JULIA EXTRA Band 0281
Spaß und hilft ihm, sich hier schnell einzugewöhnen. Ihnen bleibt reichlich Zeit, sich umzuziehen“, meinte Sonya. „Es ist doch besser, Paolo sieht seine Mutter erfrischt und mit einem Lächeln auf dem Gesicht wieder.“
Mit einem Lächeln? Konnte sie herzlich lächeln, wenn sie das Gefühl hatte, ihr Herz würde brechen?
„Schauen Sie doch selbst …“ Sonya schob sie sanft vor einen der goldgerahmten Spiegel an der Wand.
Erschrocken und ungläubig betrachtete Alexa das bleiche Geschöpf, das ihr aus dem Spiegel entgegenblickte. Sie sah wirklich schrecklich aus … blass und mitgenommen und ganz und gar nicht wie die stolze, selbstbewusste Mutter eines Sohnes von königlicher Abstammung. Hoffte Giovanni womöglich, dass sie auf den Scheich und den Rest seiner hohen Familie einen so schlechten Eindruck machte, dass man sie für unfähig befand, dieses Kind aufzuziehen? Bislang hatte Alexa sich nur Gedanken darum gemacht, dass Giovanni reich und mächtig genug wäre, ihr Paolo wegzunehmen, doch nun dämmerte ihr allmählich, dass sie womöglich die geballte Macht der königlichen Familie von Kharastan gegen sich haben würde.
Bei aller Angst wuchs mit dieser Erkenntnis aber auch ihre Entschlossenheit, sich nicht kampflos geschlagen zu geben. „Warum lebt eine Engländerin wie Sie an einem so ungewöhnlichen, exotischen Ort?“, erkundigte sie sich erneut ehrlich interessiert, denn die freundliche junge Frau war ihr sehr sympathisch.
„Mein Vater war viele Jahre britischer Botschafter hier in Kharastan“, antwortete Sonya. „Da ich all meine Ferien hier verbrachte, habe ich die Sprache sehr schnell gelernt und eine besondere Liebe für das kharastanische Volk entwickelt.“ Ihr schönes Gesicht wurde ernst. „Als ich sechzehn war, starben meine Eltern bei einem Flugzeugabsturz über den Bergen von Maraban, und Malik, der Berater des Scheichs, wurde mein Vormund. Er ist ein sehr wichtiger Mann, den Sie später kennenlernen werden.“
„Wollten Sie denn nicht nach England zurück?“, fragte Alexa neugierig.
Sonya schüttelte den Kopf. „Ich habe mich Kharastan immer sehr verbunden gefühlt … Vielleicht verdanke ich das meinen Eltern, die mir so viel über seine Kultur und seine bewegte Geschichte beigebracht haben. Und ich sprach die Sprache schon perfekt. Deshalb war es für mich nur natürlich, den Rest meiner Schulbildung und mein Studium hier zu absolvieren.“ Sie zuckte lächelnd die zierlichen Schultern. „Und wie Sie sehen, bin ich geblieben.“
„Welche Rolle üben Sie jetzt hier aus?“
„Ja, welche Rolle …“ Sonya lachte. „Ich arbeite in der Britischen Botschaft und lebe im Palast. Aber ich denke, meine Rolle hier ist nicht genau umschrieben.“
Alexa glaubte einen etwas spöttischen Unterton herauszuhören, sagte sich jedoch, dass es sie nichts anginge. Schließlich hatte sie wirklich genug eigene Probleme. Durfte sie darauf hoffen, in der jungen Landsmännin eine Freundin, ja, eine Verbündete zu finden? „Sind Giovanni, Paolo und ich zusammen in dieser Suite untergebracht?“, erkundigte sie sich nervös.
„Ja.“ Sonya zögerte, ehe sie hinzufügte: „Giovanni hat darum gebeten.“ Sie zuckte die Schultern, als wollte sie sagen: Fragen Sie mich nichts, worauf ich nicht antworten darf.
Alexa begriff, denn Sonyas kleine Geste bekräftigte, was sie sich sowieso bereits gedacht hatte: Alle Macht lag hier in Giovannis Händen, seine Wünsche waren Befehl. Ihr blieb kaum eine andere Wahl, als sich zu fügen.
Was jedoch nicht bedeutete, dass sie tatenlos zusehen würde, wie er ihr das Kind wegnahm! Giovanni würde noch erfahren, dass die Liebe einer Mutter imstande war, Berge zu versetzen. Aber genauso wie ein General nicht müde und unvorbereitet in eine Schlacht ging, so wollte auch Alexa sich erst einmal äußerlich und innerlich bereit machen. „Kann ich ein schnelles Bad nehmen?“, fragte sie Sonya.
Die junge Frau lachte. „Ein schnelles Bad? Das habe ich nicht mehr gehört, seit ich vor vielen Jahren in England im Internat war! Aber natürlich können Sie … ich habe mir die Freiheit genommen, bereits alles vorbereiten zu lassen.“
Trotz aller Müdigkeit und Besorgnis stockte Alexa vor Staunen und Bewunderung der Atem, als Sonya sie in eines der Badezimmer führte und sie die riesige runde, mit kunstvollen Mosaiken geflieste Wanne erblickte. Das eingelassene Wasser, auf dessen dampfender Oberfläche Rosenblätter schwammen, duftete zart.
„Wie ein Bild aus
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