JULIA EXTRA Band 0276
Warum hast du dich mir nicht anvertraut? Dachtest du, ich lehne dich ab, so wie Angelo es mit deiner Großmutter getan hat?“
„Nein“, gab sie zu. „Ich nahm an, du würdest nur aus Pflichtbewusstsein bei mir bleiben. Und dass du mir vorwirfst, ich würde dich in eine Ehe zwingen wollen.“
„Du hättest mir verschwiegen, dass ich ein Kind gezeugt habe?“
„Nicht für immer, nein. Jedes Kind hat das Recht auf seinen Vater. Und jeder verantwortungsbewusste Vater hat das Recht, sein Kind zu sehen. Aber ich hätte es aufgeschoben bis nach der Geburt. Die letzten Monate waren die schwierigsten meines Lebens, Mikos. Ich musste wissen, ob ich stark genug bin, ohne dich weiterzuleben, wenn es sein muss. Ich musste mich erholen.“
„Und hast du dich erholt, Liebste? Genug, um die Vergangenheit hinter dir zu lassen?“
„Oh, ich vermisse meine Mutter noch immer“, sagte sie betrübt. „Das wird auch so bleiben. Aber ich habe ihren Tod akzeptiert. Mir ist klar, dass man deswegen niemandem einen Vorwurf machen kann. Unser Arzt hat oft und lange mit mir geredet. Er machte mir klar, dass sie trotz aller Umstände nicht leiden musste. Zudem konnte sie auch der Hölle ihrer Krankheit entfliehen. Also, um deine Frage zu beantworten: Ich bin noch nicht den ganzen Weg gegangen. Aber mittlerweile weiß ich genau, dass ich es kann und auch schaffen werde.“ Sie zeigte auf ihre Körpermitte. „Ich muss. Wir bekommen ein Baby.“
Zärtlich streichelte er über ihren leicht gerundeten Bauch. „Und du hast mich“, versprach er. „Ihr alle beide werdet mich immer an eurer Seite haben.“
Vor ihrer Schwangerschaft hatte Gina nicht gewusst, wie intensiv der Sex zwischen Mann und Frau sein konnte, wenn man sich um die Verhütung keine Gedanken mehr machen musste.
Viel, viel später schlief sie selig in seinen Armen ein. Sein rhythmischer Herzschlag versicherte ihr, dass Mikos tatsächlich bei ihr war – nicht nur in ihrer Einbildung wie all die Monate zuvor.
Am nächsten Morgen erwachten sie, als die ersten Sonnenstrahlen durchs Fenster fielen. Sie hatten abends noch lange miteinander gesprochen, Pläne geschmiedet und sich ihre Hochzeitsfeier in den buntesten Farben ausgemalt.
In einem Monat sollte sie stattfinden, und die Hochzeitsreise ging natürlich nach Petaloutha. Sie wollten ein Haus auf Evia kaufen, damit Angelo in der Nähe seines Urenkels leben konnte, aber das Penthouse in Athen würden sie trotzdem behalten.
Es war herrlich, so unbefangen die eigene Zukunft planen zu können. Ohne zu zögern antwortete Gina, als Mikos sie nach ihrem eigenen Elternhaus fragte: „Ich bin bereit loszulassen. Von jetzt an ist mein Zuhause bei dir.“
„Aber dieser Ort bedeutet dir so viel, Liebste. Du musst das Haus nicht verkaufen. Ich heuere ein Verwalterpaar an, die es führen können.“
„Die Erinnerung ist mir das Wichtigste, Mikos. Und sie wird immer bei mir sein, wohin ich auch gehe.“
Ergriffen streichelte er ihr liebevoll das Gesicht. „Triff jetzt noch keine Entscheidung. Du hast alle Zeit der Welt, darüber nachzudenken.“
Als Gina eine Weile später mit einem Frühstückstablett das Schlafzimmer betrat, lag Mikos mit geschlossenen Augen da. Fasziniert bewunderte sie seinen kräftigen, makellosen Oberkörper.
„Wo warst du?“, murmelte er verschlafen. „Ich habe den Arm nach dir ausgestreckt, und du warst nicht da.“
„Ich habe ein schönes Frühstück für uns gemacht. Frisch gepresster Orangensaft, kanadischer Kaffee, den du vermutlich hassen wirst, und Waffeln mit eingelegten Blaubeeren aus dem letzten Sommer.“
Seine Miene verzog sich zu einem Grinsen. „Was für eine Frau! Habe ich dir heute schon gesagt, dass du mich unbeschreiblich glücklich machst und dass ich dich liebe?“
„Nein. Um ehrlich zu sein, heute noch nicht.“
Er zog sie zu sich hinunter, bis sie quer auf ihm lag. „Du machst mich unbeschreiblich glücklich, und ich liebe dich, Angelina. Willst du mich heiraten?“
Ihre Suche nach Glück und Zufriedenheit war endlich beendet. „Ja, ich will“, seufzte sie.
Es war halb neun Uhr morgens an der kanadischen Westküste, das bedeutete, halb acht Uhr abends in Griechenland. Satt von Waffeln und Liebe entschieden Gina und Mikos, sich mit den frohen Neuigkeiten bei Angelo zu melden.
„Wo zur Hölle bist du?“, brummte Angelo grimmig, als er Mikos’ Stimme hörte.
„Im Bett mit deiner Enkelin, mein Alter“, sagte er lachend.
„ Bastardo! Hast du denn keinen
Weitere Kostenlose Bücher