JULIA EXTRA Band 0281
…“ Ganz langsam senkte er seinen Mund auf ihren. Er küsste sie zunächst zärtlich, bedächtig und dann mit zunehmender Leidenschaft, bis er einen sanften Laut vernahm, der ganz tief aus ihrer Kehle kam. Dann zog er sich zurück und schaute in Tamsins aufgelöstes Gesicht.
„Wie machst du das eigentlich?“, fragte sie, ohne die Augen zu öffnen.
„Wie mache ich was?“
„Ich bin noch nie so geküsst worden. Es … es verwirrt mich und macht mir Angst.“
„Gut.“
Endlich gewann er die Kontrolle zurück und spürte wieder festen Boden unter den Füßen. Geschichten von Elfen und Feen, die einem die Seele stehlen konnten, gehörten in das Reich seiner Kindheitserinnerungen, als seine irisch-amerikanische Mutter ihm alte Märchen und Sagen vorgelesen hatte. Aber daran wollte er sich gar nicht erinnern, es tat viel zu weh.
Hier ging es einfach nur um Sex. Warum also weiterhin den Heiligen spielen, als wenn Tamsin tatsächlich die schüchterne Jungfrau wäre, die zu sein sie vorgab? Sie zu verführen, gefährdete seine Rachepläne nicht, sondern gab ihnen nur noch zusätzliche Würze.
Es klopfte an der Tür. Nelida trat mit einem Stapel dicker, flauschiger Handtücher auf dem Arm ins Zimmer. In der anderen Hand balancierte sie eine Schale mit Rosenblättern. Sie ging gleich bis zum angrenzenden Bad durch und ließ Wasser in die Wanne. Zwei Minuten später zog sich die Haushälterin bereits wieder zurück, und mit einem missbilligenden Laut schloss sie die Tür hinter sich.
Marcos nahm die Decke von Tamsins Schultern und ließ sie achtlos zu Boden fallen. Dann griff er nach ihrer Hand und zog sie aus dem Sessel hoch.
„Komm, lass mich dir helfen, querida.“
„ Du willst mir helfen, ein Bad zu nehmen …?“
„Warum nicht? Ich möchte nur, dass es dir besser geht“, behauptete er geschmeidig und massierte sanft ihre Schultern. „Du hast einen fürchterlichen Tag hinter dir, was nicht zuletzt meine Schuld ist. Ich will es nur wiedergutmachen.“
„Ich habe nicht vor, mit dir ins Bett zu gehen, falls du es darauf anlegst.“
Sofort gab Marcos sie frei. „Gut, dann geh in dein Zimmer!“ Seine Stimme klirrte vor Kälte. „Ich werde dich nicht aufhalten.“
Tamsin hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt. Da sie wusste, dass er sie beobachtete, versuchte sie, nicht allzu auffällig auf die dunklen Holzpaneele zu starren, hinter denen sich irgendwo der Geheimgang verbarg.
„Schick mich bitte nicht weg“, bat sie leise. „Ich möchte heute Nacht bei dir bleiben.“
Ihre Direktheit verblüffte Marcos, und innerlich gratulierte er sich zu seiner neuen Taktik. Zuckerbrot und Peitsche – das Spiel beherrschte er mindestens ebenso gut wie sie. Natürlich machte er sich nichts vor. Tamsins abrupter Gesinnungswandel hatte weniger mit plötzlich aufflammender Leidenschaft für ihn zu tun, als mit der Hoffnung, ihn auf diesem Weg bezirzen zu können und so doch noch freizukommen.
Trotzdem brachte er es nicht fertig, ihr zu widerstehen.
Langsam trat er auf Tamsin zu, legte die Arme um sie und öffnete langsam den Reißverschluss an ihrem Rücken. Dabei fühlte er, wie sie unter seiner Berührung erzitterte. Oder waren es seine eigenen Hände?
Nein, unmöglich! Schließlich war er kein pubertierender Jüngling vor seinem ersten Date. Er hatte seine Affären immer ausgiebig genossen und dann ebenso schnell wieder vergessen.
Das Kleid fiel zu Boden, und Tamsin stand nur mit einem weißen Spitzenhöschen bekleidet vor ihm. Sie war atemberaubend schön, mit einer Figur wie ein Stundenglas – hoch angesetzten runden Brüsten, einer Taille, die er leicht mit seinen Händen umspannen konnte, weiblichen Hüften und unglaublich langen, wohlgeformten Beinen.
Marcos hielt den Atem an. Nur mit eiserner Selbstbeherrschung hielt er sich davon zurück, sie auf der Stelle in die Arme zu nehmen, das winzige Spitzendreieck herunterzureißen und jeden Zentimeter ihrer samtenen Haut mit seinen hungrigen Lippen zu erforschen.
Ein schneller Blick in ihre weit geöffneten blauen Augen sagte ihm, dass dies keine weise Entscheidung wäre. Tamsin zitterte immer noch am ganzen Körper, ob vor Kälte oder nervöser Anspannung, konnte er nicht sagen.
Er würde es langsam angehen lassen. Sie zunächst beruhigen und dann nach allen Regeln der Kunst verführen …
4. KAPITEL
Gerade noch hatte sie vor Kälte gezittert, jetzt kämpfte Tamsin gegen das Feuer der Lust, das in ihrem Innersten zu lodern begann.
Wortlos hatte
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