JULIA EXTRA Band 0286
fürchterlich.“
„Ich weiß. Hör zu, Mia, ich … ich habe Schwierigkeiten.“ Ein Schluchzen kam aus der Leitung.
Mia erschrak. „Was ist passiert, Ellie?“
„Ich bin verhaftet worden.“
„ Verhaftet? Wo? Warum?“
„In Brasilien, bei einer Protestkundgebung. Es ging um den Regenwald im Amazonas … Und jetzt sitze ich im Gefängnis und brauche Geld, damit sie mich freilassen.“
„Oh Gott, Ellie! Ich telefoniere sofort mit Mum und Dad.“
„ Nein! Bitte nicht, Mia. Ich will ihnen den Urlaub nicht verderben.“
„Aber wir müssen sie informieren, Ellie!“
„Mia! Bitte ruf sie nicht an. Dad kriegt einen Herzinfarkt, wenn er das hört. Du weißt, die Ärzte haben ihm seit dem letzten Anfall jede Aufregung verboten.“
„Was ist mit unserem Schwager? Ich bin sicher, Jake schickt dir das Geld sofort.“
„Wenn Ashleigh erfährt, dass ich im Gefängnis bin, flippt sie aus, du kennst sie. Bitte sag ihnen nichts.“
Mia seufzte. Sie wusste, wie dickköpfig ihre kleine Schwester war. „Okay. Wie viel brauchst du?“ Als Ellie die Summe nannte, erblasste sie. „W…wie soll ich dir das Geld schicken?“
„Überweise es mir einfach. Zum Glück hatte ich meine Kreditkarte in der Hosentasche und den Reisepass auch, als mir der Rucksack gestohlen wurde. Mit dem Flugticket!“
„Du Ärmste! Aber mach dir keine Sorgen, ich kümmere mich um das Geld. Ein paar Tage wird es wohl dauern – mein Bankkonto ist im Moment ziemlich leer.“
„Danke, Mia. Es tut mir wirklich leid, dass ich dich in diese Geschichte hineinziehen muss, aber du bist die Einzige … Ich will nicht, dass Mum und Dad damit belastet werden. Du wirst den Mund halten, nicht wahr?“
„Ehrenwort. Vielleicht sollte ich die australische Botschaft in Brasilien verständigen, damit sie Bescheid wissen und dir …“
„Nein, lass mir nur das Geld zukommen. Ich kenne hier jemanden, der mir weiterhilft. Das geht bedeutend schneller als mit der Botschaft.“
„Ich mache mir solche Sorgen, dass dir etwas passiert …“
„Das brauchst du nicht, Mia, wirklich. Ich muss jetzt auflegen, der Wärter wird schon ungeduldig. Sobald ich entlassen bin, rufe ich dich an, das verspreche ich. Und noch mal … Vielen, vielen Dank. Mach’s gut.“
„Du auch …“ Sie legte auf und starrte das Telefon an. Die Summe, die Ellie benötigte, war nicht enorm, aber wenn Peach Pie Productions ihren Vertrag kündigte, dann wurde es kritisch. Vor allem, nachdem der Job im Café auch futsch war …
Wieder klingelte es. Diesmal war Theodore am Apparat, um ihr mitzuteilen, dass er die Rolle in seinem Stück mit einer anderen Schauspielerin besetzt hatte.
„Aber ich …“
„Tut mir leid, Mia, es ging nicht anders. Nach dem, was heute in der Zeitung steht, drohen meine Sponsoren mit einem Rückzieher. Vielleicht ein andermal wieder …“
Mia war fassungslos. Schlimmer konnte es kaum werden. Eine schlechte Besprechung hatte genügt, um ihr Engagement zu beenden. Den Job im Café war sie los. Und Ellie saß in einem Gefängnis in Brasilien und brauchte so schnell wie möglich Geld.
Sie atmete ein paar Mal tief durch, dann straffte sie die Schultern. Sie würde etwas finden, eine neue Rolle, einen Werbespot, was auch immer.
Sie wählte die Nummer ihrer Agentin, doch auch dieses Gespräch verlief niederschmetternd.
„Sorry, Mia, ich bin im Moment völlig überlastet.“
„Roberta …“
Aber Roberta hatte bereits aufgelegt.
„Stimmt was nicht?“, fragte Gina, als sie aus dem Badezimmer kam. „Du machst ein Gesicht, als wärst du dabei, einen Mord zu planen.“
„So ungefähr“, erwiderte Mia böse, während sie sich suchend umsah. „Hast du meine Autoschlüssel gesehen?“
„Nein. Wohin willst du?“
„Zu dem Typen, dem ich es verdanke, dass ich arbeitslos bin. Der kann sich auf was gefasst machen!“
„Du bist entlassen worden?“, fragte Gina ungläubig.
Mia fand den Schlüsselbund unter einem der Sofakissen und griff danach. „Ja, von Peach Pie Productions und von Tony Petrelli. Und Roberta hat mir eben mitgeteilt, dass sie mich nicht länger vertreten kann, weil sie angeblich überlastet ist.“
„Aber warum denn? Ich finde, du warst spitze in der Aufführung gestern Abend, trotz allem, was in der Zeitung steht.“
„Du hast es also gelesen – und mit dir vermutlich die halbe Stadt. Wie soll ich jetzt eine neue Rolle finden? Oder einen anderen Agenten?“
„Nimm es dir nicht so zu Herzen, Mia“, versuchte Gina sie zu
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