JULIA EXTRA Band 0276
deine Frau, abends nicht zu wissen, ob du heil wieder nach Hause kommst, oder ob sie zur Witwe wird.“
„Das ist mir klar. Einer meiner Gründe, niemals zu heiraten oder Kinder zu kriegen.“
Ein Grund für mich, meine Gefühle besser im Zaum zu halten, dachte Gina betroffen.
Mikos mochte anziehend und sexy, kultiviert, charmant und intelligent sein – aber sich in einen Mann wie ihn ernsthaft zu verlieben, konnte nur in einem Desaster enden. Das konnte sie nicht auch noch verkraften.
Der Rest der Woche verstrich ohne besondere Vorkommnisse. Jeden Tag rief Gina zu Hause an, um sich nach ihrer Mutter zu erkundigen. Und sobald sie beruhigt war, begab sie sich auf Entdeckungsreise quer durch Athen. Sie lernte ein paar Brocken Griechisch, stöberte durch bunte Läden und enge lebhafte Seitenstraßen und sog alle Impressionen buchstäblich in sich auf. Diese Erinnerungen sollten ihr später helfen, sich in Kanada wieder zurechtzufinden.
Am Freitag überraschte Mikos sie, indem er schon um drei Uhr nachmittags von der Arbeit kam. „Pack ein paar Sachen zusammen, wir können in einer Stunde losfahren“, verkündete er strahlend. „Wir lassen die Stadt hinter uns und machen zwei Wochen Urlaub auf Petaloutha.“
„Das geht nicht“, widersprach sie eilig. Sie wollte Athen auf keinen Fall verlassen, bevor sie ihren Plan nicht in die Tat umgesetzt hatte.
Doch Mikos winkte nur ab. „Selbstverständlich geht das. Versuche gar nicht erst, mir das auszureden! Mir steht der Urlaub schon lange zu, und du kannst nicht nach Hause fliegen, ohne die Inseln gesehen zu haben.“
„Ich würde wirklich gern, aber ich kann nicht.“ Hilflos suchte sie nach Argumenten. „Ich habe noch nichts von Angelo gehört. Vielleicht meldet er sich genau dann, wenn wir fort sind, und ich verpasse mein Interview!“
„Das wird nicht passieren. Er ist selbst im Ausland und wird nicht vor Monatsende zurückerwartet. Aber ich soll dir ausrichten, dass er eure Verabredung nicht vergessen hat. Sobald er zurück ist, will er einen Tag mit dir zusammen verbringen. Das sollte dir genug Zeit geben, ihn mit Fragen zu löchern, oder?“
Eine Stunde hätte vermutlich auch gereicht, um sich für Angelo und auch für Mikos zur Persona non grata zu machen. Schließlich war sie deswegen hier. Umso besser, wenn sie in der Zwischenzeit zwei herrliche Urlaubswochen mit ihrem Traummann verbringen konnte. „Aber was ist mit meiner Mutter? Ich muss in Verbindung bleiben …“
„Wir fahren ja auch nicht nach Sibirien, glikia mou “, unterbrach er sie grinsend. „Wir haben Strom und Telefon. Du kannst also genau wie hier jederzeit zu Hause anrufen.“
Sie hätte aus Stein sein müssen, um diesen traumhaften Urlaub abzusagen. Zwei ganze Wochen! „Überredet.“
„Klasse!“ Er gab ihr spielerisch einen Klaps auf den Po. „Und jetzt pack einen Koffer zusammen, wir fliegen um vier Uhr ab!“
Zu ihrem Erstaunen flogen sie mit einem Helikopter, den er selbst steuerte. Für Gina war es der erste Hubschrauberflug ihres Lebens.
„Guck nicht so ängstlich“, rief er lachend, nachdem er ihren angespannten Gesichtsausdruck bemerkte. „Ich hab noch nie einen Passagier verloren. Andererseits gibt es für alles ein erstes Mal.“
Ob sich schon einmal jemand in seinem Helikopter übergeben hat? überlegte sie und legte sich unwillkürlich eine Hand auf den Bauch.
Offensichtlich war sie extrem blass im Gesicht, denn Mikos beugte sich vor und strich ihr besorgt übers Knie. „Ich mach doch nur Spaß, calli mou. Entspanne dich, dann geht es dir gleich besser. Ich verspreche dir, dass du heil ankommen wirst.“
Mikos behielt recht. Beeindruckt sah Gina durch ihr Seitenfenster auf das azurblaue Meer hinunter, zählte die Inseln um sie herum und staunte über die vielen weißen Ferienhäuser und schönen Sandstrände. Segelschiffe und Fischerboote bewegten sich zwischen den Inseln hin und her.
Dann flogen sie auf ein Fleckchen Land zu, das Gina erschreckend klein vorkam. Gerade groß genug, um die zwei dicht bewachsenen Miniberge zu umschließen, von deren Schluchten aus Wasserfälle talwärts stürzten. Ihr war schleierhaft, wie Mikos den Hubschrauber auf einer Fläche landen konnte, die kaum größer als ein Badehandtuch war. Butterweich setzte die Maschine auf.
„Du bist toll geflogen“, lobte sie ihn und nahm ihr Headset ab. „Ich hätte mich in diesem Dschungel winziger Inseln kaum zurechtgefunden.“
Er lachte. „Dieses Baby ist mit einem
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