außenministerium zu bewegen, etwas dagegen zu unternehmen.“ Tränen liefen ihr über die Wangen. „Zuerst dachte man, dass sie einen Autounfall gehabt hatte, aber bei weiteren Untersuchungen stellte sich heraus, dass ihr Jeep schon vor dem Aufprall explodiert ist. Wahrscheinlich war es ein Sabotageakt.“
Lily war zutiefst erschüttert. „Wird etwas in der Angelegenheit unternommen?“
„Was soll man denn tun?“
„Die Verantwortlichen finden, natürlich! Und sind die Leute vom American Help Corps sicher, dass Laurel Midland wohlauf ist? Wenn sie so gut mit unserer Laurel befreundet war und dann einfach verschwunden ist …“
„Nein, Mike ist sich ganz sicher. Sie hat einen Brief hinterlassen, und Warrens Detektiv hat sie mittels ihrer Sozialversicherungsnummer ausfindig gemacht: Sie arbeitet auf dem Weingut Gray Manor als Kindermädchen für Charles Grays Tochter.“
Lily begann zu verstehen. „Und du möchtest sie nicht anrufen, um sie nicht zu erschrecken.“
„Genau.“ Rose nickte. „Wenn wir sagen, dass wir mit ihrüber Laurel Standish sprechen möchten, denkt sie vielleicht, wir hätten etwas mit deren Mördern zu tun.“
„Und da Laurel nicht wusste, dass sie zwei Schwestern hat, kann sie ihr auch nicht von uns erzählt haben“, ergänzte Lily.
„Ja.“
„Dann überfallen wir sie also einfach?“
„Sozusagen. Wenn wir persönlich mit ihr sprechen, braucht sie uns ja nur anzusehen und wird sofort merken, dass wir nichts Böses im Schilde führen.“ Rose lachte ein wenig gequält. „Zumindest hoffe ich das.“
„Bestimmt sehen wir unserer Schwester ähnlich. Auch das wird sie beruhigen“, ergänzte Lily. „Und was ist jetzt aus den Drogenhändlern geworden?“
„Ach ja.“ Rose lehnte sich zurück und wirkte zum ersten Mal sehr zufrieden. „Warren hat seine Beziehungen spielen lassen: Mit Mikes Hilfe legen die Behörden den Kerlen jetzt das Handwerk.“
„So einfach lässt sich das Problem lösen, wegen dem Laurel sterben musste.“ Es war so traurig! Wie Rose hatte Lily lange Zeit kaum Geld gehabt. Es erschütterte sie immer wieder, wie schnell sich mit genug Reichtum und Einfluss Schwierigkeiten überwinden ließen. Natürlich war das ungerecht, doch andererseits war sie froh, wenigstens diese eine Sache für ihre tote Schwester tun zu können.
„Zumindest das können wir für Laurel tun“, sagte Rose und sprach damit aus, was Lily gerade gedacht hatte.
„Ja.“ Die Strapazen der Reise hatten Lily nicht viel ausgemacht, doch die traurige Nachricht, dass ihre unbekannte Schwester umgebracht worden war, lastete schwer auf ihr. Rose bemerkte es sofort.
„Du bist bestimmt ganz erschöpft“, sagte sie. „Für heute haben wir wirklich genug über Trübsinniges geredet, also lass uns schlafen gehen. Morgen hecken wir dann einen Plan aus, wie wir Laurel Midland kennenlernen können.“
15. KAPITEL
Am Morgen des Thanksgiving-Tages reiste Charles ab, ohne ein Zeichen des Bedauerns zu zeigen. Zumindest kam es Laurel so vor.
Allerdings fand sie es immer schade, wenn er nicht zu Hause war. Also hatte sie in dieser Sache wohl kein allzu gutes Urteilsvermögen. Und eigentlich war Laurel ohnehin fast ständig damit beschäftigt, sich um Penny zu kümmern – da war für Romantik gar kein Platz. Im Grunde fand sie es auch gut so. Denn wann immer sie Zeit mit Penny verbrachte, war sie völlig zufrieden. Die Kleine brachte so viel Freude in ihr Leben, dass Laurel nicht wusste, wie sie jemals wieder ohne sie zurechtkommen sollte.
Seit Charles ihr die Anweisung gegeben hatte, mit Penny im ‚Chez Rousse‘ essen zu gehen, hatte Laurel verzweifelt nach einem Weg gesucht, darum herumzukommen, um mit der Kleinen in einer vertrauten Umgebung bleiben zu können. Und tatsächlich kam Mutter Natur ihr zu Hilfe.
Der Wetterbericht ließ nichts Gutes erahnen: Durch nasskalte Witterungsbedingungen und Schneeregen würde es sehr glatt werden. Laurel beschloss, sich auf keinen Fall am Abend mit ihrer kostbaren Fracht auf die Straße zu wagen. Gleich nachdem sie die Vorhersage gehört
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