JULIA EXTRA Band 0281
einfachen Restaurant in einem Hotel an der Strandpromenade. Inzwischen war es früher Abend, und sie hatte seit dem Frühstück, das hauptsächlich aus Kaffee bestanden hatte, nichts gegessen. Der Gedanke an eine Portion Fisch und Chips war durchaus verlockend.
Maggie atmete tief durch und betrat das Restaurant, in dem eine Gruppe von Senioren saß, die offensichtlich einen Busausflug ans Meer gemacht hatten. Auch einige Einheimische erkannte sie, die ihr lächelnd zunickten.
Sie errötete, als sie daran dachte, wie wenig sie in dem halben Jahr unternommen hatte, um ihre Nachbarn näher kennenzulernen.
Und angesichts des Gedränges und des Lärms in dem Lokal fragte sie sich, ob sie nicht allein in ihrem friedlichen Wohnzimmer besser aufgehoben wäre. Ihre Schläfen begannen zu pochen, und sie hatte sich beinahe entschieden, lieber wieder nach Hause zu fahren, als die Kellnerin zu ihr kam.
„Tisch für eine Person?“, fragte das magere Mädchen, das einen Kaugummi im Mund hatte.
Maggie konnte sich nicht erinnern, wann sie zuletzt allein in einem Lokal gegessen hatte. Falls überhaupt jemals. Das war eine Angewohnheit, die sie sofort ändern würde, beschloss sie.
„Ja, bitte“, antwortete sie begeistert und erntete einen erstaunten Blick von dem jungen Mädchen, das sie anscheinend für ein bisschen verrückt hielt.
Tom ging zum Auto zurück, nachdem er mit den Besitzern des Strandcafés einen Termin ausgemacht hatte, die Veranda zu streichen. Als er am Sea Captain vorbeiging, stieg ihm der Geruch von gebratenem Fisch in die Nase, und er blickte durch das große Fenster auf die Gäste.
Und da saß ausgerechnet Maggie Bryce allein an einem wackeligen Tisch und las die Speisekarte.
Er befahl sich, einfach weiterzugehen. Es war das Beste, vor allem nach dem Tag, den er hinter sich hatte. Bei Sonnenaufgang hatte er vom Strand aus geangelt, nach dem Frühstück in der Hängematte gelegen und einen Krimi gelesen, anschließend war er joggen gewesen – eine Strecke von zehn Kilometern. Zu allem Überfluss hatte er auch noch Alex besucht und mit dessen Töchtern am Computer gespielt, aber es hatte alles nichts genützt, Maggie war ihm einfach nicht aus dem Kopf gegangen.
Deshalb war er zum Strandcafé gefahren. Er musste sich um Termine kümmern, für die Zeit „nach Maggie“, wenn er nicht mehr täglich ihre verführerischen Lippen und die ernsten grauen Augen vor sich hatte. Wenn nicht mehr Gefahr bestand, ihren untreuen Ehemann zu betrügen …
Trotzdem konnte er ihr kurz Guten Tag sagen. Die kommende Woche würde wie im Flug vergehen, und danach würden sie beide mit ihrem Leben weitermachen.
Als er die Restauranttür öffnete, hatte er sich beinahe eingeredet, das seltsame Gefühl in seinem Magen sei nur Hunger.
Als Tom sich zu Maggie an den Tisch setzte, blickte sie auf und begann unwillkürlich zu strahlen.
Bestimmt nur, weil sie jetzt nicht mehr allein hier sitzen muss, sagte Tom sich sofort, trotzdem schien sein Herz einen Schlag lang auszusetzen.
„Ich dachte, du bist auf deinem Boot und angelst“, sagte sie.
„Das war ich. Hast du schon bestellt, Maggie?“
„Nein“, antwortete sie betreten. „Ich bin seit zwanzig Minuten hier, aber man scheint mich vergessen zu haben.“
„Das bestimmt nicht – aber du musst am Tresen bestellen“, klärte Tom sie auf.
„Ach so!“ Maggie errötete verlegen.
Am liebsten hätte er ihre Wangen gestreichelt und ihr versichert, dass er kein Moralapostel war und ihren Mann aus dem Gedächtnis streichen würde, wenn sie es auch konnte. Aber das durfte er auf keinen Fall!
„Würdest du auf meine Handtasche aufpassen, während ich bestelle?“, bat sie.
„Ja, sicher. Und wenn du schon dabei bist, bestell mir den panierten Fisch, Pommes Frites und eine Extrascheibe Zitrone, bitte.“
„Du bleibst also zum Essen?“, erkundigte sie sich und sah ihn hoffnungsvoll an. Dann stand sie auf und stieß zufällig gegen sein Knie.
Bestimmt war es nur zufällig! „Ja, wenn es dir recht ist.“
Nun errötete sie noch heftiger und eilte zum Tresen.
Tom fuhr sich durchs Haar und rief sich alle Gründe in Erinnerung, warum Maggie nicht die Richtige für ihn war. Wieso ging sie ihm dann trotzdem nicht aus dem Sinn?
Vielleicht weil sie unerreichbar war? Waren nicht die verbotenen Früchte angeblich die süßesten?
„Hallo, Tom, alter Junge!“
Tom blickte auf und entdeckte seinen Cousin, der sich ungefragt an den Tisch setzte. „Hallo, Alex! Was machst
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