JULIA EXTRA Band 0286
entsprach – er konnte sich emotional gar nicht mehr stärker an Harriet binden, als er das schon getan hatte. Sie beherrschte seine Gedanken bereits vierundzwanzig Stunden am Tag, und was die Heirat anging …
Heirat! Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Wenn die Umstände andere gewesen wären, wenn Harriet dasselbe für ihn fühlen würde wie er für sie, mein Gott, natürlich würde er sich dann wünschen, sie zu heiraten! Und nach dem, was Ben ihm erzählt hatte, konnte er nur hoffen, dass sie genauso an die Ehe glaubte wie er!
„Du meinst es also wirklich ernst? Oh, na dann ist es in Ordnung!“
Ben strahlte über das ganze Gesicht und streckte seinem Chef die Hand entgegen, um seine kräftig zu schütteln. „Harry ist eine fantastische Frau“, versicherte er ihm enthusiastisch. „Sie hat einen wunderbaren Sinn für Humor und die tollsten Beine, die ich je gesehen habe. Ich muss schon sagen, dass ich mir zuerst Sorgen gemacht habe … Ich dachte, du wolltest vielleicht nur … Nun ja, ich dachte jedenfalls, es wäre besser, dir zu sagen, dass Harriet nicht zu dieser Sorte Frau gehört.“
Nein, das tut sie nicht, dachte Matt grimmig, und er hegte auch einen überaus berechtigten Verdacht, warum dem so war!
„Vielen Dank, Ben“, sagte er knapp und brachte seinen Gast zur Tür.
Als Harriet eine halbe Stunde später auf Matts Klopfen hin die Tür öffnete, waren die tollen Beine zwar erkennbar, nicht aber der Sinn für Humor.
Nicht etwa, dass Matt selbst strahlender Laune gewesen wäre. Die spontane Erregung, die er verspürt hatte, als er von Harriets Jungfräulichkeit erfuhr, war dem wilden Zorn darüber gewichen, dass sie dumm genug war, sich für Ben aufzusparen. Ben, der sie nicht wollte und der ganz offensichtlich auch nicht der Richtige für sie war! Es sah einer unheimlich dickköpfigen Frau wie Harriet ähnlich, dass sie verrückt genug war, das Geschenk ihrer Liebe und ihres Körpers für einen einzigen Mann aufzubewahren.
Wenn er, Matt, natürlich dieser Mann gewesen wäre …
Harriet trat automatisch einen Schritt zurück in den Flur, als sie sah, wie düster Matt sie anschaute. In seinen Augen reichte sie offensichtlich nicht mal annähernd an die eleganten, verführerischen Frauen heran, die er normalerweise zum Dinner ausführte. Ihr Kleid war vier Jahre alt, eine schlichte, schwarze Kreation aus Crêpe de Chine, in der sie sich bis zu dieser Minute eigentlich immer wohl gefühlt hatte. Dazu trug sie ihr einziges Paar sündhaft teurer Pumps, mit unheimlich hohen Absätzen. Wenn sie ganz ehrlich war – es gab bequemere Schuhe als diese.
„Lebst du allein hier?“, fragte Matt, der mit einem Stirnrunzeln die dunkle, schmale Straße hinaufblickte.
„Ja, das tue ich“, bestätigte Harriet. „Während des Studiums haben Ben und ich uns die Wohnung geteilt, aber …“
„Jetzt möchte er seine eigenen vier Wände haben?“, vermutete Matt, ohne sie ausreden zu lassen.
Wütend hob Harriet den Kopf und entgegnete mit einiger Bestimmtheit: „Um genau zu sein, war ich diejenige, die ihre eigenen vier Wände haben wollte. Plus ihre eigene Waschmaschine und ihr eigenes Bett!“, fügte sie spitz hinzu, denn sie erinnerte sich in diesem Moment an eine Begebenheit in der Vor-Cindi-Ära, als sie von einem Kurzurlaub zurückgekommen war und feststellen musste, dass einer von Bens Kumpels sich ihr Bett „ausgeliehen“ hatte.
Matt presste die Lippen zu einer dünnen Linie zusammen. Wann öffnete sie endlich die Augen für die Realität und sah ein, dass Ben nichts von ihr wollte?
„Falls du mich davon zu überzeugen versuchst, du hättest Bens Bett geteilt, dann verschwendest du nur deine Zeit“, versetzte er wütend.
Abrupt wich Harriet ins Haus zurück, doch als sie nach der Tür griff, um sie Matt vor der Nase zuzuschlagen, ahnte er ihr Vorhaben und packte sie am Handgelenk.
„Pass mal auf, warum stellst du dich nicht endlich der Wahrheit? Welcher Teil von dir kann einfach nicht akzeptieren, dass Ben keine Beziehung mit dir will?“, fragte er brutal.
Wenn ich Ben tatsächlich auf diese Weise lieben würde, wie Matt es vermutet, dann wären seine Worte unglaublich schmerzhaft und grausam, entschied Harriet. „Und warum glaubst du, dass du das Recht hast, mir zu sagen, was ich zu tun und was ich zu lassen habe?“, konterte sie, wobei sie gleichzeitig versuchte, ihr Handgelenk aus seinem Griff zu befreien.
„Ich habe dir meine Beweggründe genannt“, entgegnete Matt,
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