JULIA EXTRA Band 0276
Frauen tadelnd. „Ihre Kühe sind krank.“
„Meine nicht“, gab Max kühl zurück und griff nach einer großen Tüte Marshmallows. Was war eine anständige heiße Tasse Kakao ohne Marshmallows? Ob sechs Tüten reichten? Und was war mit Schokolade? Ob die Kinder helle oder dunkle bevorzugten? Und Phillippa? Drei von jeder, entschied Max – oder besser auch sechs!
Und jetzt zu den Grundnahrungsmitteln. Nudelfertiggericht? Das meinte Phillippa doch sicherlich nicht ernst. Die Steaks sahen verlockend aus, aber Kinder aßen vielleicht lieber Würstchen? Max legte einige Packungen Steaks zurück und dafür Würstchendosen in den Einkaufswagen. Dann dachte er an Dolores und ihren schmachtenden Blick und packte die Steaks wieder in den Wagen.
Inzwischen war er beim Weinregal angelangt. Australische Weine – wunderbar. Und Obst. Auf keinen Fall stimmte er mit Phillippa in der Skorbutsache überein. Also – Bananen, Orangen, Erdbeeren …? Natürlich Erdbeeren! Hatten sie wohl eigene Sahne oder sollte er lieber welche einpacken?
Aber Lebensmittel waren ja nicht das Einzige, was auf der Farm fehlte.
„Ich brauche Holz“, verkündete er in eine Atempause des Damenkränzchens hinein. „Wo finde ich Feuerholz?“
„Bei diesem Wetter kann man keine Bäume fällen.“
„Genau das ist mein Problem. Außerdem hat Phillippa Rückenprobleme.“
„Das wissen wir“, erwiderte Mrs. Wichtig. „Und das bereits seit letzter Woche. Der Arzt hat ihr dringend geraten, sich zu schonen. Ich nehme an, in der Zwischenzeit sind alle Öfen ausgegangen.“ Lag da etwa ein Unterton von Schadenfreude in ihrer Stimme?
„So ist es“, bestätigte Max knapp. „Und das bringt keinen der Einheimischen auf die Idee, ihr zu helfen?“
„Sie ist keine Einheimische“, klärte ihn eine andere auf. „Sie kam erst hierher, nachdem die Eltern der Kinder tödlich verunglückt waren. Und seither klammert sie sich an die Farm, obwohl wir ihr alle gut zureden, sie zu verkaufen. Ihre Halsstarrigkeit stellt ein ziemliches Problem für die Gemeinde dar.“
„Wieso?“
„Weil wir eine neue Straße bauen wollen“, riss Mrs. Wichtig das Gespräch wieder an sich. „Es gibt etliche große Farmen, die außerhalb des Ortes liegen und ein starkes Interesse an einer direkten Anbindung haben. Wenn Phillippa verkaufen würde, könnten wir eine Brücke über den Fluss bauen, was natürlich zunächst immense Kosten verursacht, sich aber schnell amortisieren wird, weil es später enorme Fahrtzeiten einspart“, kam es wie aus der Pistole geschossen.
„Ich verstehe“, sagte er langsam. „Kann es sein, dass ihre Kühe deshalb so plötzlich erkrankt sind?“
„Natürlich nicht!“, empörte sich die Walküre mit den Lockenwicklern. „Aber zu erwarten war so etwas schon lange. Das Mädchen hat sich einfach zu viel aufgebürdet. Diese unsinnige Idee, die Farm um jeden Preis behalten zu wollen, bis die Kinder erwachsen sind! Das ist doch lächerlich!“
„Und deshalb verdient sie keine Hilfe, wenn sie verletzt ist?“, fragte Max zynisch und war wütend auf sich selbst, dass er sich überhaupt auf eine derart unqualifizierte Diskussion einließ.
Abgesehen davon ging es ihn überhaupt nichts an, was Phillippa hier tat oder nicht tat. Es war nur so … ungerecht. Wie David gegen Goliath. Oder ein roter Lockenkopf gegen einen Sturschädel voller Lockenwickler. Dieses Klatschweib ging ihm wirklich auf die Nerven!
„Wo kann ich Brennholz für den Übergang bekommen“, fragte er, jede Verbindlichkeit aus seiner Stimme verbannend.
„Wir haben nur sogenannte Barbecue-Pakete“, meldete sich die Frau an der Kasse, die bisher kaum ein Wort von sich gegeben hatte. „Die verkaufen wir zu erhöhten … ich meine zu Vorzugspreisen an Touristen und Camper. Immer zehn Scheite in einem Bund, für fünf Dollar das Paket.“
Max dachte erst an den großen Herd in der Farmküche und dann an Phillippas schlanke Finger, blau vor Kälte. Als er den Blick hob, schaute er in vier neugierig gespannte Gesichter und fühlte heiße Wut in sich aufsteigen. Sicher, er war ein Fremder, und was hier geschah, ging ihn im Grunde nichts an. Doch dann erinnerte er sich wieder an die dunklen Schatten unter Phillippas Augen und knirschte unhörbar mit den Zähnen.
„Wie viele Pakete haben Sie vorrätig?“
„Etwa vierzig, schätze ich.“
„Wenn Sie sie anliefern, nehme ich alle.“
Allgemeines Aufkeuchen. „Was für eine Geldverschwendung!“, platzte der weibliche
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