JULIA EXTRA Band 0281
an ihrem prachtvollen Körper, das schwarze Kajal lief in breiten Bächen über ihr regennasses Gesicht, und in ihren blauen Augen stand helle Panik.
Mit wenigen schnellen Schritten war Marcos an ihrer Seite und zog sie in die Arme, als er sah, dass sie taumelte. Sie zitterte, und ihre Haut war eiskalt.
„Was ist passiert?“
Sekundenlang bebte sie so heftig, dass sie nicht antworten konnte. „Ich … ich habe versucht zu … zu fliehen“, stammelte sie schließlich. „Ich dachte, ich könnte von der Fensterbank zu den Palmen hinüberspringen …“
Marcos versteifte sich. Sie log, das spürte er ganz genau. Außerdem war sie nicht so dumm, die Entfernung zu unterschätzen, und wusste sicher auch, dass die weichen Palmwedel höchstens ein kleines Kätzchen tragen würden. Aber warum log sie ihn an?
„Komm mit“, knurrte er gereizt.
„Nein, ich … mir geht es gut.“
Ohne ein weiteres Wort nahm er sie auf die Arme und trug sie die Treppe hinunter in sein Zimmer. Dort setzte er sie direkt vor dem flackernden Kamin ab und versuchte, sie mit seinem Körper zu wärmen, indem er sie von hinten umarmte und fest an seine nackte, warme Brust zog. Sie war völlig durchgefroren. Aber warum nur?
Nach einer Weile hob er sie auf und setzte sie in den Sessel, der dem Kamin am nächsten war. Dann holte er eine Decke von der Couch und wickelte sie um die bebende Gestalt.
„Mir … geht es gut“, behauptete Tamsin mit klappernden Zähnen.
Marcos schwieg und drückte auf einen Knopf.
„ Patrón?“, meldete sich in der nächsten Sekunde Nelidas Stimme über den Lautsprecher.
„Ich möchte, dass du sofort zusätzliche Handtücher für meinen Gast bringst.“
„Ins Gästezimmer?“
„Nein, in meins.“
Pause.
„Nelida?“
„ Sí.“
Als er sich Tamsin zuwandte, sah er den wachsamen Ausdruck in ihren Augen und wartete darauf, dass sie seine Anordnung kritisierte. „Gibt es ein Problem?
„N…nein, ich habe mich nur gefragt, was du gerade mit deiner Haushälterin beredet hast.“
Marcos lachte spöttisch. „Gib dir keine Mühe, ich weiß, dass du Spanisch verstehst und sogar ausgezeichnet sprechen sollst. Was durchaus nachvollziehbar ist, da du es immerhin acht Jahre lang gelernt hast. In meinen Unterlagen befinden sich Abschlusszeugnisse sowohl von deinem College als auch von der Uni, die du besucht hast.“
Hastig senkte sie den Blick und biss sich auf die Unterlippe. Dann gab sie sich einen Ruck. „Wie bist du da rangekommen?“
„Das tut nichts zur Sache.“
„Nicht nur, dass du mich ausspionieren lässt, du stiehlst auch noch meine privaten Papiere!“, hielt sie ihm angewidert vor. „Kennst du denn gar keine Skrupel?“
„Nein, nicht bei einem Plan, den ich seit zwanzig Jahren minutiös vorbereitet habe. Ich kenne deine Vorlieben, deine Abneigungen … die Designer, die du bevorzugst, die geheime Route zu deiner Traumhochzeit. Und mir ist klar, wie essenziell wichtig deine Heirat für das Überleben von Winter Cosmetics ist.“
„Trotzdem weiß du nicht alles“, sagte sie dumpf.
Augenblicklich war Marcos alarmiert. „Was weiß ich nicht?“
Tamsin starrte stumm in die züngelnden Flammen.
„Antworte!“, herrschte er sie an.
„Du bist doch der, der eine Antwort auf alles hat“, schoss sie zurück. „Finde es selbst heraus!“
Marcos beugte sich über sie, bis ihre Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt waren. „Was weiß ich nicht?“
Selbst mit der verlaufenen Schminke, durchnässt und halb erfroren, war sie eine der schönsten Frauen, die er je gesehen hatte. Hinreißend und hoheitsvoll, wie eine Prinzessin aus einem Märchen. Haare, so rotgold wie das Feuer, eine Haut so weiß wie der Schnee in den Pyrenäen und Augen so strahlend blau wie der andalusische Himmel. Sie war die Art Frau, die einen Mann alles vergessen ließ und um den Verstand bringen konnte.
Es war nicht einfach sexuelle Begierde, was ihn zu ihr hinzog, es ging tiefer und war … elementar.
Unwillkürlich schüttelte Marcos den Kopf. Was war nur in ihn gefahren? Natürlich war es Lust, die ihn zu ihr hinzog. Eine rein sexuelle Begierde! Und wenn sie jetzt in seinem Bett läge, würde er es ihr und sich beweisen.
„Mir ist egal, was du tust“, flüsterte Tamsin, die ihn die ganze Zeit über beobachtet hatte. „Ich werde dir gar nichts mehr sagen.“
„Oh, doch, das wirst du“, murmelte Marcos dicht neben ihrem Ohr. „Du wirst mir alles erzählen, was ich wissen will, und noch mehr
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