JULIA EXTRA Band 0281
zu binden. „Ist es nicht zu heiß?“
„Du hast am Samstag das Essen im Sorrento Sea Captain bezahlt, und dafür will ich mich revanchieren, indem ich dir heute etwas Besonderes serviere.“
„Verstehe.“
Als sie zu ihm kam, stieg ihm der Duft ihres berauschenden Parfüms in die Nase. Rasch zog er ihr das Tuch aus der Hosentasche, wobei er wie nebenbei die nackte Haut ihrer Taille streifte.
Leider weckte die kurze Berührung in ihm den Wunsch, Maggie überall zu berühren. Der Blick ihrer großen grauen Augen verriet ihm, dass sie es wusste.
Tom lächelte bedeutsam und verband ihr die Augen mit dem roten Tuch.
„He, was soll das?“, protestierte sie und wollte es herunterreißen.
„Nicht!“ Er hielt ihre Hände fest. „Warte ein bisschen.“
Sie ließ die Hände sinken, so vertrauensvoll, dass es ihn im tiefsten Innern traf. Trotzdem musste er jetzt weitermachen, sonst hätte er wie ein Narr gewirkt.
Schnell band er das Tuch fest, dann legte er Maggie die Hände auf die Schultern und steuerte sie zur Hintertür und die Treppe hinunter, wobei er ihr jede Stufe ansagte.
„Ist das wirklich nötig?“, fragte sie, während sie bis zum Rand des Dickichts gingen. „Kann ich jetzt die Augenbinde abnehmen?“
„Ja“, sagte er nach einem kurzen Moment, in dem er sie bewundernd betrachtet hatte.
Sie nahm das Tuch ab und blickte erstaunt auf die Picknickdecke, auf der eine Kühlbox mit Garnelen stand, eine Flasche Wein, Brot und verschiedene Sorten Käse. Und dann entdeckte sie den Tunnel im Dickicht, der eine fantastische Aussicht auf die Klippen und das Meer bot.
„Hast du das alles seit heute Morgen geschafft?“, fragte Maggie schließlich überwältigt.
„War es die Mühe wert?“, konterte er.
Sie lachte auf. „Das fragst du nicht im Ernst, oder?“
Nein, ihr strahlendes Lächeln entschädigte ihn für die schmerzenden Muskeln und Gelenke. Und bevor er wusste, wie ihm geschah, wandte sie sich ihm zu und umarmte ihn.
Er zögerte nur den Bruchteil einer Sekunde, dann legte er die Arme um sie und presste sie an sich. Am liebsten hätte er sie nie wieder losgelassen, weil es sich so gut anfühlte, sie so dicht an sich zu spüren.
Doch schließlich räusperte sie sich verlegen und trat einen Schritt zurück.
Da Tom nicht genau wusste, wie er sich verhalten sollte, legte er noch etwas mehr Abstand zwischen sie und tat ganz unbeeindruckt. „Wie wäre es jetzt mit essen?“, fragte er rau. „Dir genügt ja vielleicht die Aussicht, aber ich brauche nach all der Arbeit etwas Handfesteres. Ich sterbe vor Hunger.“
„Oh, ja, natürlich!“ Sie ging zu der Decke und setzte sich anmutig hin.
Um sie herum summten die Bienen, die Möwen schrien hoch oben am blauen Himmel, während sie beide die köstlichen Shrimps aßen, Wein tranken und ihr Picknick genossen.
„Ist die Aussicht so, wie du gehofft hattest, als du mich engagiert hast?“, erkundigte Tom sich schließlich.
Maggie zuckte die Schultern. „Ich weiß selbst nicht, was ich mir erhofft hatte. Mehr Klarheit vielleicht. Ein Zeichen, was ich als Nächstes tun soll …“
„Als Nächstes?“, wiederholte Tom ahnungsvoll.
„Ja. Ob ich Belvedere verkaufen und in die Stadt zurückziehen soll. Ich könnte als Kunstlehrerin arbeiten, aber das möchte ich eigentlich nicht. Ich fange langsam an, mich hier heimisch zu fühlen, genau, wie meine Freundinnen vorhergesagt haben. Und wie es dir passiert ist, stimmt’s?“
Tom hatte nur mitbekommen, dass sie eventuell nach Melbourne zurückziehen wollte. Die Stadt war zwar nur eine Stunde mit dem Auto entfernt, aber ihm war klar, dass er nie mehr von Maggie hören würde, wenn sie erst mal wieder die mondäne Stadtbewohnerin geworden war.
„Du kannst hier aber nicht weg“, begann er, wobei er sich bemühte, humorvoll zu klingen. „Wo du doch gerade erst so kulinarische Höhepunkte wie mein Picknick und Fisch und Chips im Sorrento Sea Captain genossen hast. Hier gibt es noch viel mehr tolle Restaurants. Die musst du alle erst ausprobieren.“
Maggie blickte kurz auf die Garnele in ihrer Hand, dann lächelte sie Tom herzlich an. „Du hast mich richtig verwöhnt. Mehr als jeder andere Mann für alles, den ich kenne.“
Tom atmete tief durch. Er wusste nicht, wie er mit dieser „neuen“ Maggie umgehen sollte, die plötzlich so selbstsicher war. Am besten versuchte er es mit einem Scherz, denn das schien ihm noch am ungefährlichsten zu sein.
„Ach, eigentlich wollte ich die Shrimps ganz
Weitere Kostenlose Bücher