JULIA EXTRA Band 0276
der Restaurantgruppe ganz allein in Max’ Händen. Er brauchte jemanden, der die PR-Arbeit übernahm. Und sein Bruder hatte ihm klar und deutlich gesagt, dass er nicht irgendjemanden brauchte, sondern Louise’ Talent nutzen sollte.
Natürlich war Jack, nachdem er diese Bombe gezündet hatte, ganz gemütlich wieder nach Amerika abgereist und überließ nun Max die ehrenwerte Aufgabe, Louise davon zu überzeugen, ihr eigenes Unternehmen aufzugeben und für ihn zu arbeiten.
Brillant. Nachdem er sie damals entlassen hatte, musste er sie nun wieder ins Boot holen. Ganz gleich, was es kostete. Max machte sich keine Illusionen, es würde nicht leicht sein, sie zu überzeugen. Louise mochte damals im Restaurant versagt haben, doch sie hatte eine 1a-Karriere im Marketing- und PR-Bereich hingelegt. Zu ihrer Klientel zählten die bekanntesten Restaurants des Landes. Sie kannte jeden im Business, jeden in den Medien, und da ihre Mutter zur High Society gehörte, verkehrte sie auch noch mit der gesellschaftlichen Elite. Keine Frage: Louise war allererste Wahl.
Doch auch clever genug, um zu erkennen, dass das Bella Lucia sie mehr brauchte als sie das Bella Lucia.
Dass er sie mehr brauchte als sie ihn.
Er an ihrer Stelle würde keine Sekunde zuhören. Würde sie auf Knien rutschen lassen, betteln …
Hoffentlich dachte sie nicht genauso.
Max sah auf die Uhr. Wenn er sich beeilte, könnte er sie vor dem Büro abfangen.
„Du bist wirklich unschlagbar, Louise.“ Oliver Nash hatte im Foyer auf sie gewartet und geleitete sie nun hinaus. Dabei hielt er ihre Hand viel länger als notwendig. „Darf ich dich zum Abendessen einladen, um mich richtig bei dir zu bedanken?“
„Ende des Monats bekommst du meine Rechnung. Wenn du die begleichst, ist das Dank genug.“
„Irgendwann sagst du doch mal Ja, und das wird dann mein Glückstag sein.“
Louise lachte. „Irgendwann sage ich doch mal Ja und jage dir damit einen Riesenschrecken ein. Geh nach Hause zu deiner lieben Frau, Oliver.“
„Du kennst mich einfach zu gut“, sagte er seufzend und küsste sie auf die Wange. Just in diesem Moment sah sie Max, der an seinem Wagen lehnte und sie beobachtete. „Hast du deinen Lustknaben gegen einen Mann in den besten Jahren eingetauscht?“, fragte er sarkastisch.
Zu Louise’ Erleichterung dämmerte es bereits, sodass niemand ihr zartes Erröten bemerkte. Schon Max’ Gegenwart jagte ihr das Blut durch die Adern und erschütterte ihr inneres Gleichgewicht.
Oliver dagegen ließ nicht einmal ihre Hand los.
„Oliver, ich glaube, du kennst Max Valentine noch nicht. Max, Oliver Nash ist ein sehr geschätzter Kunde von mir, der Vorsitzende der Nash Group.“
„Fast Food?“, fragte Max.
„Schnelles Essen, schneller Profit“, lachte Oliver gutmütig. Offenbar beeindruckte ihn die Feindseligkeit des jüngeren Mannes nicht. „Und was macht der Slow-Food-Sektor?“
Ihr kurzes Wortgeplänkel gab Louise die Gelegenheit, sich zu entspannen.
„Wir sehen uns dann morgen, Oliver.“
„Kommst du klar?“ Er sah in die Wolken, aus denen sich gerade die ersten Tropfen lösten, und dann zu Max. „Ich kann dich nach Hause fahren.“
„Louise und ich haben noch etwas Geschäftliches zu besprechen“, erklärte Max und legte die Hand an Louise’ Ellbogen.
Max berührte sie nie, wenn es sich vermeiden ließ. Zumindest nicht mehr seit jenem Sommer, als sie aus Italien zurückkam und alles anders gewesen war.
Aus den Kindern waren halbe Erwachsene geworden, und sie hatten einander angesehen, wie sich Cousin und Cousine nicht ansehen sollten …
Damals wussten sie noch nicht, was sie heute wussten: Dass sie gar nicht Cousin und Cousine waren, weil Louise als Baby adoptiert worden war.
Mit einem kühlen Lächeln entwand sie sich ihm. „Bürozeiten sind von zehn bis sechs, Max.“
„Es ist fast acht.“
Das bemerkte er, ohne auf die Uhr zu sehen, und Louise fragte sich, wie lange er wohl schon hier wartete. Sein Pech. Sie war schließlich niemandem Rechenschaft schuldig.
„Für geschätzte Kunden macht man auch mal eine Ausnahme“, gab sie huldvoll zurück.
„Dann bist du grenzenlos verfügbar?“
Louise ignorierte die zweideutige Betonung. „Wenn du etwas Geschäftliches mit mir zu besprechen hast, mach bitte morgen einen Termin mit meiner Sekretärin. Vielleicht kann ich mich nächste Woche ein Stündchen frei machen.“
Dann wandte sie sich an Oliver. „Danke für das Angebot, aber ich möchte dich nicht aufhalten. Wir
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