JULIA EXTRA Band 0281
erfreut. „Das haben Sie gehört? Habe ich denn nicht einmal einen leichten Kharastani-Akzent?“
Alexa schüttelte den Kopf. „Aber nein!“ Sie blickte sich verunsichert in der märchenhaften Umgebung um, als erwartete sie immer noch, jeden Moment aus einem verrückten Traum aufzuwachen und sich in ihrem kleinen, gemieteten Cottage in Lymingham wiederzufinden.
Sonya, die bemerkte, wie Alexas Blick zweifelnd an den sich entfernenden Gestalten von Paolo und Giovanni hängen blieb, meinte sanft: „Es ist einfacher so. Denn es gibt immer noch Bereiche im Palast, in die Frauen keinen Zutritt haben.“
Alexa nickte und sagte sich vernünftig, dass das Verhalten ihres Sohnes unter den Umständen nur verständlich war … auch wenn es ihr schwerfiel. Paolo hatte gerade erst seinen Vater entdeckt und konnte natürlich zunächst einmal nicht genug von dieser interessanten neuen Person in seinem Leben bekommen. Und wenn man dazu bedachte, dass sie vor wenigen Minuten in einer für Paolo völlig fremden, abenteuerlichen Umgebung angekommen waren … in einem Land, in dem eindeutig die Männer die Vorherrschaft zu haben schienen … konnte es nicht verwundern, dass sich ihr kleiner Sohn in seinem Verhalten zunächst an den Männern orientierte.
Warum fühlte sie sich dann so allein und ausgeschlossen? Als stünde sie am Rand einer Klippe, die ganz langsam unter ihren Füßen wegbröckelte? Weil sich die Machtverhältnisse verschoben hatten, und zwar sehr zugunsten von Giovanni, was sein plötzlicher königlicher Status in diesem Land nur noch unterstrich.
„Kommen Sie mit hinein, wo es schattig und kühl ist“, drängte Sonya nun fürsorglich, die mit ihrem hauchdünnen Schleier so zart und frisch aussah, dass Alexa sich schon fragte, ob sie nicht nur ein Traum wäre. „Sie sehen erschöpft und verschwitzt aus.“
„Ich bin verschwitzt“, gestand Alexa. Und müde und desillusioniert und wie gelähmt vor Angst, ich könnte meinen kleinen Sohn an einen Mann verlieren, der einmal behauptet hat, mich zu lieben, und mich jetzt nur noch voller Hass betrachtet. Sie verdrängte diese Gedanken und wandte sich der blonden Fremden zu. „Darf ich fragen, wie Sie als Engländerin nach Kharastan gekommen sind?“
Sonya hörte das leichte Zittern in Alexas Stimme, und ihre Miene wurde noch besorgter. „Ich werde Ihnen später alles erzählen, was Sie wissen wollen, aber jetzt möchte ich Sie erst einmal in Ihre Suite geleiten, damit Sie sich etwas anziehen können, das für unser Wüstenklima hier besser geeignet ist.“
„Aber ich will auf meinen Sohn warten“, protestierte Alexa matt.
„Ihrem Sohn geht es gut“, versicherte Sonya. „Einer der Diener wird ihn zu Ihnen bringen. Das Beste, was Sie augenblicklich für ihn tun können, ist, sich auszuruhen. Sie sehen hundemüde aus.“
Konnte sie Sonya vertrauen? Oder, noch wichtiger, konnte sie darauf vertrauen, dass sich Giovanni um Paolo kümmerte? Bei allen Zweifeln, die Alexa in diesem Moment bedrängten, spürte sie instinktiv, dass ihr kleiner Sohn sicher war. „Vielleicht haben Sie recht“, gab sie sich geschlagen.
Sonya führte sie durch ein schier endloses Labyrinth marmorner Korridore. Mitten im Herzen des Palasts befand sich ein Hof mit dem zauberhaftesten Garten, den Alexa je gesehen hatte. An den Ästen hoher Bäume, die willkommenen Schatten spendeten, prangten leuchtend gelbe Blüten, während die Luft vom berauschenden Duft exotischer, wachsartiger Blumen erfüllt war. Die Pfade, die den Garten in unterschiedliche Bereiche teilten, waren mit kunstvollen Mosaiken in Blau und Weiß ausgelegt, und das sanfte Plätschern eines Springbrunnens weckte in Alexa die Sehnsucht nach dem erfrischenden Nass.
„Hier sind Ihre Räume.“ Sonya öffnete eine Doppeltür und bat Alexa in einen riesigen Salon, der mit antiken Seidenteppichen, Intarsienmöbeln und glitzernden Kristalllüstern kostbar ausgestattet war. „Es gibt zwei Schlafzimmer und drei Bäder“, fügte Sonya freundlich hinzu. „Vielleicht möchten Sie sich ja etwas frisch machen?“
Alexa war so erschöpft, körperlich und emotional, dass es ihr unsäglich schwerfiel, noch irgendeine Entscheidung zu treffen. Andererseits wehrte sich irgendetwas immer noch heftig dagegen, dass ihr Leben plötzlich so fremdbestimmt wurde. „Aber Paolo …“
„Ich vermute, dass Xavier Ihren Sohn und Giovanni in Empfang genommen hat, um sie schon einmal durch den Palast zu führen. Das macht dem Kleinen sicher
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