JULIA EXTRA Band 0286
fester, sodass die Knöchel weiß hervortraten. Dann leerte er es in einem Zug. „Gehen wir.“
Schweigend erreichten sie den Aufzug. Auch auf dem Weg durch die Lobby sagte keiner etwas. Miguel schritt durch die Tür, ohne Ambers Arm zu nehmen, er sah sich auch nicht um, ob sie ihm überhaupt folgte. Nachdem er dem Parkplatzaufseher seine Karte überreicht hatte, warteten sie wortlos auf den Wagen. Dann erlaubte er dem Hotelangestellten, ihr die Beifahrertür zu öffnen, während er sich hinter das Lenkrad setzte.
Allmählich schlich sich eine ungute Spannung in das Schweigen, und Amber wusste nicht, wie sie es brechen sollte. Ärgerte er sich, weil sie nicht mit ihm geschlafen hatte? Vorhin war es ihr nicht so vorgekommen, nun jedoch bekam sie allmählich Zweifel.
Sie entschied sich für den direkten Weg. „Miguel?“
„Ja, mi corazón ?“
„Bist du böse auf mich, weil ich … dich gebeten habe aufzuhören?“
„Nein. Wir haben uns heute erst kennengelernt. Wie groß die Anziehung zwischen uns auch sein mag, ich müsste schon ein echter Mistkerl sein, wenn ich erwarten würde, dass du gleich mit mir schläfst.“
„Du hattest noch nie Sex mit einer Frau, die du gerade erst getroffen hast?“
„Nicht mit einer Frau wie dir.“
„Dann bin ich etwas Besonderes?“
„Ich dachte, das hätten wir bereits festgestellt.“
„Es ist nicht verkehrt, solche Dinge einer Frau gegenüber zu wiederholen.“
„Ich werde versuchen, es mir zu merken.“
„Du bist also wirklich nicht wütend?“ Irgendwie brauchte sie die Sicherheit.
„Nein.“
„Du warst so schweigsam. Ich meine, seit ich aus dem Schlafzimmer gekommen bin.“
„Kontrolle erlangt man nicht immer umsonst.“
„Was soll das bedeuten?“
„Konzentration. Ich musste mich sehr darauf konzentrieren, die Kontrolle über mich zu behalten.“
„Ich weiß das zu schätzen.“
„Dann war es den Preis wert.“ Er lächelte, und Amber fühlte sich, als hätte sie es aufdas Titelblatt der Vogue geschafft. „Du verzauberst mich, Amber Taylor.“
„Und du verführst mich, Miguel Menendez.“
„Das höre ich gern.“
„Mir gefällt es, dir das zu sagen.“
Er lachte. „Du bist sehr direkt.“
„Stört dich das?“
„Nein, im Gegenteil. Wir spielen keine Spielchen.“
„Ich mag es nicht, wenn mit Gefühlen gespielt wird.“
„Dann haben wir noch etwas gemeinsam.“
Lächelnd schaute sie aus dem Fenster.
Vielleicht schaffte sie es mit Miguel, einen besseren Blick auf Barcelona zu werfen, als es ihr bislang vergönnt gewesen war. Amber gefiel die Mischung aus gotischer, moderner und postmoderner Architektur. Sie hatte einen ganz besonderen Reiz. Amber freute sich bereits darauf, durch die Straßen zu schlendern und die Atmosphäre der Stadt in sich aufzunehmen.
„Wohin fahren wir zum Dinner?“, fragte sie.
„Zu meinem Haus.“
„Aber …“
„Ich werde dich heute Nacht nicht verführen, Amber. Du hast gesagt, du musst für das Shooting morgen sehr früh aufstehen. Wenn ich dich mit in mein Bett nehme, wird es für etliche Stunden sein. Eine solche Nacht kommt heute für dich nicht infrage.“
„Danke.“ Dennoch überlief sie ein Schauer, als sie an seine Worte zurückdachte. Etliche Stunden?
4. KAPITEL
„Wann bist du morgen fertig?“
„Ich weiß es nicht genau. Aber wenn das Shooting so verläuft wie das heutige, sollten die Bilder bis zur Mitte des Vormittags im Kasten sein.“
„Und dann ist die Kampagne beendet, oder?“
„Genau.“
„Ich hole dich zum Lunch ab. Dann können wir den Rest des Tages und den Abend zusammen verbringen. Ich werde meine Termine entsprechend ausrichten.“
Für Ambers Geschmack agierte Miguel einen Tick zu selbstbewusst. „Und was ist mit meinen Terminen? Vielleicht habe ich ja am Nachmittag eine Besichtigungstour durch die Stadt geplant.“
„Ich zeige dir alles, was du sehen möchtest.“
„Wirklich?“ Das versprach interessant zu werden. „Weißt du, ich habe vor, mit dem Bus zu jeder touristisch interessanten Sehenswürdigkeit zu fahren.“
Er lachte. „Ein sehr ehrgeiziges Projekt.“
„Ich habe eine Woche Zeit.“
„Dann lass mich dein Fremdenführer sein … Vielleicht kann ich dich ja überreden, noch ein wenig länger in meiner wundervollen Stadt zu bleiben.“
Für die übernächste Woche standen nur einige kleinere Aufträge auf ihrem Terminplan. Und nach Miguels letzten Worten dachte Amber nun zum ersten Mal in ihrem Leben darüber nach, einen Job
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