JULIA EXTRA Band 0286
und Politik die Klinke in die Hand. Was in aller Welt sollte sie bloß anziehen? Mein Gott, war sie noch zu retten? Machte sie sich tatsächlich Gedanken um ihre Garderobe, während es doch viel wichtigere Dinge gab, die ihr Sorge bereiten sollten?
Bewusste Verdrängung, das war es, was sie hier betrieb! Es hatte absolut gar nichts mit irgendwelchen geheimen Wünschen zu tun. Sie sehnte sich keineswegs danach, dass Matt sie anschauen und erkennen würde, dass er tatsächlich tiefe, ernsthafte Gefühle für sie hegte. Nein, ganz bestimmt nicht!
Matt starrte aus dem riesigen Panoramafenster seines Penthouses, das sich direkt über seiner Agentur befand, nach draußen. Er hatte die Suite gekauft, weil es Zeit und Mühe sparte, im selben Gebäude zu wohnen und zu arbeiten. Um möglichst schnell einziehen zu können, hatte er einen derzeit besonders gefragten Innenarchitekten beauftragt, die Einrichtung zu gestalten. Das Ergebnis war ein hochmodernes, klinisch-steriles Design, in dem Matt sich ständig wie eine überflüssige und unpassende Beigabe vorkam. Seine Anwesenheit störte die strenge Symmetrie aus anthrazitfarbenem Granit, Chrom und Glas.
Harriet würde seine Wohnung mit Sicherheit verachten – und ihn auch, weil er freiwillig in einer derart unpersönlichen Umgebung lebte. Sein Instinkt sagte ihm, dass ihr eigenes Heim ganz anders aussah – wohnlich und behaglich. Er vermutete, dass sie Landhausstil und mediterrane Wohnkultur bevorzugte. Tief in seinem Inneren hegte er den Verdacht, dass auch er ein Typ für diese Richtungen war, ja er fürchtete sogar, dass er am liebsten von einem gemütlichen Zuhause aus arbeiten würde, um für seine mindestens vier Kinder da sein zu können …
Wie kam er jetzt bloß auf die Idee? Wegen Harriet? Matt runzelte die Stirn. Warum in aller Welt hatte er sich ausgerechnet in sie verlieben müssen? Wie hatte das überhaupt geschehen können? Wenn er ganz ehrlich war, dann war nur ein Blick nötig gewesen, und schon hatte er gewusst, was ihr leuchtend rotes Haar und ihre leidenschaftliche Energie ihm antun würden! Und da hatte er noch nicht mal geahnt, dass sie eine verhängnisvolle Liebe für einen Mann empfand, der seinerseits keinerlei Interesse an ihr hatte. Wenn er, Matt, nur halbwegs schlau wäre, dann würde er … Was würde er? Ihr den Rücken kehren und das Weite suchen?
Warum in Gottes Namen stand er dann hier am Fenster und durchlebte noch einmal den Moment in seinem Büro, als er mit den Fingern durch ihr seidiges Haar gefahren war, während sie ihn mit ihren wunderschönen grünen Augen sehnsuchtsvoll angeschaut hatte?
Wenn er nicht die Geistesgegenwart und Selbstkontrolle besessen hätte, Harriet von sich wegzuschieben, dann hätte er nicht sagen können, was alles möglich gewesen wäre. Woher sollte er das auch wissen? Oh, verdammt, natürlich wusste er nur zu gut, was geschehen wäre – genau das, was er sich schon seit Wochen, seit Monaten wünschte!
Es hatte ihn überrascht, als ein Geschäftsfreund eine neidische Bemerkung über seinen Ruf als „Playboy“ machte, indem er auf die zahlreichen Frauen anspielte, mit denen Matt in letzter Zeit ausgegangen war. Er wäre nie auf die Idee gekommen, dass sein Versuch, sich von Harriet abzulenken, solche Konsequenzen nach sich ziehen könnte, sodass ihm jetzt das Image eines Frauenhelden anhing! Dabei bestand die Wahrheit über seinen angeblichen „Ruf“ darin, dass er weitgehend unbegründet war.
Seine Dinnerverabredungen der letzten Zeit waren genau das – Dinnerverabredungen! Er selbst hatte es so gewollt! Genau genommen konnte er sich gar nicht erinnern, wann er das letzte Mal andere Absichten …
Ruhelos wanderte er durch das Wohnzimmer seines Penthouses und goss sich einen Drink ein.
Lügner, schalt er sich innerlich. Natürlich konnte er sich verdammt gut erinnern. Doch genauso gut erinnerte er sich daran, dass er während des Dinners plötzlich seine blonde Begleiterin angeschaut und mit einem heftigen Gefühl des Zorns festgestellt hatte, dass die Frau ihn kein bisschen erregte, sondern dass er sich vielmehr unglaublich langweilte.
Es war der Abend jenes Tags gewesen, an dem er nachmittags das Bewerbungsgespräch mit Harriet geführt hatte. Seine Begleiterin war nicht besonders erfreut darüber gewesen, nach dem Dinner nach Hause gebracht, anstatt in sein Bett geführt zu werden, und das hatte sie ihm auch deutlich zu verstehen gegeben!
Matt runzelte die Stirn, als er das Klingeln hörte
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