JULIA EXTRA Band 0286
feststellen, dass ihm diese Tatsache ganz und gar nicht gefiel.
Er beugte sich vor, legte eine Hand unter ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. „Was ist los?“
Sie setzte jenes Lächeln auf, das zu ihrem Beruf gehörte. „Nichts.“
„Lüg mich nicht an.“
Sie seufzte. „Ich fühle mich nicht, als hätte ich alles unter Kontrolle. Denn ich brauchte zu viel Beherrschung, um mich im Bad nicht zu hetzen und schneller zu dir zurückzukehren. Ich habe sogar darüber nachgedacht, die Haare nicht zu waschen, um die Zeit für das Föhnen zu sparen. Und als ich das Zimmer betrat, musste ich mich zwingen, das Wasser zu trinken, anstatt gleich zu dir zu gehen und dich anzufassen. Dabei fasse ich nie Männer an.“
Miguel musterte sie ungläubig.
„Du weißt, wie ich es meine.“ Amber stieß ein wütendes Seufzen aus. „Es ist schon schlimm genug, sich so zu fühlen … so willenlos. Davon, dass wir zwar dasselbe empfinden, aber nicht notwendigerweise mit derselben Intensität, will ich gar nicht erst reden.“
Er sagte ein chinesisches Schimpfwort, dessen Bedeutung sie unmöglich kennen konnte. Warum mussten Frauen immer alles analysieren? Verlangen war Verlangen. Er fühlte es. Sie fühlte es. Sie rangen beide um Kontrolle. Spielte es da eine Rolle, dass er im Kampf ein bisschen besser abschnitt?
Wenn er ihre Sorgen jedoch nicht ernst nahm, würde sich das Problem nur vergrößern.
In einer Geste der Zuneigung strich er Amber eine Strähne hinters Ohr zurück. „Ich habe nicht gesagt, dass ich diese unerklärliche Anziehungskraft nicht spüre. Ich meinte nur, dass es meine Wahl war, ihr nachzugeben. So, wie es auch dein Entschluss war.“
„Da bin ich mir nicht so sicher.“
„Es hätte mich nicht gestört, wenn du zu mir gekommen wärst und mich berührt hättest. Dass du es nicht getan hast, beweist doch nur, dass du dich ebenso gut unter Kontrolle hast wie ich. Wir empfinden dasselbe. Und wollen uns beide nicht vollständig diesem Gefühl unterwerfen.“
Sie sah so verdammt verunsichert aus. Diesen Ausdruck wollte er definitiv nicht auf ihrem Gesicht sehen. Vermutlich brauchte sie eine deutlichere Bestätigung als eine flüchtige zärtliche Berührung. Wenn sie sein Verlangen spürte, würde sie erkennen, dass es ebenso real war wie ihres. Miguel nahm Amber das Wasserglas aus der Hand und stellte es auf den Tisch. Dann zog er sie hoch und presste sie an sich.
„Was tust du denn da?“, rief sie mit weit aufgerissenen Augen.
„Dein Selbstvertrauen stärken.“ Als er den Kopf senkte, sagte er sich noch einmal, dass er es nur für sie tat – und nicht für seine unbändige Lust.
Ihre Lippen berührten sich, und Miguel vergaß jeden uneigennützigen Gedanken und verlor sich in der knisternden Erotik zwischen ihnen, die helle Funken schlug. Niemals hatte ein keuscher Kuss eine solche Auswirkung auf seine Sinne gehabt. Leidenschaftlicher Hunger erwachte in ihm und forderte ihn heraus, mehr zu berühren als diese hübschen Lippen, die wie der beste Sex seines Lebens und gleichzeitig süß wie Vanille schmeckten.
Miguel erkundete jeden Zentimeter der weichen Haut, prägte sich Geschmack und Gefühl auf eine Weise ein, die er noch nicht verstand. Es hatte viele Frauen in seinem Leben gegeben, doch an Amber wirkte alles neu und unbekannt.
Jede Bewegung ihrer Lippen, jede Berührung, jede Liebkosung ließ ihn nach mehr verlangen. Er konnte nicht genug bekommen. Sanft saugte er an ihrer Unterlippe. Sofort spürte sie, was er begehrte und öffnete den Mund mit einem leisen lustvollen Stöhnen.
Als er seine Zunge in ihre seidige Höhle gleiten ließ, erschauerte Miguel. Gleichzeitig presste er ihren Körper noch fester an seinen. Weich auf hart. Kurven auf Muskeln. Die vollkommene Ergänzung. Dass alles sich so richtig anfühlte, steigerte seine Erregung noch. Für eine Sekunde versteifte Amber sich, als wollte sie sich zurückhalten. Doch dann schlang sie die Arme um seinen Nacken und schmiegte sich an ihn.
Verdammt! Nichts hatte sich je so gut angefühlt. Dabei hatte er noch gar nicht mit ihr geschlafen! Sie passte zu ihm, als wäre sie ausschließlich für ihn erschaffen worden. Sie zu lieben, würde der perfekten Verschmelzung gleichkommen.
Inzwischen tanzte ihre Zunge mit seiner. Ihr Geschmack berauschte seine Sinne wie eine Flasche seines Lieblingschampagners.
Niemals zuvor hatte ihn ein so starker Wunsch nach einer Frau durchströmt – und auch das fühlte sich richtig an.
Verflucht
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