JULIA EXTRA Band 0276
Gautier?“
„Für Sie Max, wenn Sie etwas zum Anziehen bei sich haben“, knurrte er. „Wenn nicht, gehen Sie wieder weg.“
„Ich habe … etwas.“
„Etwas?“
„Könnte sein, dass es ziemlich knapp ist.“
Eine Hand erschien im Spalt. Sie wirkte wie die eines körperlich hart arbeitenden Menschen. Nicht weich und blass, wie Phillippa es sich für einen Prinzen vorstellte. Unwillkürlich dachte sie an Max’ zupackende Art beim Holzabladen. Fürstlich? Niemals!
Wer war er? Und was war er?
Die ungeduldige Geste, die Max mit seiner Hand ausführte, ließ sie zusammenzucken. Rasch drückte sie die mitgebrachten Sachen in seine Hand, dann zog er den Arm auch schon zurück, und die Tür fiel zu. Einen Moment blieb es ganz ruhig, und dann …
„Dieses Ding ist nicht nur zu eng …“, ertönte es gedämpft durch die geschlossene Tür, „sondern absolut lächerlich.“
„Was anderes habe ich nicht. Deshalb das Laken.“
„Und woher stammte das Cape?“
„Von Donald. Seine anderen Sachen hat die Fürsorge bekommen.“
„Ich brauche momentan auch Fürsorge.“
„Wir haben ja neuerdings einen Wäschetrockner“, entfuhr es Phillippa. „Dank Ihnen!“, setzte sie hastig hinzu. „Geben Sie mir Ihre Sachen raus, und ich trockne sie.“
„Und bis die fertig sind, soll ich hier drinnen sitzen?“
„Warum sollten Sie? Um Ihr Ansehen brauchen Sie sich hier keine Sorgen zu machen. Wir sind ganz unter uns.“
Lange Pause. „Ist das Feuer schon in Gang?“
„Ja, und Fisch und Chips sind auch gerade geliefert worden, wenn ich richtig gehört habe. Soll ich Ihnen einen Teller reinreichen?“
„Hier ist es kalt.“
„Sie haben meine Gymnastikhosen und ein Bettlaken. Kommen Sie raus da.“
„Wenden Sie den Blick ab.“
„Soll ich vorgehen, um Claire und Sophie zu bitten, auch den Blick abzuwenden ?“, fragte sie spöttisch.
Sekundenlang herrschte erneut verblüfftes Schweigen, dann öffnete sich langsam die Tür, und Phillippa sog scharf den Atem ein.
Wow!
Wohlerzogene junge Ladies starren nicht, hatte Alice immer gesagt, aber es gab Momente im Leben einer Frau, da musste man Anstand und Erziehung auch mal vergessen dürfen. Phillippa starrte nicht nur, sie gaffte.
Er sieht aus wie ein Bodybuilder, schoss es ihr durch den Kopf. Tief gebräunt, muskulös und fantastisch gebaut. Ihre Hosen saßen bei ihm so eng, wie sie bei ihr lose die Hüften umspielten. Der Oberkörper war nackt.
Angesichts der albern gemusterten Gymnastikhose hätte er wirklich lächerlich wirken müssen, stattdessen sah er einfach umwerfend aus.
„Sie können unmöglich ein Prinz sein!“, entfuhr es Phillippa gegen ihren Willen.
„Das bin ich auch nicht“, gab er scharf zurück.
„Was sind Sie dann?“
Keine Antwort. In der einen Hand hielt Max das verschmähte Bettlaken, in der anderen seine nassen Sachen. Er sollte sich das Laken lieber um die Schultern hängen, dachte Phillippa und versuchte, ihre Atmung zu kontrollieren.
„Wie meinen Sie das?“, fragte er schließlich. „Wollen Sie wissen, ob ich vielleicht eine Art Reisevertreter bin und Enzyklopädien an Haustüren verkaufe?“
„Das tun Sie nicht.“
„Stimmt. Ich baue.“
„Was?“
„Häuser. Haben Sie nicht gesagt, dass es Fisch und Chips gibt?“
„Ja, in der Küche …“ Sie konnte ihren Blick einfach nicht von seinem entblößten Oberkörper losreißen.
„Hören Sie auf damit.“
„Womit?“
„Mich anzustarren. Männer dürfen Frauen auch nicht auf den Brustkorb starren.“
„Sie haben aber einen sehr netten Brustkorb …“, murmelte Phillippa versonnen.
Auweia! Ich bin einfach schon viel zu lange aus der Übung, dachte sie entsetzt, während sich das Schweigen zwischen ihnen dehnte. Wahrscheinlich durften wohlerzogene Frauen fremden Männern auch keine Komplimente über ihren Oberkörper machen.
„Entschuldigung“, murmelte sie schließlich verlegen. „Schauen Sie mich nicht an wie einen Porriwiggle. Ich weiß, ich hätte das nicht sagen dürfen.“
„Wieso, das war doch ein nettes Kompliment, aber was ist ein Porriwiggle ?“
„So was wie eine Kaulquappe und ganz sicher kein Kompliment! Aber egal, ich hätte mich lieber für das viele Essen bei Ihnen bedanken sollen.“
Kurz darauf saß Max in Phillippas Gymnastikhose am Ofen, aß Fisch und Chips, trank heißen Kakao und genoss schweigend das geschäftige Treiben um sich herum. Dabei rechnete er jede Sekunde damit, Phillippas Fragen beantworten zu müssen, die
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