JULIA EXTRA BAND 0274
Presseleute am wenigsten auf sie aufmerksam werden.
„Ich würde sagen, Sie hängen sich einen Mantel um und setzen einen Hut auf, damit man Sie nicht sofort erkennt. Wir lassen Sie von einem unserer Angestellten mit seinem Privatauto heimbringen“, schlug sie vor, als sie dem Prinzen und seiner Begleiterin gegenüberstand.
„Aber … die Fotografen warten doch auf mich, oder?“
„Das stimmt. Wenn Sie jedoch wie jeder andere Gast aus dem Hotel gehen, wird man Sie nicht beachten.“ Sie bezweifelte, dass ihr Vorschlag der Dame gefiel. Obwohl sie es nicht eingestehen wollte, war offensichtlich, worum es Ms. Oliver ging: Aufmerksamkeit zu erregen. „Wahrscheinlich rechnen sie damit, dass wir Sie im Lieferwagen der Wäscherei hinausschmuggeln oder so etwas Ähnliches.“
Zum ersten Mal an diesem Abend erschien ein Lächeln auf Conrads Gesicht. „Ich glaube, Sie haben recht“, bemerkte er anerkennend. „Mir gefällt die Idee.“
Sein Lob bewirkte, dass Lily wie ein kleines Mädchen errötete.„Ich bin sicher, es funktioniert“, bekräftigte sie den Plan hastig.
Unschlüssig sah Brittany vom einen zum anderen. „Und wenn sie mich doch erkennen?“
„Dann fotografiert man Sie eben. Und jeder wird sich darüber den Kopf zerbrechen, mit wem Sie den Abend verbracht haben.“
Diese Aussicht schien ihr zu gefallen, wenn auch nicht dem Prinzen: Er runzelte die Stirn, sagte aber nichts.
„Dann sind wir uns also einig.“ Lily zog ihr Handy aus der Tasche. „Wenn Sie möchten, benachrichtige ich Mike, er soll den Wagen zum Eingang bringen.“
Brittany klatschte in die Hände. „Gut. Warum nicht? Ich finde es richtig aufregend.“
Du vielleicht, dachte Lily missgestimmt, ich bin absolut nicht begeistert. Laut erklärte sie: „Gehen wir. An Ihrer Stelle, Hoheit, würde ich die Lobby lieber meiden.“
Er zog die Brauen hoch. „Ich bin nicht daran gewöhnt, mich zu verstecken.“
„Sie hat recht, Conrad“, stimmte Brittany zu. „Wenn man Sie sieht, wird keiner glauben, dass wir nur Freunde sind.“
Vielleicht war es eine akustische Täuschung. Plötzlich hatte Lily den Eindruck, dass so etwas wie Hoffnung in Brittanys Stimme mitschwang.
Der Prinz zuckte die Schultern. „Wie Sie möchten, Brittany. Danke, dass Sie gekommen sind. Es war schön, Sie zu sehen, und ich weiß Ihre Hilfe zu schätzen.“
„Jederzeit gern wieder.“ Indem sie ihm die Arme um den Hals legte, schmiegte sie sich verführerisch an ihn. Kokett küsste sie ihn auf die Wange.
Unangenehm berührt sah Lily zur Seite, sie fühlte sich ausgesprochen fehl am Platz.
Conrad löste sich aus der Umarmung. „Bitte informieren Sie mich, sobald Ms. Oliver das Hotel verlassen hat“, bat er Lily. „Ich werde auf Sie warten.“
„Sehr wohl, Hoheit. Ich bin sicher, dass alles reibungslos abläuft.“ Und danach kann ich mich endlich aufs Ohr legen, fügte sie stillschweigend hinzu.
Während sie mit Brittany auf den Fahrstuhl wartete, sagte sie mit einem Blick auf deren kostbaren Nerzmantel: „Vielleicht wäre es besser, Sie hätten etwas … Unauffälligeres an. Wir haben verschiedene Mäntel im Hotel, die …“
„Wie komme ich dazu, einen fremden Mantel anzuziehen? Ich habe meinen eigenen“, erwiderte die Schauspielerin hochnäsig. Sie fand es anscheinend nicht mehr nötig, weiterhin die Liebenswürdige zu spielen.
Der Fahrstuhl hielt, und sie stiegen ein.
„Und wenn man mich trotzdem erkennt“, fuhr Brittany fort, „dann kann ich es nicht ändern. Prinz Conrad und ich werden uns in den nächsten Tagen noch öfter sehen. Da wird es ohnehin nicht leicht, die Reporter zu meiden.“ Sie seufzte theatralisch.
Von dieser Bemerkung ließ sie sich nicht täuschen. Brittany ging es ausschließlich darum, gesehen zu werden, und dafür würde sie Himmel und Hölle in Bewegung setzen. Doch das konnte Lily gleichgültig sein. Sie hatte getan, was sie konnte.
Als sie die Lobby erreichten, blickte sie vorsichtig nach draußen. „Ihr Fahrer ist da, die Fotografen leider auch noch.“
„Wirklich?“ Brittany strahlte und stolzierte zum Ausgang.
Missmutig sah Lily ihr nach, bevor sie seufzend den Lift betrat, um Prinz Conrad mitzuteilen, dass sich sein Gast auf dem Heimweg befand. Danach dauerte es etwa drei Stunden, bis die Frühschicht begann. Sei’s drum! Solange Lily Gerard und dem Hotel helfen konnte, würde sie es tun.
Was der Fotograf vorhin zu ihr gesagt hatte, stimmte: Noch vor wenigen Jahren war das Montclair das Hotel für
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