JULIA EXTRA Band 0276
Püppchen? dachte Mikos und verdrehte die Augen.
„Dann wissen Sie offenbar nichts über mich, Mr. Tyros“, erwiderte sie unumwunden. „Sonst wüssten Sie, dass ich im Vergleich zu den Frauen, die Sie für gewöhnlich umgeben, ausgesprochen gewöhnlich und langweilig bin.“
„Es gibt keine gewöhnlichen und langweiligen Frauen“, gab er kichernd zurück. Ihm schien ihre offene Antwort zu gefallen. „Und ich muss darauf bestehen, dass du mich Angelo nennst. Die Förmlichkeiten sollten wir vergessen.“
Sie ignorierte sein vertrauliches Angebot und sah sich um. „Sie haben ein wunderschönes Haus, Mr. Tyros. Verbringen Sie Ihre gesamte Zeit hier?“
„Ich habe überall auf der Welt Häuser, meine Liebe“, gestand er freimütig. „Aber dieses hier habe ich am liebsten. Möchtest du mehr davon sehen?“
Mikos reichte jedem ein Glas Champagner. „Ich führe dich nachher gern herum, wenn du möchtest, Gina“, bot er an. „Aber jetzt wäre ein Toast angebracht. Willst du, Angelo, oder soll ich?“
Der alte Mann hob sein Glas. „Auf deine reizende Gina. Ich bewundere deine Wahl.“ Er sah sie direkt an. „Hab Dank, meine Liebe, dass du einen Abend mit einem einsamen alten Mann vergeudest. Ich hoffe, es ist der erste von vielen.“
Erstaunt stellte Mikos fest, dass Gina in sich hineinlächelte. Dann verschleierte sich ihr Blick. „Ich freue mich darauf.“
Später beim Essen saßen sie am Ende eines riesigen Tisches, an dem mindestens vierzig Leute Platz hatten. Gina saß Mikos gegenüber, während Angelo den Kopf der Tafel zierte. Und während des gesamten Essens überschlug sich der alte Herr bei dem Versuch, Gina zum Mittelpunkt des Interesses zu machen.
Er bediente sich des öligen Charmes eines Mannes, der es gewöhnt war, dass Frauen jeden Alters an seinen Lippen hingen. Er ergötzte sich an amüsanten und teilweise ironischen Anekdoten über berühmte Menschen, denen er begegnet war.
Aber Gina sah in seine dunklen Augen und fand den Mann einfach nur grauenhaft. Sie konnte nicht verstehen, wie Mikos es aushielt, für ihn zu arbeiten.
„Ich rede zu viel, du musst mir verzeihen“, entschuldigte sich Angelo und wagte es, seine Hand auf ihr Handgelenk zu legen. „Ich langweile dich.“
„Weit gefehlt“, behauptete sie und verkrampfte sich unter der ungewollten Berührung. Sie wollte ihn nicht verschrecken. Nicht jetzt, da sie ihn genau dort wusste, wo sie ihn haben wollte. „Um ehrlich zu sein, bin ich nur Ihretwegen nach Griechenland gekommen.“
„Mikolas erwähnte so etwas. Du schreibst an einem Artikel?“
„Das ist richtig.“ Mühsam riss sie sich zusammen, um Mikos nicht unnötig vor seinem Mentor zu blamieren. Was sie zu sagen hatte, ging nur Angelo Tyros allein etwas an.
„Wissen Sie, was ich mir wünschen würde, Mr. Tyros?“, begann sie mit einem kalten Lächeln.
„Verrate es mir, und ich werde es möglich machen.“
„Ich würde mich gern unter vier Augen mit Ihnen unterhalten, falls Sie einmal ein oder zwei Stunden erübrigen könnten.“
Seine Finger schlossen sich um ihr Handgelenk, und es kostete sie all ihre Kraft, ihren Arm nicht angewidert zurückzuziehen.
„Selbstverständlich. Wann möchtest du herkommen?“
Zwischen ihnen war mittlerweile ein unsichtbarer Machtkampf ausgebrochen, den keiner von beiden zu verlieren gedachte. So selbstverständlich und nachdrücklich, wie er sie duzte, blieb Gina kühl bei ihrer förmlichen Anrede.
„Wann immer es Ihnen passt. Ich habe jeden Tag Zeit.“
„Aber nicht jede Nacht, was?“, scherzte er mit einem Seitenblick auf Mikos. „Dieses Mädchen gefällt mir, Mikolas. Sie muss etwas Besonderes sein, wenn sie dich vergessen lässt, dass du der härteste Mann meines Teams sein solltest.“
„Mir war gar nicht klar, dass ich es vergessen habe“, wandte Mikos ein. „Ich habe doch gestern schon deutlich zum Ausdruck gebracht, dass ich Beruf und Privatleben trenne.“
Tyros’ Lächeln war verschmitzt. „In diesem speziellen Fall könnte ich dir keinen Vorwurf machen, wenn du es tätest. Deine Lady ist außergewöhnlich und hat einen exzellenten Geschmack. Mir ist dein Schmuck aufgefallen, Liebes“, fügte er an Gina gewandt hinzu. „Woher hast du ihn?“
Zu ihrem Entsetzen griff er nach dem alten Silberanhänger, den sie trug, um ihn sich genauer anzusehen.
„Er befindet sich seit Generationen im Besitz meiner Familie“, entgegnete sie steif.
Seine dunklen Augen schienen sie zu durchdringen. „Dann ist
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