JULIA EXTRA Band 0276
Zeit entschädigt werden.
„Das ist natürlich die einzige Alternative“, gab sie widerwillig zu. „Und als ich unserem Arzt sagte, sie würde keinen fremden Menschen in unserem Haus akzeptieren, schickte er mich hierher, damit wir es fürs Erste versuchen können.“ Sie schnitt eine schiefe Grimasse. „Er hält mich momentan für zu labil, um endgültige Entscheidungen treffen zu können. Seine exakten Worte waren, ich solle eine Auszeit nehmen, um einen persönlichen Zusammenbruch zu verhindern.“
„Deshalb hast du also diesen Auftrag außer der Reihe angenommen.“
„Mehr oder weniger“, erwiderte sie ausweichend.
„Nun, dein Arzt hat recht. Was immer du tust, es entscheidet über den Rest deines Lebens. Folge seinem Rat und vergiss deinen Kummer für den Augenblick. Jetzt lernst du erst einmal Athen kennen.“ Er gab ihr einen leichten Schubs. „Zieh dich an, mein Mädchen, bevor meine guten Vorsätze von meinem inneren Tier besiegt werden“, scherzte er.
„Mir wäre wohler, wenn ich zuerst zu Hause anrufen könnte.“
„Ruf dort an, so oft du willst“, sagte er verständnisvoll. „Solange du mein Gast bist, kannst du selbstverständlich mein Telefon benutzen.“
Nach diesem schmerzvollen Geständnis hätte Gina niemals gedacht, dass sie ihre Sorgen verdrängen könnte. Aber Mikos war wunderbar. Nachdem sie ihr Gewissen beruhigt hatte, begab sie sich vollständig in seine Hände.
Gemeinsam stromerten sie später durch die lebhafte Nacht und ergötzten sich an Blumenverkäufern, Straßenmusikanten und beleuchteten Sehenswürdigkeiten. Schließlich endeten sie in einem Café und tranken dort Eiskaffee.
Gina hatte nur noch Augen für Mikos. Er lenkte sie ab und tat alles, damit sie ihre Zeit genoss.
„Wenn du nur einen Wunsch frei hättest, der nichts mit der Krankheit deiner Mutter zu tun haben darf, was wäre es?“, fragte er sie plötzlich.
Impulsiv sagte sie: „Dass diese Nacht nie endet.“
Seine Miene war steinern, und er schwieg eine Weile. „Aber das muss sie natürlich“, murmelte er schließlich. „Doch es gibt einen neuen Tag und einen danach.“
„Ich kann dir nicht ganz folgen“, gab sie irritiert zurück und traute ihren eigenen Ohren kaum.
„Du bist nur für wenige Wochen hier, mana mou, und die Zeit wird schnell vergehen. Warum sollten wir sie verschwenden, wenn wir sie gemeinsam verbringen können? Gib dein Hotelzimmer auf und zieh bei mir ein, Gina. Lass mich dir einen Urlaub bereiten, den du nie vergessen wirst. Vielleicht stärkt dich das, wenn du wieder nach Hause musst. Ich kann dir deinen Kummer nicht nehmen, aber ich kann ihn dich für eine Weile vergessen lassen. Was sagst du dazu? Lässt du dich darauf ein? Auf uns?“
6. KAPITEL
Entgeistert sah Gina Mikos an. „Aber wir kennen uns doch kaum. Welche Frau würde so einen Schritt wagen?“
„Wir haben doch die wohl intimsten Momente zwischen Mann und Frau geteilt. Wie gut willst du mich noch kennenlernen?“ Er lächelte vielsagend.
Ihre Augen funkelten. „Wenn du schon über Sex sprichst, dann senke wenigstens deine Stimme!“, zischte sie erbost.
„Ich spreche nicht von Sex“, sagte er laut. „Ich rede davon, dass wir Liebe gemacht haben. Sex ist schnell vergessen. Der Mann wendet sich seiner nächsten Eroberung zu, die Frau auch. Kannst du mir sagen, nach dem, was wir miteinander hatten, dass du einfach weiterziehen möchtest?“
„Nein, nein“, stammelte sie betroffen und sah unsicher zu den Nebentischen hinüber.
„Wo ist dann das Problem?“, drängte er. „Können wir nicht weiter unser Zusammensein genießen?“
Wie sollte sie ehrlich zu ihm sein, ohne sich selbst dabei bloßzustellen? Gina konnte ihm doch nicht einfach gestehen, dass sie in nur zwei Tagen mit Mikos intensivere Gefühle entwickelt hatte als in den zwei Jahren mit ihrem Exverlobten.
Leider wusste sie seine Emotionen nicht einzuschätzen. Er benahm sich so, als würde sie ihm tatsächlich etwas bedeuten – hörte ihr zu, kümmerte sich um sie und zeigte viel Verständnis. Damit traf er sie an ihrer empfindlichsten Stelle. Endlich durfte sie sich bei jemandem anlehnen, aber verwechselte sie das vielleicht mit wahrer Liebe?
„Ich sehe, wie es in deinem Kopf arbeitet, Gina“, seufzte er. „Sprich mit mir! Sag mir, was du denkst!“
„Dass du der netteste Mann bist, der mir je begegnet ist“, antwortete sie spontan.
„Beweise es! Verbringe deine Ferien mit mir!“ Sein Strahlen war unwiderstehlich.
„Ich
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