JULIA EXTRA BAND 0274
wenig verlegen.
„Wir hatten nur eine kleine Meinungsverschiedenheit über diesen Anzug“, erklärte Lily. „Und natürlich brauche ich ihn nicht.“
Conrad sah sie so bewundernd an, dass ihr ein Schauer über den Rücken rieselte. „Warum nicht?“, fragte er rau.
„Weil … weil es eine unnötige Ausgabe ist. Das mit dem Abendkleid leuchtet mir ein. Dieser Anzug hier …“ Sie sah an sich herab. „Ist …“
„… perfekt fürs Restaurant heute Abend“, fiel Maurice ihr ins Wort.
„Das stimmt“, sagte Conrad und nickte ihm zu. „Übrigens, wer sind Sie, wenn ich fragen darf?“
„Maurice Gibbons, der Stilberater von Macy’s. Sie haben mich herbestellt.“
„Oh“, murmelte der Prinz. „Ich war der Meinung … Richtig, jetzt erinnere ich mich. Maurice – genau, was man mir am Telefon gesagt hat.“
Der junge Mann nickte zufrieden. „Finden Sie nicht auch, dass sie ihn behalten sollte?“
„Wenn sie ihn möchte …“ Conrad lächelte.
„Natürlich möchte sie.“ Maurice warf Lily einen so finsteren Blick zu, dass sie nur mühsam ein Lachen unterdrückte. Mit Kleidern kannte er sich aus, das musste man ihm lassen. Der Hosenanzug stand ihr wirklich gut. Conrad dagegen schien von Damenmode nicht viel zu verstehen. Ihm ging es offensichtlich nur darum, ihr eine Freude zu machen.
Sie schluckte. Nicht, dass sie den Anzug haben wollte –Gott behüte! Aber dass Conrad an sie dachte, nicht an sich … Von den wenigen Männern, mit denen sie bisher ausgegangen war, hatte das noch keiner getan.
„Es bleibt dabei, ich brauche ihn nicht“, sagte sie entschlossen und ging in Richtung Bad, um sich umzuziehen.
„Warten Sie!“
Sie drehte sich um und sah Conrad an.
„Gefällt er Ihnen?“, fragte er.
Zögernd erwiderte sie: „Maurice hat einen sehr guten Geschmack.“
„Das war nicht meine Frage. Gefällt er Ihnen?“, wiederholte er.
„Schon, aber ich brauche ihn nicht.“
Ohne mit der Wimper zu zucken, wandte Conrad sich an Maurice. „Schreiben Sie ihn mit auf die Rechnung.“
„Mit dem größten Vergnügen, Hoheit.“
„Aber …“
„Soll ich die Quittung hier ins Hotel schicken?“, fragte Maurice, ohne auf Lilys Protest zu achten.
„Ich bitte darum.“ Conrad drehte sich zu ihr. „Ich möchte, dass Sie ihn behalten. Er steht Ihnen, und Sie gefallen mir darin. Ziehen Sie ihn heute Abend an. Wenn Sie ihn danach nicht mehr wollen, können Sie ihn ja verschenken. Bitte gestatten Sie mir diese kleine Geste.“
Unschlüssig zögerte sie. Wie sollte sie das verstehen? Wollte er sicher sein, dass sie heute Abend gut angezogen war? War ihm das Ganze peinlich? Oder wollte er ihr nur eine Freude machen?
Lily hatte keine Ahnung.
Was sie hingegen sicher wusste, war, dass sie sich wie einerichtige Prinzessin vorkam – mehr noch, wie eine Königin. Conrad gab ihr das Gefühl, jemand Besonderes zu sein. Das hatte bis jetzt noch niemand geschafft.
Wenn er also wirklich wollte, dass sie ihn heute Abend in diesem todschicken Ensemble begleitete, dann würde sie es tun. Und jeden Moment genießen.
10. KAPITEL
Am Abend fuhren Lily und Conrad ins Restaurant. In der schwarzen Stretchlimo tranken sie vorher eiskalten Champagner und hörten Frank Sinatra.
Das Glas in der Hand, lehnte sie in den weichen Lederpolstern, lauschte der einschmeichelnden Stimme des berühmten Sängers und atmete den Duft von Conrads Rasierwasser.
„Ach, das ist einfach großartig“, gestand sie. „Als ich klein war, habe ich mich oft gefragt, wie es ist, in einem dieser Schlitten zu sitzen. Dass es einmal Wirklichkeit wird, hätte ich nie gedacht.“
Conrad lächelte. „Ehrlich gesagt, ich bevorzuge meinen eigenen Wagen, und noch lieber gehe ich zu Fuß. Aber die Gelegenheit dazu habe ich leider nur sehr selten. Aus Sicherheitsgründen nehme ich meistens eine Limousine.“
„Sicherheitsgründe?“, fragte sie betroffen.
Er nickte. „Die Scheiben sind kugelsicher, und durch das dunkle Glas kann man die Bodyguards nicht sehen.“
„Brauchen Sie die?“
„Bei mir zu Hause fast nie. Auf Reisen ist es allerdings besser, vorsichtig zu sein. Nach allem, was in den letzten Jahren passiert ist …“
„Das stimmt“, meinte sie betrübt, doch dann hellte sich ihr Gesicht wieder auf. „Erzählen Sie mir von Ihrem Land.“
„Gern. Belorien ist wunderschön. Sehr grün, wir haben hohe Berge, weite Täler und viele kleine Bauernhöfe. Es gibt nur wenige Städte. Dafür kann man sich in hübschen Dörfern
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