JULIA EXTRA Band 0276
nicht immer wie mit einem Erwachsenen zu sprechen, aber wen hatte sie sonst zum Reden?
„Ich habe die Zwillinge und die noch fehlenden Jahreszahlen eingetragen, als ich in der Schule gelernt habe zu schreiben“, erklärte er ernsthaft, und Phillippa drückte ihn kurz an sich, während sie die Namen und Daten überflog.
„Etienne war also dein Ururgroßvater“, teilte sie ihm mit und fuhr die Linie mit dem Finger nach. „Schau, und hier ist Max. Sein Großvater und dein Urgroßvater waren der gleiche Mann – Louis. Ich nehme an, Louis war ein Prinz.“
„Warum bin ich dann kein Prinz?“
„Vielleicht, weil deine Großmutter ein Mädchen war?“, überlegte Phillippa zweifelnd. „Aber ehrlich gesagt weiß ich es nicht. So gut kenne ich mich in Adelskreisen nicht aus.“
Luc fuhr selbst noch einmal mit dem Finger alle Linien entlang, die glatte Kinderstirn vor Konzentration ganz krausgezogen. „Warum ist hinter Max’ Namen ein Fragezeichen?“, wollte er wissen.
„Keine Ahnung.“
„Ist er ein Prinz?“
„Er hat nichts davon erzählt, oder?“
„Ich fände es aber cool, wenn er einer wäre.“
„Na, lieber nicht. Ich habe nämlich keine Krone, um sie mir auf den Kopf zu setzen“, sagte Phillippa geziert, und Luc kicherte. Das gefiel Phillippa. In einer Aufwallung von Zärtlichkeit schloss sie den kleinen Jungen in die Arme. Er war zu ernst und hatte schon viel zu viele Schicksalsschläge in seinem zarten Alter hinnehmen müssen.
Sie sollte ihn wirklich mehr wie ein Kind behandeln. Wenn sie doch nur nicht so allein wäre …
„Wird er wiederkommen?“, flüsterte Luc.
„Aber sicher!“, behauptete Phillippa mit aller Zuversicht, zu der sie fähig war. „Und während wir auf ihn warten, werde ich den Boden wischen.“
„Immer musst du arbeiten.“
„Aber das macht mir Spaß.“
Beziehungsweise hält es mich wenigstens vom Grübeln ab, fügte sie für sich hinzu.
Endlich tauchte Max auf, gefolgt von Duncan mit einem Hänger voll Feuerholz … und von Bert Henges mit seinem Traktor. Es hatte nichts weiter als das Versprechen auf einen Batzen Scheine bedurft, um ihn von seinem Sofa hochzuscheuchen. Die drei Männer machten mithilfe des Traktors kurzen Prozess mit dem festgefahrenen Lieferwagen. Nachdem sie noch ein paar kräftige Holzplanken über das beschädigte Gitter gelegt hatten, verschwand Bert mit einem Dollarbündel in der Hosentasche, während Max und Duncan ihre Wagen vorsichtig über den improvisierten Holzsteg und dann zur Farm steuerten.
Die Kinder hatten das ganze Spektakel atemlos von der Veranda aus verfolgt, doch sobald die Männer ausstiegen, rannten sie ins Haus. Duncan stand auf dem Hänger und reichte Max die Holzgebinde an, die dieser dann neben der Eingangstür aufstapelte. Sie hatten etwa die Hälfte geschafft, als Phillippa auftauchte. Sie hielt ihren Schrubber wie ein Gewehr im Anschlag, und hinter ihr versteckten sich die drei Kinder.
Sie sieht einfach niedlich aus, fuhr es Max völlig unangebracht durch den Kopf. Nicht erfreut, aber niedlich und bezaubernd.
„Was geht hier vor sich?“, verlangte sie mit energischer Stimme zu wissen und stöhnte überrascht auf, als sie sah, was die Männer gerade abluden. „Wo kommt das alles her?“
„Aus meinem Schuppen“, teilte ihr Duncan bereitwillig mit. Der unerwartete Profit hatte ihn regelrecht umgänglich gemacht. „Sieht aus, als hättest du dir da einen ganz spendablen Gönner an Land gezogen, Phillippa-Mädchen.“ Das klang ebenso zweideutig wie anerkennend und stürzte die Angesprochene in tiefste Verlegenheit.
„Er ist nicht mein Gönner !“, protestierte sie mit flammenden Wangen. „Und ich kann mir das hier nicht leisten.“
„Ist bereits bezahlt. Prima Kerl, dein neuer Freund.“ Damit wies er mit seinem schmutzigen Daumen auf Max, der sich vorsichtshalber taub stellte.
„Wie … wie seid ihr überhaupt mit den Wagen hierhergekommen“, fragte Phillippa, immer noch völlig perplex.
„Bert hat deine Karre aus dem Gitter gezogen“, verriet ihr der sonst so wortkarge Duncan. „Auch das Verdienst von deinem Galan.“
Phillippa kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Einmal über Max’ offenkundig magische Fähigkeiten und dann über Duncan, der sie mit seiner Geschwätzigkeit zunehmend irritierte.
„Sie haben Bert dazu bewegen können, bei dem Regen das Haus zu verlassen?“, vergewisserte sie sich bei Max und stellte sich dabei zwischen ihn und Duncans Hänger, um das Abladen des
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