JULIA EXTRA Band 0286
und am späten Vormittag zurückkommen wollte.
Die Uhr auf dem Nachttisch zeigte neun. Seit über einem Monat hatte sie nicht mehr so lange geschlafen.
Nach einer ausgiebigen Dusche föhnte sie sich sorgfältig die Haare. In ein Handtuch gewickelt, stand sie anschließend vor einem großen Spiegel. Sie ließ das Handtuch fallen und machte sich an ihre übliche Inspektion: die Suche nach den Stellen ihres Körpers, die ein besonderes Work-out benötigten.
Winzige Bissspuren an Brüsten und Bauch kündeten von Miguels Leidenschaft. Bei der Erinnerung an seine Küsse verhärteten sich sofort ihre Brustknospen. Ihre Brüste waren noch genauso klein und fest wie gestern, doch kamen sie ihr irgendwie gereifter vor. Kritisch musterte sie Hüften und Taille. Dabei sah sie keine formvollendeten Proportionen wie sonst, sondern weibliche Kurven, die das Feuer in den Lenden ihres Liebhabers anfachten.
Es lag lange zurück, dass sie ihren Körper nicht als Mittel zum Zweck gesehen hatte. Und heute sah sie sich zum ersten Mal als Frau, die unbeschreibliche Lust geben und empfangen konnte. Eine Frau, die liebte.
Kurz vor der Mittagszeit kehrte Miguel zurück und löste sein Versprechen ein, Amber Barcelona zu zeigen. Sie besichtigten den von Antoni Gaudí gestalteten Park Güell. Die sich wie eine Schlange windende Treppe beeindruckte Amber am meisten.
„Das ist wirklich unglaublich“, erklärte sie seufzend, während sie den Blick auf das Panorama des Parks genoss.
„Ja. Gaudí besaß eine fantastische Vision.“
„Nicht jeder denkt so.“
„Aber ich schon.“
Tatsächlich empfanden sie Freude für dieselben Dinge und teilten viele Interessen. Fast alle Fragen zu Barcelona, der Geschichte und nach den Bewohnern konnte Miguel nicht nur beantworten, sondern er teilte auch Ambers Enthusiasmus.
„Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so viel Spaß hatte“, sagte sie lächelnd. In ihrem Gesicht erstrahlte nicht das Lächeln, das sie für die Kamera aufsetzte, sondern ein Ausdruck inneren Glücks. „Noch nicht einmal mit meiner Mom.“
„Deine Mutter ist und bleibt, trotz all ihrer guten Eigenschaften und Tugenden, von denen du mir erzählt hast, immer eine Mutter. Ich jedoch bin dein Liebhaber und in der Stadt zu Hause, die dich so fasziniert.“
Später am Nachmittag stellte er den zweiten Teil seiner Antwort unter Beweis. Wieder verwandelte er die Siesta in eine Reise zu sinnlichen Genüssen.
So vergingen einige Tage. Sie besichtigten Barcelona und erkundeten die nähere Umgebung. Einmal fuhren sie an den Strand, und Miguel überraschte sie mit einem direkt am Meer gelegenen Hotelzimmer.
Hand in Hand schlenderten sie in der Abenddämmerung den steinigen Strand entlang. Den Sonnenuntergang verpassten sie leider. Doch Miguel versprach ihr, sie ganz früh am nächsten Morgen zu wecken, damit sie den Sonnenaufgang über dem Meer bestaunen konnte. „Die Farben sind einfach fantastisch“, versicherte er.
Am nächsten Morgen fragte er: „Du magst das Wasser wirklich sehr, oder?“
„Ich kann mir nicht vorstellen, jemals weit vom Ozean entfernt zu leben.“
„Ich habe eine Überraschung für dich. Hoffentlich gefällt sie dir.“
„Das wird sie bestimmt.“ Allein der Gedanke, dass er sich etwas für sie ausgedacht hatte, erfüllte Amber mit Glück.
Sie standen an Deck seiner Jacht und lehnten sich an die Reling, als sich das Boot plötzlich in Bewegung setzte. Erst jetzt verstand Amber, was er mit Überraschung gemeint hatte.
„Wir haben abgelegt“, strahlte sie.
„Ja.“
„Für einen Tagesausflug?“, fragte sie voller Vorfreude.
„Du hast gesagt, du musst erst in neun Tagen zurück nach Kalifornien.“
„Bleiben wir so lange auf See?“
Dass Miguel sich so viele Tage freigenommen hatte, die er nur mit ihr verbringen wollte, war einfach … unglaublich und phänomenal. Damit hätte sie nie gerechnet.
„Hin und wieder muss ich ein bisschen arbeiten, aber ich habe meinen Terminkalender so weit bereinigt, dass wir an Bord bleiben können.“
„Es fühlt sich wie Flitterwochen an.“ Rasch biss sie sich auf die Lippe, konnte aber nicht verhindern, dass sie dennoch errötete.
Ganz gleich, wie wundervoll die vergangenen Tage gewesen waren, Miguel und sie hatten noch nicht annähernd das Stadium erreicht, um über eine gemeinsame Zukunft zu sprechen.
„Den letzten Satz bitte streichen. Ich würde jeden Ehemann vierteilen, der während unserer Flitterwochen arbeitet“,
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