JULIA EXTRA Band 0276
Wahl getroffen hatte. Im Bella Lucia hätte er doch immer mit einem Auge die Vorgänge im Restaurant überwacht, anstatt sich auf ihr Gespräch zu konzentrieren.
Dieses Verhalten hatte er oft genug bei seinem Vater beobachten können. Für Robert Valentine besaß das Geschäft Vorrang vor allem – schon immer. Doch Max wollte nicht wie sein Vater sein. Vor allem heute Abend durfte er sich von nichts ablenken lassen. Sein wichtigstes Ziel war jetzt, Louise zu überzeugen.
Nur sie anzusehen fiel ihm jedoch nicht schwer. Mit siebzehn aus Italien zurückgekehrt, zur Frau gereift, war sie in den vergangenen Jahren noch weiblicher und erwachsener geworden. Bestimmt lagen ihr die Männer zu Füßen, und Max konnte es sich nicht leisten, ihnen Gesellschaft zu leisten.
„Wie war deine Australienreise?“, fragte er. „Melbourne, oder? War es schön?“
„Willst du damit herausfinden, ob es sich als Standort für ein Bella Lucia eignet?“
Was für ein Schuss vor den Bug. Damit machte sie ihm unmissverständlich klar, dass ihn ihre neue Familie nichts anging. Doch er sah das anders. Sie war eine Valentine, und ihre ganze Familie, leiblich oder adoptiert, war wichtig.
„Unterstellst du mir so einspuriges Denken?“
Wortlos nippte sie an ihrem Mineralwasser.
„Also?“ Er musste die Unterhaltung zu seinem Vorteil wenden. „Was sagst du zu Melbourne?“
„Ich sage, dass du immer noch glaubst, ich hätte auch nur das geringste Interesse am Bella Lucia.“
„Immerhin hast du dein Leben lang davon profitiert. Dank der Restaurants hattest du ein Dach über dem Kopf, etwas zu essen, teure Klamotten …“, erinnerte er sie. „Von dem Geld hat Onkel John das Apartment bezahlt, als du von zu Hause ausgezogen bist. Ja, ich gehe davon aus, dass du wenigstens ein bisschen Interesse am Fortbestand des Bella Lucia hast.“
Louise errötete. Damit hatte er sie. Sie mochte wütend sein, verbittert, doch sie wusste, was sie John und Ivy Valentine verdankte. Selbst wenn sie nicht gut auf sie zu sprechen war.
„Wie planst du eine Marketingkampagne?“, sprach er die Fachfrau in ihr an.
„Zuerst kreieren wir eine Marke“, erklärte sie nach einem kurzen Zögern.
„Eine Marke?“ Er runzelte die Stirn. „Wir sind kein Fast-Food-Restaurant wie der Laden von Oliver Nash.“
Ungeduldig wischte Louise seine Bemerkung fort. „Denk nicht in so engen Bahnen. Was glaubst du, aus welchen Gründen jemand ein Bella Lucia betritt?“
„Das hängt von der Person ab. Und davon, welches Bella Lucia er oder sie betritt. Alle drei sind ja grundverschieden. Ein Geschäftsmann, der mit seinen Kollegen im Mayfair speist, führt seine Gattin ins Knightsbridge und geht wahrscheinlich mit seinen Kindern ins Chelsea.“
„Und mit wem würde er im Bella Lucia Qu’Arim essen?“
Max kamen Bilder von Louise in den Sinn, Louise und er in Qu’Arim.
„Mit der Frau, die er liebt“, sagte er dann. „Die Anlage dort ist ein romantisches Kleinod.“
„Das kann alles oder nichts heißen.“ Einen Moment musterte sie ihn schweigend. „Wenn es ein Stoff wäre, welcher wäre es?“
„Ein Stoff?“
„Baumwolle?“, schlug sie vor. „Nein? Kaschmir? Samt? Leinen?“
„Seide“, entschied er. „Mit einem Hauch Kaschmir.“
„Und wenn es eine Tageszeit wäre?“
„Nacht“, kam es prompt. „Schwarz mit einem silbrigen Glanz von Mondlicht und die Sterne zum Greifen nah.“
„Jeder Mann ein Scheich und jede Frau seine willige Sklavin? Das ist keine Romantik, Max. Das sind sexuelle Fantasien.“
„Und das ist schlimm?“
„Wahrscheinlich nicht“, gab sie zu. „Aber es ist nicht gerade politisch korrekt, zuzugeben, dass Sex verkaufswirksam ist. Und ich frage mich, was die Frauen davon halten.“
Nun lächelte er. „Ich entführe dich dorthin, dann kannst du selbst urteilen.“
„Ich erstelle eine Marketingstudie“, wies sie ihn zurecht. „Erzähl mir mehr.“
Das ließ er sich nicht zweimal sagen. „Wir haben großes Glück, Lou. Surim hätte auch jedes andere Restaurant für seine Ferienanlage nehmen können.“
„Wozu alte Schulfreundschaften doch gut sind, nicht wahr?“
„Wenn man einem Mitschüler hilft, ist es nicht von Nachteil, wenn es sich dabei um ein zukünftiges Staatsoberhaupt handelt“, stimmte er zu.
„Entschuldige. Ich meinte es nicht so zynisch. Ich weiß ja, dass ihr echte Freunde seid. Nur hast du leider meistens deine Arbeit im Kopf.“
„Sagt die Frau, die selbst gerade einen Zehnstundentag
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