JULIA EXTRA BAND 0274
öffneten, drückte Lily ungeduldig den Knopf zu Conrads Etage.
Gerade wollte Lily aussteigen, da sah sie einen schlanken, auffallend modisch gekleideten jungen Mann vor sich. Anscheinend befand er sich auf dem Weg nach unten. Sie zögerte. Einer Eingebung folgend, fragte sie: „Entschuldigen Sie, aber sind Sie zufällig von Macy’s?“
„Ja.“ Er musterte sie. „Sind Sie zufällig Lily?“
Sie nickte. „Die bin ich.“
„Es wird aber auch Zeit. Ihr Haar ist eine Katastrophe, Darling.“ Theatralisch verdrehte er die Augen.
Lily warf einen Blick in den Spiegel an der gegenüberliegenden Wand und seufzte: Nach dem Mittagsschlaf in Gerards Ledersessel hatte sie sich nicht neu frisiert. „Ich hole nur schnell meine Haarbürste.“
Der Mann nahm sie beim Arm. „Damit ist uns nicht geholfen. Was Sie brauchen, Schätzchen, ist eine Generalüberholung, und die bekommen Sie jetzt.“ Er stieg mit ihr in den Aufzug.
„Einen Moment. Ich dachte, Sie sind für das Abendkleid zuständig.“
„Ich bin Stilberater, Darling, und kümmere mich nicht nur um Kleider.“ Er drückte auf den Knopf für die Lobby.
„Und außerdem sollte eine gewisse Maureen kommen.“
Er stemmte eine Hand in die Hüfte. „Sehe ich so aus? Mein Name ist Maurice, nicht Maureen.“
„Oh.“ Anscheinend hatte Conrad sich verhört. „Also gut, aber … bitte nichts zu Auffälliges, okay?“
Statt zu antworten, sah er sie nur an und seufzte.
Kurz darauf saß Lily in einem der teuersten Friseursalons von New York. Ein junger Mann strich ihr Blondierungscreme aufs Haar und wickelte die Strähnen in Alufolie.
Währenddessen befasste sich eine Frau zu ihrer Linken mit der Maniküre.
„Ich verstehe nicht, warum Sie noch nie Glanzlichter ausprobiert haben“, sagte Freddy kopfschüttelnd. „Wahrscheinlich hat man Ihnen eingeredet, dass Ihr Haar dafür zu hell ist. Das stimmt jedenfalls nicht. Was Sie brauchen, sind weißblonde Strähnchen ums Gesicht und dunklere an den Seiten und am Hinterkopf. Sie werden sehen, das Ergebnis ist umwerfend.“
„Das hoffe ich“, bemerkte Maurice, der die Prozedur kritisch verfolgte. „Auf Seite sieben im New York Tattler stand heute Morgen ein Artikel, nach dem irgend so eine hochadlige Lady hinter Ihrem Prinzen her ist.“
Seite sieben: Das war Caroline Hortons Klatschkolumne. „Meinen Sie Lady Penelope?“, erkundigte sich Lily.
„Ja, so heißt sie, glaube ich. Auf dem Foto hat sie ein Gesicht wie ein Pferd.“
Sie überhörte die unschmeichelhafte Bemerkung. „Er ist nicht mein Prinz“, stellte Lily stattdessen klar. „Ich bin bloß seine Begleiterin für den Ball am Samstag.“
Maurice ließ sich nicht beirren. „Mit einem Ball fängt es an“, sagte er und grinste breit. „Wir werden dafür sorgen, dass Sie die Schönste sind, nicht wahr, Freddy?“
„Überhaupt kein Problem“, bestätigte dieser.
„Ich glaube nicht, dass das zu Prinz Conrads Anweisungen gehört, Maurice“, wandte Lily zweifelnd ein.
„Darling, Ihr Prinz hat uns Carte blanche gegeben. Er sagt, Sie können haben, was Sie wollen – eine völlig neue Garderobe, wenn Sie darauf Lust haben. Nun? Was sagen Sie jetzt?“
Sie schwieg. So etwas hatte sie einmal in einer Zeitschrift gelesen. Im Alltag kam es nicht vor – zumindest nicht in ihrem. Und Lily wollte es auch gar nicht. Von einem Mann Geschenke anzunehmen war ihr seit jeher unangenehm. Das Abendkleid für den Ball ließ sich nicht vermeiden. Eine völlig neue Garderobe hingegen – nie und nimmer!
Gleichmütig beobachtete sie, wie Freddy noch mehr Blondierungscreme auftrug.
Zwei Stunden später blickte Lily aus dem Spiegel eine völlig fremde Frau entgegen. Dank eines raffinierten Stufenschnitts bildete das schulterlange glatte Haar den vollendeten Rahmen für ihr ovales Gesicht. Die neuen Glanzlichter schimmerten wie gesponnenes Gold. Die Brauen waren in Form gezupft und wölbten sich in zwei anmutigen Bogen über den großen blauen Augen. Die Verwandlung war wirklich erstaunlich: Sie sah wie eins der Supermodels in den Magazinen aus, elegant und atemberaubend schön.
Maurice war begeistert. Er versicherte ihr, dass er jetzt genau wisse, welcher Stil zu ihr passe. In einer Stunde wollte er mit einer Auswahl von Abendkleidern ins Montclair kommen.
Etwas befangen kehrte Lily ins Hotel zurück. Sie konnte sich nicht an ihr verändertes Image gewöhnen. Die Reaktion ihrer Kollegen half ihr dabei wenig.
Als sie die Lobby betrat, blieb Andy vor
Weitere Kostenlose Bücher