JULIA EXTRA Band 0281
eigentlich nur ein Spiel“, erklärte er. „Es ging darum, wer den größten Auftrag an Land zog, den besten Entwurf ablieferte und das teuerste Gebäude hinstellte. Je mehr man sich mit den Reichen arrangiert, desto mehr verdient man. Dann wird es irgendwann nur noch wichtig, immer besser zu spielen, und das Spiel wird dein Lebensinhalt.“
Maggie nickte verständnisvoll. Offensichtlich kannte sie Männer, wie er einer gewesen war, bevor Tess’ Tod ihm alles vergällt hatte.
„Und dann merkt man irgendwann, leider oft zu spät, dass die wirklich wichtigen Dinge im Leben an einem vorbeigegangen sind, während man hinter dem Geld herjagte“, fügte er wehmütig hinzu.
Sie biss sich kurz auf die Lippen, und er musste sich zwingen, nicht auf ihren Mund zu starren.
„Ich habe mich oft gefragt“, überlegte Maggie laut, „ob solche Männer manchmal zur Vernunft kommen und erkennen, dass sie das falsche Spiel spielen. Wie es scheint, tun manche es.“
„Ja, ich bin hierhergezogen, um mich dem wirklichen Leben zu widmen. Darunter verstehe ich angenehme Gesellschaft, gutes Essen und schönes Wetter bei der Arbeit an der frischen Luft.“
Maggie ging zu dem großen Fenster und blickte auf den gepflegten Garten, dann drehte sie sich um und verschränkte die Arme.
„Ich wollte dir nichts vormachen“, erklärte Tom, „aber es war irgendwie nie der richtige Moment, um dir meine Umstände genau zu schildern.“
„Verstehe“, sagte sie, und es klang traurig.
„Wieso habe ich dann den Eindruck, dass du enttäuscht bist?“, wollte er wissen und ging zu ihr.
„Vielleicht bin ich das. Ein bisschen.“
Tom lachte. „Du bist eine seltsame Frau, Maggie. Die meisten wären angenehm überrascht, festzustellen, dass ich kein einfacher Strandläufer bin.“
„Mir hat der einfache Strandläufer gefallen“, flüsterte sie.
Und er wusste, was sie meinte. Tom, der Mann für alles, wäre genau der Richtige für einen kleinen Flirt, eine flüchtige Affäre gewesen. Tom, der Milliardär, war eine unbekannte Größe. Vielleicht erinnerte er sie auch zu sehr an das Leben, das sie früher geführt und hinter sich gelassen hatte. Doch er wollte auf keinen Fall, dass sie sich jetzt von ihm zurückzog.
„Wenn man dich durch die Stadt fahren sieht, mit dem Pferdeschwanz und den farbverschmierten Jeans, würde man dich auch nicht für eine der berühmtesten Künstlerinnen Australiens halten“, meinte Tom.
Sie seufzte. „Ich weiß. Ich dachte nur …“
In ihrem Blick las er, was sie dachte. Dass er ein unkompliziertes Mittel gewesen wäre, um ihren früheren Kummer auszulöschen. Doch er war alles andere als unkompliziert, wie sie jetzt erkannte. Nun musste sie ihn als eigenständige Persönlichkeit akzeptieren – was sie für ihn schon lange war.
Er hatte durchschaut, dass sich hinter ihrer kühlen Art ein warmes, mitfühlendes Herz verbarg. Dass sie sich Mühe mit ihrem Bild gegeben hatte, damit der spätere Besitzer Freude daran hatte. Dass sie sich danach sehnte, stark und unabhängig zu sein, und dabei übersah, wie stark sie im Grunde bereits war.
Und er hatte sein eigenes Verlangen in ihren Augen gespiegelt gesehen. Bisher war es verbotenes Begehren gewesen, aber nun, da sie geschieden war, brauchten sie sich nicht länger zurückzuhalten. Er musste dafür sorgen, dass Maggie nicht durch zu viel Denken all das Wunderbare zerstörte, das zwischen ihnen möglich war.
Er umfasste ihr Gesicht, neigte sich über sie und küsste sie.
Sie seufzte leise und schmiegte sich erschauernd an ihn. Dann erwiderte sie den Kuss hingebungsvoll, wobei sie ihm die Finger ins Haar schob. Immer enger presste sie sich an ihn, und er konnte nicht anders, als vor Lust leise zu stöhnen.
Nun legte er ihr langsam die Arme um die Taille, bis seine Hände die nackte Haut ihres Rückens berührten, wobei er jede Sekunde genoss. Sie war so warm, ihre Haut so weich. Er ließ die Fingerspitzen nach oben gleiten, und sein Verlangen wuchs. Maggie musste spüren, wie sehr er sie begehrte.
Ihr Kuss war wie ein Geschenk. Und so vertrauensvoll, ohne falsche Hemmungen, heiß und berauschend. Je mehr er von ihr spürte, desto mehr wollte er sie. Ihr Kuss war so süß, sie duftete so verführerisch, sie betörte all seine Sinne.
Und er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Die Frau brachte ihn beinahe um den Verstand …
Schließlich lösten sie sich voneinander. Wie lange der Kuss gedauert hatte, konnte Tom nicht sagen. Er wusste nur
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