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JULIA EXTRA Band 0276

JULIA EXTRA Band 0276

Titel: JULIA EXTRA Band 0276 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Spencer , Liz Fielding , Marion Lennox , Kathryn Ross
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sagte er etwas ironisch.
    Nicht in diesem Fall, dachte sie. Der Anfang würde warten müssen, bis sie den Boden dafür bereitet hatte.
    „Okay, ich bin also keine Journalistin mehr, sondern ich führe eine kleine Frühstückspension.“
    Offenbar hatte er etwas anderes erwartet. „Ganz allein?“
    „Ja.“
    „Ist das nicht ein bisschen viel für eine Person?“
    „Doch.“
    „Und gefällt es dir?“
    „Nein“, gab sie zu.
    „Warum tust du es dann? Oder besser gefragt: Wieso gibst du etwas vor, das du nicht bist?“
    „Weil ich meiner Mutter ein Versprechen gegeben habe.“
    „Was für ein Versprechen soll das sein, das eine erwachsene Frau dazu bringt, ihre Identität zu verleugnen?“, fragte er harsch. „Du führst doch kein Bordell!“
    „Ich bin vielleicht eine erwachsene Frau, aber meine Mutter, nun, sie ist es nicht. Nicht mehr.“ Sie brach ab. Es fiel ihr schwer, darüber zu sprechen, weil sie ihre Mutter nicht hintergehen wollte. Schlimm genug, dass diese perfide Krankheit sie schon jeder Würde beraubt hatte.
    Für einen kurzen Moment war Gina versucht, einfach aus Mikos’ Leben zu verschwinden, ohne die dunklen Geheimnisse ihrer Vergangenheit zu lüften. Andererseits hatte er ihr niemals einen Grund gegeben, an ihm zu zweifeln.
    „Meine Mutter“, fuhr sie mit tiefer Stimme fort, „hat Alzheimer im fortgeschrittenen Stadium.“
    Sein Mitleid war ihm anzusehen, als er nach ihrer Hand griff. „Und das ist dein Geheimnis. Oh, Gina, wie konntest du nur denken, dass ich dich nicht verstehe?“
    „Niemand versteht es.“
    „Ich bin aber nicht jedermann, agape mou. Wahrscheinlich verstehe ich deine Situation besser als sonst irgendwer. Meine eigene Mutter ist auch unverschuldet zum Außenseiter geworden. Sie war Anwältin und hat den damals regierenden Diktator Papadopoulos öffentlich kritisiert. Sie kam ins Gefängnis und ist dort von einem der Wachmänner vergewaltigt worden.“
    „Mein Gott!“, rief Gina entsetzt.
    „Kurze Zeit später wurde sie entlassen und ist in ihr Dorf zurückgekehrt. Aber sie wurde von allen geschnitten, nachdem bekannt wurde, dass sie schwanger war. Mithilfe einer alten Amme hat sie mich in dem Haus zur Welt gebracht, das sie von ihrer Familie geerbt hat. Als Kind musste ich miterleben, wie sie jede Arbeit verrichtete, um Essen auf den Tisch zu bringen. Als ich älter wurde, half ich ihr, indem ich unser Ackerland mitbestellte. Ich war vierzehn, als sie starb, und habe unser Heimatdorf ohne einen einzigen Blick zurückgelassen. So sehr habe ich die Leute dafür gehasst, was sie ihr angetan haben.“
    „Dann verstehst du es wirklich.“
    „Absolut.“ Er streichelte ihren Arm, und seine Berührung war Balsam für ihre Seele. „Wann ist die Krankheit bei deiner Mutter ausgebrochen?“
    „Das wissen wir nicht genau. Vermutlich vor sechs Jahren. Damals lebte ich in Vancouver in einem Loft in Yaletown. Aber ich liebte die Insel, auf der ich groß geworden war, und bin oft dahin zurückgekehrt. Meine Großmutter, die mit uns dort gelebt hatte, war gerade gestorben. Deshalb habe ich auch die ersten Krankheitsanzeichen meiner Mutter auf ihre Trauer und ihre Einsamkeit geschoben. Wir haben sogar gemeinsam über die Dinge gelacht, die sie getan hatte.“
    Ihre Gedanken schweiften ab zu der Zeit, als das Lachen ihr Leben bestimmt hatte.
    Du trägst den Schuh am falschen Fuß, Mom.
    Kein Wunder, dass es sich so falsch anfühlt!
    Vorsicht, Mom, du wirst dich verbrennen. Nimm einen Ofenhandschuh, wenn du etwas aus dem Backofen holst!
    Um Himmels willen, natürlich! Was habe ich mir bloß dabei gedacht?
    „Sie lebte nach dem Tod deiner Großmutter allein? Und dein Vater?“
    „Er war Fischer und ertrank, als ich gerade achtzehn Jahre alt war.“
    „ Thee mou! Deine Familie hat es hart getroffen.“
    „Deine auch“, bemerkte Gina. „Wenigstens durfte meine Mutter mehr gute als schlechte Jahre erleben. Mein Vater und sie führten eine fantastische Ehe. Ich bin in einem sehr glücklichen Elternhaus aufgewachsen, zusammen mit einer Großmutter, die ich vergöttert habe. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es sein muss, zum Beispiel ohne Vater aufzuwachsen.“
    „Es war besser, dass ich ihn nie kennengelernt habe. Vermutlich hätte ich ihn für das getötet, was er meiner Mutter angetan hat.“
    „Das verstehe ich. Aber du hast dich blendend entwickelt, dank deiner Mutter und dir selbst. Dennoch braucht jeder Junge eine Vaterfigur.“
    „Ich hatte einen Mentor“,

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