JULIA EXTRA BAND 0274
mein schönstes Geschenk, Scott“, versicherte sie dem kleinen Jungen. „Vielen, vielen Dank.“ Ohne sich umzudrehen, fragte sie: „Findest du nicht auch, dass Scotts Stern einfach prachtvoll aussieht, Meg?“
Es blieb Jed überlassen, ihr zuzustimmen, denn ihre Tochter brachte keinen Ton hervor. Zum ersten Mal nannte ihre Mutter sie nicht mit Margaret, sondern Meg. Die Überraschungen nahmen kein Ende. Als Lydia dann auch noch auf sie zukam, ihre Hand nahm, um sie fest zu drücken, und mitetwas zittriger Stimme sagte: „Dein Sohn ist wundervoll, Meg. Wie stolz du auf ihn sein musst!“, da war sie sicher, dass sie träumte.
„Wir alle sind stolz auf ihn“, bekräftigte David, der sich mit Sonia und Jeremy zu ihnen gesellte.
„Ach David …“ Lydia schluchzte auf.
„Ich heiße auch David“, verkündete Scott wichtig. „Scott David Hamilton. Aber das sagt Mummy nur, wenn ich nicht artig bin …“ Verwirrt schwieg er, als die Erwachsenen in lautes Gelächter ausbrachen. Er hatte doch gar nichts Lustiges gesagt!
„Ich habe eine Idee!“, verkündete Sonia, immer noch lachend. „Jetzt gehen wir ins Wohnzimmer und singen Weihnachtslieder, so wie früher.“
„Großartig!“, stimmte ihr Lydia sofort zu. „Und als erstes ‚O Tannenbaum‘. Ich bin sicher, Scott kennt das Lied auch.“
Meg kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Sowohl Sonia als auch Lydia hatten das gemeinsame Singen stets verabscheut.
„Was geht hier bloß vor?“, murmelte sie, mehr zu sich selbst als zu Jed, als sie den anderen ins Wohnzimmer folgten.
„Keine Ahnung“, sagte er leise. „Aber an deiner Stelle würde ich mir deshalb nicht den Kopf zerbrechen. Genieße es lieber.“
Sie genossen es alle, als sie um das Klavier standen und zu Davids Begleitung Weihnachtslieder sangen. Auch Jed beteiligte sich; er besaß eine erstaunlich gute Stimme, von der er mit viel Temperament Gebrauch machte.
Dennoch wurde Meg eine gewisse Scheu ihm gegenüber nicht los. Jedes Mal, wenn sich ihre Blicke trafen, dachte sie daran, dass sie heute Nachmittag um ein Haar mit ihm geschlafen hätte.
Er wollte mit ihr reden, doch was gab es da schon groß zu sagen, abgesehen von dem, was sie beide wussten? Jede Beziehung zwischen ihnen musste gezwungenermaßen kurzlebig sein. Er reiste in der Welt herum, Scott und sie lebten in London. Sobald die Feiertage vorüber waren, würden sich ihre Wege wieder trennen. Ende vom Lied.
Meg blieb auch keine Zeit, länger darüber nachzudenken, denn ihre Aufmerksamkeit wurde erneut vom überraschendenVerhalten ihrer Mutter in Anspruch genommen. Sie bestand darauf, mit Scott am Küchentisch zu sitzen, als er sein Abendbrot bekam, was Mrs. Sykes schlicht und einfach die Sprache verschlug. Die Küche war ihr Reich, und Lydia ließ sich hier nur blicken, um das Menü für den nächsten Tag abzusprechen.
Als ihre Mutter danach auch noch dazukam, um dem Jungen beim Baden zuzuschauen, konnte Meg sich nicht länger zurückhalten.
„Mutter, was …“
„Später, Liebling. Jetzt bringen wir Scott zu Bett, und dann treffen wir uns alle im Wohnzimmer. Es gibt etwas, das ich euch vor dem Abendessen mitteilen möchte.“
Lange nachdem Lydia gegangen war und Scott bereits schlief, saß Meg auf ihrem Bett und fragte sich, was ihre Mutter ihnen zu sagen hatte. Etwas Gutes war es bestimmt nicht. Andererseits – war nicht Weihnachten? Die Zeit für Überraschungen – und manchmal auch Wunder?
Die Tür ging auf, und Jed kam herein – natürlich ohne anzuklopfen. „Was ist? Die anderen warten bereits.“
Meg seufzte. „Was geht hier vor, Jed?“
Er zuckte mit den Schultern. „Tauwetter, wenn du mich fragst. Drinnen ebenso wie draußen.“
Sie stand auf und trat ans Fenster. Tatsächlich! Es schneite nicht mehr, und an ein paar Stellen im Garten kam bereits die braune Erde zum Vorschein.
Das bedeutete, dass Jed morgen abreisen würde.
So wollte sie es doch, oder?
Er im Cottage, sie und Scott zurück in der Wohnung in London.
Es war das Letzte, was sie wollte, doch wollen und können gingen selten Hand in Hand. Was ihr blieb, war ihr Stolz, und das war immerhin etwas.
Sie zwang sich zu einem Lächeln, bevor sie sich umdrehte. „Das sind gute Nachrichten. Morgen kannst du abreisen.“
„Du auch.“ Seine Stimme war schroff, der Blick unergründlich.
„Ich weiß nicht …Vielleicht bleibe ich noch ein paar Tage.“ Seine Abreise bedeutete nicht, dass sie auch gehen musste.So, wie die Dinge lagen, wäre es
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