JULIA EXTRA Band 0281
Tausendundeiner Nacht, stimmt’s?“, meinte Sonya lächelnd. „Ich denke, Sie werden es genießen.“
Genießen? Nachdem Sonya sie allein gelassen hatte, zog Alexa ihren zerknitterten Leinenanzug aus und ließ sich mit einem wohligen Seufzer in das parfümierte Wasser gleiten. Es war einfach himmlisch, und Alexa hätte den ganzen Tag in dieser Luxuswanne bleiben können. Aber natürlich hatte sie nicht so viel Zeit, weshalb sie sich noch schnell das Haar wusch, bevor sie bedauernd wieder aus dem duftenden Wasser stieg, sich abtrocknete und den bereitliegenden flauschigen Bademantel überzog.
Ihr Koffer war bereits von dienstbaren Geistern ausgepackt worden, sodass auf den Stangen im Ankleidezimmer ihre brandneue Reisegarderobe hing. Trotz der wenigen Tage, die ihr bis zur Abreise geblieben waren, hatte Alexa es sich nämlich nicht nehmen lassen, im Internet zu recherchieren, was für eine Art von Kleidung in Kharastan gesellschaftsfähig war. Dann hatte sie Paolo gut betreut bei der Kinderfrau zurückgelassen und den bunten asiatischen Basar besucht, der einmal im Monat auch in ihrer abgelegenen Ecke von Südengland stattfand. Dort hatte sie für unglaublich wenig Geld wundervolle Seidenstoffe in verschiedenen Farben erstanden und sich daraus mehrere lange Tuniken genäht, wie sie die Frauen in Kharastan trugen. Eines dieser Kleider nahm sie nun vom Bügel und strich bewundernd über den hauchzarten Stoff.
Kühl und leise raschelnd streichelte die feine Seide ihre Haut, als Alexa das Kleid vorsichtig anzog … ein erregendes, sinnliches Gefühl, das nichts mit der vernünftigen, verantwortungsbewussten, alleinerziehenden Mutter gemein hatte, die sie im wirklichen Leben war. Nichts hiervon entspricht der Wirklichkeit, redete sie sich denn auch ein wenig verzweifelt ein.
Nach einem letzten prüfenden Blick in den Spiegel verließ sie das Bad und machte sich auf die Suche nach ihrem Sohn.
Paolo saß an einem Tisch auf der großen Terrasse und trank unter den aufmerksamen Blicken eines jungen kharastanischen Kindermädchens mit einem Strohhalm Saft von der Farbe des Sonnenuntergangs aus einem Glas. Als er seine Mutter durch die offene Terrassentür im Halbdunkel des Salons erblickte, sprang er sofort vom Stuhl und rannte ihr aufgeregt entgegen.
„Mama! Mama! Der Garten hier ist viel größer als unser Park zu Hause!“
„Wirklich, Paolo?“ Alexa nahm ihren ungestümen kleinen Sohn in die Arme und drückte ihn ganz fest an sich. „Wie geht es dir denn, Darling?“
Paolo wand sich ungeduldig aus der mütterlichen Umarmung. „Ich hab schon den ganzen Palast gesehen! Er ist echt riesig. Und ich habe Onkel … Xavier getroffen. Und in meinem Zimmer wartet eine große Kiste mit Spielsachen auf mich. Und zum Dinner gibt es … Saubett!“
„Was, bitte?“
„Er meint Sorbet“, mischte sich von hinten eine tiefe Stimme spöttisch ein. Alexa fuhr herum, gerade als Giovanni den Salon betrat. „Ich habe ihm bereits erklärt, dass es ein Nachtisch ist, der ein bisschen wie ein Fruchteis am Stiel schmeckt.“
Alexa ärgerte sich, dass bei seinem Anblick ihr Herz sofort schneller klopfte. Lag es daran, dass er der Vater ihres Kindes war, dass sie sich ihm immer noch auf so unwiderrufliche Weise verbunden fühlte?
„Papa!“, rief Paolo begeistert aus, wandte sich von seiner Mutter ab und lief sofort zu Giovanni.
Papa?, dachte Alexa. So schnell?
Giovanni beugte sich herab und zauste seinem Sohn liebevoll die schwarzen Locken. „Hast du auch genug getrunken? Du weißt, es ist sehr heiß hier und …“
„Wasser macht den Löwen stark!“, verkündete Paolo stolz und rannte zurück nach draußen auf die Terrasse, als hätte er schon sein ganzes Leben in einem Palast gewohnt.
Die ungewohnten Worte aus dem Mund ihres Sohnes veranlassten Alexa, sich zu fragen, was Giovanni ihm in der kurzen Zeit wohl sonst noch beigebracht hatte. Dass es in Italien viel wärmer und schöner war als in England? Oder hatte er Paolo vielleicht schon mit seinem Reichtum gelockt … damit, dass er eine Villa mit Swimmingpool besaß und vieles, vieles mehr?
„Wie schnell du ihn doch schon beeinflusst hast“, bemerkte sie leise.
„Kannst du es mir verübeln?“ Er betrachtete sie hart. „Immerhin habe ich vier Jahre aufzuholen.“
Stell dich deinen Ängsten!, dachte Alexa entschlossen. Pack den Stier bei den Hörnern! „Sag ehrlich, Giovanni, arbeitest du darauf hin, das alleinige Sorgerecht für ihn zu erstreiten? Ist es
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