JULIA EXTRA Band 0276
erledigen konnte.
„Du gehst also davon aus, dass ich bleibe?“, knüpfte sie übergangslos wieder an das brisante Thema an, nachdem sie über eine halbe Stunde schweigend durch die reizvolle Landschaft gefahren waren, für die Phillippa aber momentan keine Augen hatte.
„Hier hast du es viel leichter als in Australien.“
„Mag sein …“, gab sie nachdenklich zurück und musterte ihn scharf. „Wovor hast du Angst, Max?“
„Vor gar nichts.“
„Lüg mich nicht an. Selbst jetzt, nachdem wir uns ausgesprochen haben, meidest du meine Gesellschaft.“
„Ich begleite dich doch gerade auf deiner Shopping-Tour.“
„Das tust du nur, um mir mein neues Leben schmackhafter zu machen!“ Ihr aufsteigender Ärger überraschte Phillippa ebenso wie Max. „Erst lockst du mich mit der Aussicht auf Wärme und Luxus hierher, versprichst, die Verantwortung für die Kinder mit mir zu teilen oder sogar zu übernehmen, aber ich will verdammt sein, wenn ich mich durch deinen Charme, dein gutes Aussehen und diese alberne Prinzenuniform weichklopfen lasse!“
„Charme … gutes Aussehen?“, hakte er erfreut nach.
„Lach mich nicht aus!“
„Würde ich nie wagen.“
„Oh, doch! Halt den Wagen an“, forderte sie abrupt.
„Warum?“
„Weil ich keinen Meter weiter fahre, ehe du mir nicht gesagt hast, was ich wissen muss.“
Max lenkte den Sportwagen mit elegantem Schwung in eine der schmalen Parkbuchten am Rande der kurvigen Serpentinenstraße, die extra für Touristen eingerichtet worden waren. Von hier aus konnten sie gefahrlos die fantastische Aussicht über das Tal genießen, wo sich der im Sonnenschein glitzernde Fluss behäbig zwischen der imposanten Bergkulisse hindurchschlängelte.
Er stellte den Motor aus. „Was musst du wissen?“
„Erzähl mir von deiner Mutter.“
„Das habe ich doch bereits.“
„Aber nicht alles.“
Max seufzte, löste den Gurt und starrte auf die graue Felswand, die steil neben ihnen aufragte. „Sie hat sehr jung geheiratet, brachte einen Sohn zur Welt und war kreuzunglücklich in ihrer fürstlichen Traumehe. Wahrscheinlich ist sie deshalb fremdgegangen. Nach meiner Geburt wurde sie samt meinem Vater, Thierry und mir von dem alten Prinzen aus dem Schloss geworfen. Und nach dessen Tod wurde Bernard Kronprinz, blieb aber unverheiratet, und damit kamen mein Vater und Thierry, als Bernards Erben, wieder ins Spiel.“
„Und du?“, fragte Phillippa leise.
„Ich? Ich war das Resultat einer Affäre und damit wertlos für die Fürstenfamilie.“
Phillippa dachte an Blake, der darauf bestand, Max mit Eure Hoheit anzureden, an die anderen Diener, die ihr spärliches Gehalt für eine Paradeuniform opferten und an einige Bemerkungen von Max selbst, die bisher nur wenig Sinn ergeben hatten.
„Nein“, entgegnete sie fest. „Du bist in Wirklichkeit Edouards leiblicher Sohn, nicht wahr?“
Max warf ihr einen scharfen Seitenblick zu und wusste sofort, dass es keinen Zweck hatte zu leugnen. „Ja, aber das erfuhr ich selbst erst vor wenigen Wochen.“
„Warum?“
„Tja, meine Mutter sagt, sie habe das Schloss und alles, was damit in Verbindung stand, so sehr gehasst, dass sie die Geschichte mit ihrer Affäre nur erfunden habe, um von dort fliehen zu können … mit mir. Für Thierry war es bereits zu spät. Er stand so sehr unter dem Einfluss unseres Vaters, dass sie keinen Einfluss mehr auf ihn hatte.“
„Oh, Max!“
„Sie hätte es mir nie erzählt, wenn ihr Pflichtbewusstsein und die Sorge um die Bevölkerung von Monte Estella sie nicht dazu getrieben hätten. Ich weigerte mich nämlich rundheraus, den Gedanken auch nur zu erwägen, Bernards Nachfolge anzutreten, wie auch immer. Deshalb sagte sie mir schließlich die Wahrheit.“ Seine Augen waren umwölkt, doch als er Phillippa anschaute, erhellte sich sein Gesicht. „Ich weiß, dass sie dich sehr mögen würde“, sagte er weich. „Und du würdest sie lieben.“
„Ach, Max. Deine arme Mutter. Ich kann mir kaum vorstellen, was sie alles durchmachen musste. Gibt es denn einen Beweis für deine legitime Abstammung?“
„Ja, einen DNA-Test, den sie vorsichtshalber machen ließ und bisher unter Verschluss hielt. Ich glaube, außer ihr und Blake – der einzige Vertraute, den sie im Schloss hatte – weiß niemand davon.“
„Aber du willst das Testergebnis nicht präsentieren?“
„Nein, warum sollte ich? Ich lege keinen Wert auf den Thron und würde meine Mutter damit nur bloßstellen. Ich kann das Land auch
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