JULIA EXTRA Band 0281
nicht, dass er aufhörte.
„Bitte …“, drängte sie.
Er rührte sich nicht. „Du bist Jungfrau.“
Tamsin hob sich ihm entgegen und lächelte. „Jetzt nicht mehr.“
Marcos’ starker Körper bebte. „Ich verstehe nicht. Alles, was über dich in den Zeitungen stand …“
„Ich habe versucht, es dir zu sagen.“ Sie wollte nicht, dass er aufhörte. „Vielleicht habe ich nur auf dich gewartet“, versuchte sie, ihn zu animieren. Und als sie seine geflüsterten Worte voller Sehnsucht und Lust vernahm, schlang sie ihre Arme um ihn und fuhr mit ihren Händen sanft über Marcos’ Rücken.
Er gab auf. Zunächst ganz langsam und vorsichtig, dann mit zunehmender Leidenschaft führte er Tamsin in die Geheimnisse der körperlichen Liebe ein und fand in ihr eine eifrige Schülerin.
Als sie glaubte, die süße Qual nicht länger ertragen zu können, steigerte er noch mal sein Tempo, und gemeinsam erreichten sie den Gipfel der Ekstase, von dem Tamsin nur sehr widerwillig auf die Erde zurückkehrte. Wie eine Ertrinkende klammerte sie sich an Marcos’ starken Körper, als habe sie Angst, er könne sich plötzlich in Luft auflösen und das Ganze sei nur ein Traum gewesen.
„Ich habe mich in dir getäuscht“, sagte Marcos nach einer ganzen Weile und strich Tamsin zärtlich eine feuchte Haarsträhne aus der Stirn.
„Ja.“
„Die ganze Zeit über beleidige ich dich aufs Gröbste, und du bist Jungfrau.“
„Schon gut.“
„Nein, das ist es nicht. Seit zehn Jahren bin ich darüber informiert, was für ein Leben du bis vor Kurzem geführt hast. Aber seit du zurück in London bist … Ich hätte den Klatschblättern nicht trauen und voreilige Schlüsse ziehen dürfen“, warf er sich vor. „Ich muss mich bei dir entschuldigen.“
Die Worte schienen ihm so schwer über die Lippen zu gehen, als habe er sie lange Zeit nicht benutzt. Seltsamerweise empfand Tamsin gar keine Genugtuung, sondern fühlte sich eher unbehaglich. Immerhin hatte sie auch eine vorgefasste Meinung von ihm und handelte nicht gerade uneigennützig …
„Was hast du noch gesagt? Ich zwinge unschuldige Menschen dazu, mir zu geben, was ich will?“ In seinen Augen lag ein wildes Funkeln. „Hast du mir deshalb nichts gesagt? Habe ich dich mit meiner Art zu irgendetwas gezwungen, was du nicht …“
„Nein!“, unterbrach sie ihn hastig. „So ist das nicht.“
Selbst wenn sie immer noch fest entschlossen war, ihm durch den geheimen Tunnel zu entkommen, durfte sie ihn das nicht glauben lassen. „Ich wollte dich wirklich. Du bist der erste Mann, mit dem ich schlafen wollte, und ich bereue nichts.“
Sie konnte sehen, wie er sich mit jedem ihrer Worte entspannte.
„Danke“, sagte er leise und küsste sie zärtlich auf die Wange. Es war nicht viel mehr als eine freundliche Geste, und trotzdem traf sie Tamsin mitten ins Herz. „Ich werde all die schrecklichen Dinge, die ich gesagt und getan habe, wieder an dir gutmachen“, versprach er ernst. „Solange du unter meiner Obhut bist, werde ich dich wie eine Prinzessin behandeln.“
Dann küsste er sie erneut auf die Wange, zog ihren Kopf an seine Schulter und wiegte sie hin und her wie ein kleines Kind. Ohne sich zu bewegen, schaute sie zu ihm hoch und sah ein Lächeln auf seinen Lippen, das ihn viel jünger und entspannter aussehen ließ. Verschwunden war die düstere, angespannte Miene. Er wirkte jetzt wie ein Mann, den sie lieben konnte …
Nein! Marcos lieben? Das durfte nicht geschehen!
Es würde ihr auch so schon schwer genug fallen, ihn nach dem eben Erlebten aus ihrem Gedächtnis zu streichen. Da wäre es mehr als dumm, sich auch noch in ihn zu verlieben.
Keine Frau kann ihren ersten Liebhaber je vergessen. Ein albernes Sprichwort, mehr war da nicht dran.
Anstatt sich mit unsinnigen romantischen Gefühlen herumzuschlagen, sollte sie lieber an ihren Fluchtplan denken.
„Du … du hast gesagt, dies sei ein altes maurisches Schloss?“, fragte sie tastend.
„Ja.“ Das klang entspannt und ziemlich schläfrig.
„Was ist der älteste Teil in diesem Raum?“
„Schwer zu sagen, da es im Verlauf der vergangenen Jahrhunderte immer wieder umgebaut und verändert wurde. Wahrscheinlich ist diese Wand, in die der Kamin eingebaut ist, die älteste. Warum fragst du, querida?“
Es war das erste Mal, dass sie keine Spur von Sarkasmus in seiner Stimme hörte.
„Ich habe mich schon immer für Architektur interessiert“, erwiderte sie und versuchte, den Knoten in ihrem Hals
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