JULIA EXTRA Band 0286
Bericht seines Detektivs eintraf. Da sie sich weigerte, mit ihm zu sprechen, ließ er sie beschatten. Immer wieder sah er sich die Fotos und ihre Werbespots an.
Irgendetwas schien ihr zu fehlen … ihr Lebensfunke. Dann wiederum dachte er, sich das nur einzureden. Doch in dem jüngsten Bericht stand, sie habe aufgehört, als Model zu arbeiten. Da wusste Miguel, dass etwas nicht stimmte. Und er beschloss herauszufinden, was es war und wie er es wiedergutmachen konnte.
Wenn er das konnte.
Jetzt stolperte er todmüde in sein Hotelzimmer in Kalifornien. Er würde schlafen und Amber morgen besuchen.
Sein Telefon klingelte – der Detektiv.
„Menendez.“
Der Mann am anderen Ende sprach in schnellem Katalanisch auf ihn ein, doch Miguel hatte keine Probleme ihm zu folgen.
„Amber lebt mit ihrer Mutter im Haus von George Wentworth? Sie arbeitet sogar für ihn? In welcher Funktion?“
Er wusste nicht, was ihn mehr schockierte. Dass Amber ihren geliebten Strand verlassen hatte und für einen Mann arbeitete, der alt genug war, um ihr Vater zu sein, oder dass sie in sein Haus eingezogen war. Bei den nächsten Sätzen des Detektivs überschlugen sich seine Gedanken.
George Wentworths Tochter Eleanor sah wie das Ebenbild von Amber Taylor aus. Bei seinen Recherchen fand der Detektiv heraus, dass Wentworth Vater von Zwillingen war. Eines der beiden Mädchen war kurz nach der Geburt aus dem Krankenhaus verschwunden. Und die Ähnlichkeit von Amber und Ellie Christofides ließ nur einen Schluss zu: Amber war George Wentworths zweite Tochter.
Miguel wusste nicht, wie Ambers Mutter in diese seltsame Geschichte passte. Doch die Tatsache, dass auch sie jetzt in Wentworths Haus lebte, musste etwas zu bedeuten haben.
Er stand kurz davor, sofort nach Boston weiterzufliegen, was nur sein gesunder Menschenverstand verhinderte. Wenn er erschöpft war, traf das auch auf seinen Piloten zu. Vor dem Besuch bei Amber musste er schlafen und die neuen Informationen verarbeiten.
Er rief den Piloten an und ordnete den Weiterflug für den frühen Morgen an.
Amber setzte ihr strahlendes Lächeln auf, bevor sie zu ihrer Familie ins Esszimmer ging. Ellie und Sandor waren zum Dinner gekommen. Und wenn sie nicht ganz genau aufpasste, würde ihre Schwester etwas bemerken.
Auf gewisse Weise überraschte es sie, dass ihre Mutter sich leichter täuschen ließ als Ellie. Aber vielleicht lag das auch daran, dass Helen Taylor ebenso fasziniert von George Wentworth war wie Amber. Allerdings aus völlig anderen Gründen.
Zunächst glaubte Amber, ihre Mutter mochte George so, weil er ihr Vater war. Doch nach ihrem Umzug nach Boston erkannte sie, dass Helens Gründe weit persönlicherer Natur waren. Sie freute sich für ihre Mutter, auch wenn das Gefühl nicht bis in ihre Seele reichte.
Ellie sprang auf und umarmte ihre Schwester, als Amber das Esszimmer betrat. Diese erwiderte die Umarmung, sorgfältig darauf bedacht, sie nicht zu rasch zu lösen.
„Du siehst gut aus“, meinte Ellie schließlich.
„Danke, du auch.“
„Wie gefällt dir dein neuer Job?“
„Viel besser, als ich erwartet habe.“
„Und sie ist wirklich gut“, meldete Helen sich zu Wort.
„Das hat mir ihr Vorgesetzter auch berichtet“, mischte George sich ein, während er einen Arm um Helens Schultern legte.
„Alles ist gut“, fasste Sandor zusammen.
Anfangs hatte es Amber erstaunt, dass niemand ihr widersprochen hatte, als sie verkündete, nicht mehr als Model arbeiten zu wollen. Dann schob sie es darauf, dass ihre Mutter und ihre Schwester hauptsächlich Ambers Arbeit die Schuld daran gaben, dass sie sich fast zu Tode gehungert hatte.
Zum Teil machten sie auch Miguel dafür verantwortlich und den emotionalen Stress, dem sie ausgesetzt war, nachdem sie von ihrer Entführung als Baby erfahren hatte. Amber schaffte es einfach nicht, ihnen die Wahrheit zu sagen. Niemand trug die Schuld daran, dass sie aufgehört hatte zu essen, nur sie selbst. Sie war es, die ihr Baby getötet hatte.
Ellie musterte sie mit einem besorgten Blick, und Amber wusste, dass sie für einen Moment die Maske hatte fallen lassen. Noch während sie sie wieder aufsetzte und einen Ausdruck herzlicher Freundlichkeit in ihre Augen zauberte, klingelte es an der Tür. Nur Sekunden später führte die Haushälterin Miguel Menendez ins Zimmer.
Er sah ausgezehrt aus. Dunkle Ringe lagen unter den Augen, seine Haut wirkte vor Stress und Müdigkeit fahl. Trotzdem war er der attraktivste Mann, den sie
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