JULIA EXTRA Band 0276
schob ihn die Regale entlang.
„Kann ich Ihnen helfen?“, rief ihm die Frau an der Kasse hinterher.
„Danke, aber ich habe eine Liste und komme schon zurecht.“
„Ihre Frau hat Ihnen eine Einkaufsliste mitgegeben?“
„Nein“, gab Max entmutigend kurz angebunden zurück, aber es half nichts.
„Wer hat Ihnen dann die Liste gegeben?“
„Phillippa.“
„Phillippa Donohue?“
Max drehte sich um und starrte in vier Augenpaare, die ihren Besitzerinnen aus dem Kopf zu fallen drohten.
„Die Frau von der Kettering Farm“, erklärte eine von ihnen überflüssigerweise. „Ich wusste gar nicht, dass sie einen Freund …“
„Er muss aus der Zeit stammen, als sie noch als Krankenschwester gearbeitet hat“, mutmaßte eine andere. „Vielleicht ist er ein Doktor …?“
„Sind Sie Arzt?“, wollte die dritte direkt wissen.
„Nein.“
Vier Paar Augenbrauen senkten sich enttäuscht, und als sich ihm vier Rücken zuwandten, beschloss Max, seine Einkaufstour durch den Laden fortzusetzen.
„Vielleicht ist es ja ein alter Bekannter aus Universitätszeiten“, drang es etwas gedämpfter, aber immer noch gut verständlich an sein Ohr. „Da hat Gina ja auch ihren Donald kennengelernt. Er absolvierte dort einen Kurs in Farmbuchführung. Ein einziges Wochenende reichte, um die beiden in Flammen aufgehen zu lassen. Whom !“
„War Phillippa denn auch auf der Universität?“
„Aber natürlich! Krankenschwestern kommen heutzutage in Australien nicht mehr ohne Studium aus. Gina und sie haben zusammen studiert, nur hat Gina später nie als Krankenschwester gearbeitet, sondern stattdessen Donald geheiratet. Ich erinnere mich noch daran, dass Phillippa zu ihrer Hochzeit gekommen ist. Gina hat sehr an ihr gehangen. ‚Dieses Mädchen ist so klug‘, hat sie immer gesagt. ‚Sie könnte leicht ihren Doktor machen.‘ Doch dafür fehlte das Geld. Stattdessen hat sie einen guten Job bekommen, als OP-Schwester. Und jetzt seht sie euch heute an! Haltet ihr das etwa für klug? Sich gegen alle Widerstände an diese marode Farm zu klammern? Wie dumm!“
Die Lady, die so gut über Phillippa Bescheid wusste, trug Lockenwickler im Haar und steckte in einer Art formlosem geblümtem Sackkleid. Die Arme hielt sie vor ihren großen Brüsten verschränkt, in einer unmissverständlichen Art, die besagte: Ich weiß mehr als ihr alle zusammen.
„Sie sollte wieder in ihren Schwesternberuf zurückgehen. Dass sie darauf besteht, die Farm zu behalten, ist reine Sturheit.“
„Aber sie liebt die Farm“, mischte sich eine der anderen Frauen fast schüchtern ein. „Sie hat es mir selbst gesagt. Nur deshalb will Phillippa sie nicht verkaufen.“
Mrs. Wichtig schnaubte. „Mal im Ernst, kennst du noch irgendjemand, der so dumm ist, ein derart lukratives Angebot auszuschlagen und damit auch noch dem Fortschritt im Weg zu stehen?“
„Sie sagte, es sei wie ein Zuhause …“
„Für die Kinder vielleicht. Wenn Phillippa nicht wäre, würden die drei längst bei Adoptiveltern leben, was für sie möglicherweise das Beste wäre. Je eher sie das einsieht, umso besser. Irgendwann wird sie doch aufgeben müssen.“
„Aber wenn sie jetzt einen Freund hat …“
Max zuckte unwillkürlich zusammen und schob seinen Einkaufswagen um die Regalecke.
„Sie sind Franzose, oder?“, fragte ihn eine der Grazien, während er den nächsten Gang inspizierte.
„Nein.“
Es war interessant gewesen, was er über Phillippa gehört hatte, aber was Max gar nicht gefiel, war selbst ausgequetscht zu werden. Angestrengt starrte er auf seine Liste. Brot … Nudeln … Hundefutter …
Ha, und das alles für zweiunddreißig Dollar! Guter Kaffee kostete allein acht Dollar das Paket. Drei Päckchen, entschied Max und warf in letzter Sekunde noch ein viertes in den Wagen.
Was fehlte noch? Tee? Ganz sicher! Und die Kinder sollten einen anständigen Kakao zu trinken bekommen, nicht dieses wässrige Zeug, mit dem er auch schon Bekanntschaft gemacht hatte. Wenn Luc dort landen würde, wo Max ihn sehen wollte, konnte er gar nicht früh genug anfangen, Qualität schätzen zu lernen.
Nach den Kakaopaketen, auf denen dicke dampfende Tassen mit einer cremigen Substanz abgebildet waren, wanderten noch ein paar Packungen Schokokekse, Müsli und andere Leckereien in den Wagen.
Als er hochschaute, sah sich Max erneut den vier Augenpaaren ausgeliefert, die ihn diesmal allesamt missbilligend musterten.
„Das kann sich Phillippa nicht leisten“, sagte eine der
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