JULIA EXTRA BAND 0274
bedeutet, Sie müssen Drucille das Tablett zurückbringen, nicht wahr?“
„Ja.“ Die Vorstellung einer erneuten Konfrontierung mit der Prinzessin erschien Lily so verlockend wie ein Zahnarztbesuch.
Der Schatten eines Lächelns huschte über Prinz Conrads Gesicht. Dann nahm er das Tablett und stellte es auf eine Konsole. „Es ist gut, Sie können es hierlassen.“
Lily nickte und wandte sich zum Gehen, als sie Brittanys Stimme vernahm. „Fräulein?“
Sie drehte sich um. „Kann ich etwas für Sie tun?“
„Vor dem Hotel stehen ein paar Fotografen. Ich glaube, sie warten auf mich, um Bilder zu machen.“
„Wirklich?“ Lily rührte sich nicht.
„Überzeugen Sie sich doch selbst, wenn Sie mir nicht glauben.“ Mit einem gekünstelten Lachen wandte sie sich an den Prinzen: „Es ist schrecklich, ständig sind sie hinter mir her.“
Schließlich trat Lily ans Fenster und blickte hinaus. „Die Straße ist leer.“
„Leer?“ Brittany sprang auf, sah hinaus und seufzte enttäuscht. „Aber ich hatte doch …“ Sie verstummte und fing sich wieder. „Ich hatte meinen Agenten ausdrücklich gebeten, er soll mir die Presse vom Leibe halten. Anscheinend hat es geklappt.“
Sie räusperte sich. „Würden Sie mich bitte einen Moment entschuldigen? Ich … ich möchte mir nur schnell die Nase pudern.“ Daraufhin verschwand sie im Badezimmer. Jedoch nicht, ohne vorher heimlich ihr Handy in die Handtasche zu stecken, wie Lily feststellte.
Unbeteiligt und kaum merklich zuckte sie die Schultern, bevor sie sich an den Prinzen wandte: „Darf ich mich jetzt verabschieden, Hoheit?“
Weil er am Fenster stand, hatte er den Vorfall mit dem Handy nicht bemerkt. „Waren heute Abend Fotografen vor dem Hotel?“
„Nicht dass ich wüsste.“
„Hat man jemanden darüber informiert, dass ich früher als erwartet angekommen bin?“
„Nein, Hoheit.“
„Hm.“ Nachdenklich betrachtete er die geschlossene Badezimmertür. „Bitte stellen Sie heute Abend keine Gesprächemehr durch.“
„Wie Sie wünschen. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?“
„Nein.“
„Dann gehe ich jetzt. Für den Fall, dass Sie etwas benötigen, brauchen Sie nur die Null zu wählen und sich mit der Concierge verbinden zu lassen.“
„Das sind Sie, nicht wahr?“
„Ich oder mein Kollege.“
„Sollte ich dann nicht besser Ihren Namen nennen?“
„Wie Sie möchten. Wenn ich nicht erreichbar bin, kann Ihnen mein Mitarbeiter auch helfen. Oder die Rezeptionistin.“
Brittany kam aus dem Badezimmer zurück. „Conrad?“
Er sah sie flüchtig an, bevor er sich von Lily verabschiedete. „Ich danke Ihnen.“
„Keine Ursache“, sagte sie und ging.
Eigentlich hatte sie ihm einen besseren Geschmack zugetraut – außer einem hübschen Gesicht hatte Brittany Oliver nicht viel zu bieten. Aber wie viele Männer gab es schon, deren Ansprüchen das nicht genügte? Und wenn man dem Ruf des Prinzen Glauben schenken durfte, gehörte er nicht zu den Ausnahmen.
Während sie zum Aufzug schritt, warf sie einen Blick auf die Armbanduhr. Es war bereits nach Mitternacht. Lilys nächste Schicht begann um sechs Uhr morgens. Jetzt noch nach Hause zu fahren lohnte sich nicht. Wie schon so oft in letzter Zeit würde also die Couch im Büro ihr Nachtlager bilden.
Lily seufzte. Zum Glück war es genauso komfortabel wie die meisten Gästezimmer. Gerard legte Wert auf Qualität, für ihn kam nur das Beste infrage. Das galt für die Betten in den Gästezimmern, das Sofa im Büro und genauso für die Mülltonnen in der Küche.
Auf dem Weg nahm sie eine leichte Decke aus einem der Wäscheschränke. Endlich im Büro, schloss Lily die Tür hinter sich. Gleich würde sie die Beine hochlegen und sich nur noch ausruhen. Müde ließ sie sich auf die Couch fallen.
Als das Telefon klingelte, hätte sie nicht sagen können, wie lange sie geschlafen hatte. Vielleicht ein oder zwei Stunden.
Trotzdem kam es ihr eher wie zehn Minuten vor. Langsam stand sie auf und ging an den Schreibtisch. Das Lichtsignal am Telefon zeigte, dass jemand aus dem Hotel anrief. Sie hob ab und meldete sich, in der Hoffnung, nicht allzu verschlafen zu klingen.
„Ich glaube, dass es bei Ihren Sicherheitsvorkehrungen eine Panne gegeben hat“, sagte Prinz Conrad am anderen Ende der Leitung.
Sofort war Lily hellwach. War jemand bei ihm eingebrochen? Hatte man ihn bedroht? Oh nein, so etwas wäre nicht auszudenken. „Was ist geschehen?“, fragte sie so ruhig wie möglich. „Soll ich die
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