JULIA EXTRA BAND 0274
ich Sie bitten möchte, muss sehr diskret geschehen.“
Unruhig rutschte Lily auf dem Sofa hin und her. Was wollte er von ihr? Plötzlich fürchtete sie das Schlimmste. Hatte er einen Mord begangen und wusste nicht, wohin mit der Leiche? Auch Diskretion hatte Grenzen.
„Worum handelt es sich?“, fragte sie noch einmal.
„Um Ms. Oliver.“
Natürlich! Das hätte sie sich denken können. Fast wünschte sie, er hätte lieber jemanden umgebracht. Denn mit einer Leiche würde sie eher fertig als mit Brittany Oliver. „Was ist mit ihr?“
„Nun, sie … Ich habe den Verdacht, dass sie beabsichtigt, mich auch weiterhin mit ihrer Gesellschaft zu erfreuen. Mit anderen Worten, ich rechne mit weiteren Besuchen.“
Sie schwieg. Das hörte sich ganz danach an, als habe der Prinz das Interesse an Brittany Oliver verloren. Lily fand die Schauspielerin auch nicht sonderlich sympathisch und zweifelte nicht daran, dass sie einem auf die Nerven gehen konnte. Doch das war kein Grund für den Prinzen, sie eiskalt fallen zu lassen – nachdem er gestern den ganzen Abend mit ihr in seiner Suite verbracht hatte. Was dort hinter verschlossenen Türen vor sich gegangen war, konnte Lily sich denken.
„Was erwarten Sie von mir?“, fragte sie misstrauisch.
„Ich möchte Sie nur darum bitten, ihr auszurichten, dass ich nicht zu sprechen bin, sollte sie anrufen oder mich besuchen kommen.“
Das, ging es Lily durch den Kopf, gefällt mir überhaupt nicht. Auch wenn es sich theoretisch mit meinen Pflichten vereinbaren lässt. „Mit anderen Worten, ich soll Sie verleugnen,sowohl am Telefon als auch in Person.“
„Richtig.“
Irritiert erwiderte sie: „Hoheit, das Hotel kann nicht bestimmen, welche Telefongespräche an Sie durchgestellt werden sollen und welche nicht. Vielleicht sollten Sie eine Sekretärin einstellen, die sich mit Ihren persönlichen Angelegenheiten befasst.“
„Ich habe eine Assistentin. Sie konnte mich auf dieser Reise nicht begleiten. Und jemand Fremdem kann ich meine persönlichen Angelegenheiten, wie Sie es nennen, nicht anvertrauen. Deswegen wende ich mich an Sie. Sie sind gewissermaßen im Moment meine Vertrauensperson.“
„Ich kann nicht behaupten, dass mir diese Aufgabe sonderlich zusagt.“
„Ist das notwendig?“
Bald wurde Lily wütend. „Bitte nehmen Sie es mir nicht übel, Hoheit. Aber es gehört nicht zu meinen Aufgaben, einen Gast – wie bedeutend er auch immer sein mag – vor den unliebsamen Aufmerksamkeiten seiner Besucherinnen zu schützen.“
Er betrachtete sie mit einem amüsierten Lächeln. „Nehmen wir an, es handelt sich um Besucher, nicht um Besucherinnen. Einen besonders aufdringlichen Reporter zum Beispiel. Würden Sie bei ihm dieselben Skrupel haben?“
Ertappt. Einen aufdringlichen Reporter würde sie mit dem größten Vergnügen abwimmeln.
„Das ist nicht das Gleiche.“
„Wirklich nicht?“
„Nein.“
„Dann erklären Sie mir bitte den Unterschied.“
Der Mann verstand sich gut darauf, sie in die Enge zu treiben. Lily versuchte, sich herauszuwinden. „In diesem Fall handelt es sich um eine Verletzung Ihrer Privatsphäre. Das zu verhindern gehört zu meinen Aufgaben.“
„Und was sagt Ihnen, dass Ms. Olivers Anrufe oder Besuche meine Privatsphäre nicht verletzen?“
„Ihr Rendezvous von gestern Abend zum Beispiel.“ Sie biss sich auf die Zunge. Das hätte sie nicht sagen dürfen.
Zum Glück schien er weniger Anstoß daran zu nehmen, als ihm von Rechts wegen zustand. Prinz Conrad zog lediglichdie Brauen hoch und fragte: „Rendezvous?“
„Nennt man es in Ihrem Land nicht so?“
„Ganz und gar nicht“, erwiderte er und sah sie herausfordernd an.
Lily winkte ab. „Wie auch immer. Ihr Privatleben geht mich nichts an …“
„Allerdings.“
„… aber als Frau stört es mich, Sie Ms. Oliver gegenüber zu verleugnen, nachdem Sie gestern den ganzen Abend mit ihr verbracht haben.“
Wieder hob er die Mundwinkel. Doch das Lächeln erreichte seine Augen nicht. „Ich finde Ihre Behauptung, wir hätten den ‚ganzen Abend miteinander verbracht‘, leicht übertrieben, Ms. Tilden.“
„Wie gesagt, es geht mich nichts an.“
„Darin stimmen wir überein.“
„Trotzdem lüge ich andere nicht gern an.“
Schweigend musterte er sie. Sein Blick war eisig.
„Ist es etwa eine Lüge“, fragte Prinz Conrad schließlich, „ Anruferinnen mitzuteilen, dass ich überhaupt nicht zu sprechen bin und ihnen vorzuschlagen, eine Nachricht zu
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