JULIA EXTRA Band 0286
bleibe heute Nacht hier bei dir, oder du kommst mit mir in mein Penthouse. Mir ist völlig egal, für was du dich entscheidest, aber lass es mich so formulieren – ich habe nur ein Schlafzimmer!“
Harriet spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog, so als hätte sie einen elektrischen Schlag bekommen. Ein Schlafzimmer! Ihr Körper reagierte bereits auf die sinnliche Fantasie, die in ihrem Kopf entstand. Was würde Matt wohl sagen, wenn sie die zweite Option wählte?
„Ich meine ernst, was ich gesagt habe, Harriet!“, betonte er streng, ohne sich bewusst zu sein, dass ihre Gedanken bereits auf erotische Abwege geraten waren.
Oh, wie sehr sie sich wünschte, dass …!
Ihr Herz pochte wie wild – und zwar nicht nur wegen der Wirkung, die Matt auf sie hatte.
Wenn sie ehrlich war, musste sie zugeben, dass der Überfall auf ihre Nachbarin sie schockiert und verängstigt hatte. Der Gedanke daran, die Nacht allein in ihrem kleinen Haus zu verbringen, behagte ihr ganz und gar nicht. Wer konnte schon sagen, dass die Bande nicht zurückkommen würde!
„Mir bleibt kaum eine Wahl, oder?“, fragte sie Matt in zuckersüßem Ton. „Aber ich warne dich, dass mein Gästezimmer sehr klein ist und nur über ein Einzelbett verfügt. Ein sehr schmales Einzelbett.“
„Ich werde es überleben“, gab er lakonisch zurück. „Wo sind deine Schlüssel?“
Dummerweise reichte sie ihm den Bund, und ihr Herz machte einen regelrechten Satz, als sich ihre Hände dabei kurz berührten. Aber es spielte vollends verrückt, als Matt die Finger um ihre schloss. Vor ihrem geistigen Auge sah sie bereits vor sich, wie sie einander in die Arme sanken und sich gegenseitig streichelten.
Mit hochroten Wangen riss sie ihre Hand los und schalt sich innerlich, weil sie Matt gegenüber, der sie zu ihrem kleinen, gemütlichen Haus führte, so verletzlich war und scheinbar über gar keinen eigenen Willen verfügte. Ich muss unbedingt Abstand wahren, ermahnte sie sich.
Harriets Zuhause war wirklich gemütlich. So gemütlich wie ein kleines, warmes Nest. Der Eingangsbereich war in freundlichem Beige gestrichen. Cremefarbene Teppiche lagen auf dem Holzfußboden, und an den Fenstern hingen passende Gardinen. Im angrenzenden Wohnzimmer war ihr ganzer Stolz der Kamin, an dem sie im Winter gemütliche Abende verbrachte. Das terrakottafarbene Sofa war ein Geschenk ihrer Eltern zum Einzug gewesen.
Sie beobachtete, wie Matt sich in dem kleinen Zimmer umsah, ehe er ihr in die Küche folgte, an die ein Essbereich grenzte.
Harriet hatte die billige Einbauküche selbst gestrichen, nachdem sie Ben dazu überredet hatte, ihr bei der Montage zu helfen. Der Essbereich bestand aus Schnäppchen vom Flohmarkt, die sie nach und nach selbst restauriert und aufgemöbelt hatte.
Während Matt sich in der anheimelnden Küche mit den Dutzenden Kochbüchern, die sich in einem Regal stapelten, umsah, erkannte er, dass es wesentlich mehr als einen Innenarchitekten brauchte, um aus einer Wohnung ein wahres Heim zu machen – was auch immer dazu vonnöten war, Harriet besaß es im Übermaß.
Doch Harriet verstand seine stumme Begutachtung völlig falsch. Sie missdeutete sie als Arroganz und vielleicht sogar als Ablehnung. Schließlich hatte sie von Ben erfahren, in was für einer fantastischen, ultramodernen Penthouse-Wohnung Matt lebte. Kein Wunder, dass er da für ihr eigenes bescheidenes kleines Haus nur Verachtung übrig hatte.
„Du musst nicht hierbleiben“, erklärte sie heftig. „Es war deine eigene Entscheidung. Nicht meine. Mein Zuhause mag sich ja vielleicht nicht mit deinem vergleichen lassen …“
„Nein, das tut es wirklich nicht“, unterbrach Matt sie.
Seine Unhöflichkeit machte sie im ersten Moment sprachlos.
Wie würde Harriet wohl reagieren, wenn er ihr eingestand, dass er die sterile Trostlosigkeit seines Penthouses verachtete, die nicht mal die Hartgesottensten als Zuhause bezeichnen würden?
Mit düsterer Miene schlenderte er durch die Küche, während Harriet ihn missbilligend beobachtete. Was sollte das? Wollte er ihr auf diese Weise überdeutlich veranschaulichen, dass er sich in ihrem Haus eingeengt fühlte?
„Hör mal, es besteht wirklich keine Notwendigkeit, dass du hierbleibst“, wiederholte sie. „Ich kann jederzeit Ben anrufen und ihn bitten, rüberzukommen.“
Matt drehte sich sofort um. „Oh ja, das würdest du nur zu gerne tun, nicht wahr? Das kannst du direkt wieder vergessen! Ist eigentlich irgendetwas von dem, was ich gesagt
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