JULIA EXTRA Band 0281
einen schönen Traum und die ebenso schönen Ereignisse, die vorher stattgefunden hatten.
Er und Maggie hatten sich nach dem Essen noch mehrmals geliebt und sich dabei alle Zeit der Welt gelassen. Als sie schließlich in seinen Armen einschlief, war er so glücklich und zufrieden gewesen wie noch nie in seinem Leben.
Nun öffnete er die Augen … und stellte fest, dass er allein im Bett lag. So wie an jedem Morgen seines Lebens. Nie hatte eine Frau bei ihm übernachten dürfen, denn zuerst hatte er Tess den Stress ersparen wollen, dann sich selbst.
Zum ersten Mal fühlte er sich einsam.
Er richtete sich auf und blickte durch die offenen Türen, aber Maggie saß nicht in der Küche am Tresen und las die Zeitung – was er auch nicht erwartet hatte. Nein, sie war fort.
Nach allem, was in dieser Nacht Wunderbares zwischen ihnen geschehen war.
Der Duft ihres Parfüms hing noch im Kissen, und er erinnerte sich genau, wie weich und glatt sich ihre Haut angefühlt hatte, an den Geschmack von Zitrone und Salz auf ihren Lippen …
Aber sie hatte ihn allein gelassen. Um sich selbst zu schützen, so viel war ihm klar. Sie hatte ihn verlassen, bevor er sie wegschicken konnte. Und wenn er das Vertrauen rechtfertigen wollte, das sie bis jetzt in ihn gesetzt hatte, musste er zu ihr, und zwar so bald wie möglich.
Rasch stand er auf, duschte kurz und zog sich an. Maggie war schnell bei ihrer Flucht gewesen, er würde bei der Verfolgung noch schneller sein.
Denn im Ohr ihr hatte er noch den Klang ihrer Stimme, ganz leise, als sie, schon halb im Schlaf, sagte: „Ich liebe dich.“
Maggie saß auf dem Rand ihres Bettes und blickte nach draußen, wo ein Vogel seine Jungen im Nest fütterte, das sich auf dem Baum vor dem Fenster befand. Endlich war der Sommer gekommen!
Sechs Monate zuvor hatte sie ihren Koffer gepackt, Smiley an die Leine genommen und ihr Apartment abgeschlossen. Sie hatte die Stadt, ihre Arbeit und ihre sogenannten Freunde hinter sich gelassen. Ihr sogenanntes Leben …
Und als sie den Koffer hier in Belvedere auspackte, hatte sie feststellen müssen, dass sie zwar genug Unterwäsche, T-Shirts und Jeans und sogar ein Abendkleid, das sie nie und nimmer hier brauchen würde, eingepackt hatte … aber keine Schuhe.
Sie hatte sich mitten im großen Wohnzimmer auf den Boden gesetzt und lange durchs Fenster auf das undurchdringliche Dickicht gestarrt, während Smiley sie besorgt mit der Schnauze stupste.
Und nun hatte sie ein Bett, eine Stereoanlage und eine herrliche Aussicht. Sie hatte sich in einen faszinierenden, komplizierten Mann verliebt. Und sie hatte einen Brief von ihrer Bank bekommen, dass sie bis zum Ende der Woche die Zinsen zu bezahlen hätte, oder die Hypothek würde verfallen.
Als sie aufblickte, fiel ihr der Streifen loser Tapete ins Auge, der sie seit Langem störte. Mit beiden Händen packte sie ihn und riss daran. Darunter war nur alter Leim und Verputz … aber wenigstens war nicht die ganze Wand eingestürzt.
„Maggie?“, erklang unten eine mittlerweile sehr vertraute, tiefe Stimme.
Ihr Herz pochte wie wild, und sie fluchte halblaut. Sie sollte sich wirklich angewöhnen, die Haustür abzuschließen!
Sie stand auf, setzte eine möglichst gelassene Miene auf und eilte die Treppe hinunter. Auf halber Höhe stieß sie mit Tom zusammen, der zwei Stufen auf einmal nehmend nach oben eilte. Sie musste sich an ihn klammern, um nicht zu stürzen.
„Maggie!“, sagte er, und seine Augen funkelten. „Du bist ohne ein Wort gegangen.“
„Stimmt. Ich hielt es für besser. Es ist alles in Ordnung. Du sollst nicht denken, dass ich nur wegen letzter Nacht denke, ich könnte …“
„Wieso glaubst du, ich würde es in Ordnung finden, dass du mich mitten in der Nacht allein lässt?“
„Ich dachte …“
„Du hast dich geirrt, meine Liebe!“
„Oh!“ Maggie versuchte zu verstehen, was er ihr alles sagen wollte. Sie lockerte den Griff und strich sein T-Shirt glatt. Ihre Berührung ließ ihn vor Verlangen erschauern, und diese Reaktion gab ihr plötzlich genügend Selbstsicherheit.
„Du wolltest, dass ich bleibe?“, hakte sie nach, um ganz sicherzugehen.
„Natürlich.“ Er umfasste ihre Hände und presste sie an seine Brust. „Als du gestern Abend vor meiner Tür standest, dachte ich, ich träume. Als ich hörte, dass du endlich geschieden bist, fühlte ich mich, als hätte ich das große Los gezogen. Und als du dann noch sagtest, ich wäre der Erste, dem du die Neuigkeit mitteilen
Weitere Kostenlose Bücher