JULIA EXTRA Band 0286
hatte er an Harriet denken müssen. Dass er sich einen strikten Terminplan mit diversen Meetings und Konferenzen erstellt hatte, die ihn vom Büro fernhielten, hatte da kein bisschen geholfen, was Matt mit einiger Bitterkeit erfüllte.
Während seiner Rückfahrt nach London ganz früh an diesem Morgen hatte er nur den Gedanken im Kopf, dass er Harriet später in der Agentur begegnen würde. Und er musste sich eingestehen, dass sein Bedürfnis, sie zu sehen, zehntausend Mal größer war als sein Stolz.
Er hatte sogar überlegt, wie er ihre falsche Verlobung nutzen konnte, um eine wirkliche Intimität zwischen ihnen zu schaffen – die Art Intimität, die, auch wenn sie für ihn selbst die Hölle sein würde, zumindest die Hoffnung zulassen könnte, dass es ihm doch noch gelang, Harriets Liebe zu gewinnen.
Und dann war er in ihr Büro gekommen – in sein Büro genau genommen – und hatte sie mit Ben vorgefunden!
Matt wusste nicht, wie er das Ausmaß seiner Seelenqualen ertragen sollte. Er beschloss, kein einziges Wort mit ihr zu sprechen, bis sie seine Penthouse-Wohnung erreicht hatten, doch kaum waren sie auf dem Korridor, schon brach er seine eigenen Regeln.
„Es ist mir völlig gleichgültig, was du dazu zu sagen hast, Harriet, oder wie sehr du dich widersetzen willst“, erklärte er harsch, „unsere Verlobung besteht nach wie vor, und das wird auch so bleiben.“
„Du kannst nicht …“
„Ach, und außerdem“, betonte Matt, „wenn nötig, werden wir unserer Verlobung eine Hochzeit folgen lassen.“
„Wenn nötig? Was meinst du damit, wenn nötig? Wie könnte es nötig sein? Ich …“
„Wir hatten Sex“, entgegnete Matt unverblümt. „Du könntest mein Kind in dir tragen.“
Matts Kind!
Harriet hatte das Gefühl, dass ihr jemand mit dem Messer mitten ins Herz stach. Die Sehnsucht, die sie fühlte, brachte sie beinahe um den Verstand.
„Nein!“, wisperte sie voller Schmerz und schüttelte den Kopf. Ihr Mund fühlte sich plötzlich staubtrocken an, sodass sie die Lippen mit der Zunge befeuchtete. „Das ist nicht möglich … du hast ein Kondom benutzt.“
Matt warf ihr einen verächtlichen Blick zu. „Das ist keine Garantie!“
Was in aller Welt trieb er hier eigentlich? Die unbedacht geäußerten Worte brachten seine Emotionen zum Überkochen. Plötzlich spürte er nur noch einen brennenden Wunsch in sich: dass seine unbegründete Drohung zur Gewissheit wurde. Ein Kind. Sein Kind in Harriets Bauch.
Harriet hatte das Gefühl, in ihrer eigenen Panik zu versinken.
„Nein. Nein. Du kannst mich nicht zwingen. Ich werde dich nicht heiraten, Matt. Nicht mal, wenn ich schwanger wäre. Ich … ich könnte es nicht ertragen.“
Matt erstarrte, als er die aufgestauten Emotionen, die Qual in ihrer Stimme hörte. Er selbst spürte einen vernichtenden, alles verzehrenden Verlust, der ihm die Luft nahm, doch Harriet war zu sehr mit ihren eigenen Gefühlen beschäftigt, um von seiner Reaktion etwas mitzubekommen. Er marschierte auf den Privatlift zu, der direkt zu seinem Penthouse führte. Benommen folgte sie ihm.
Matts Gesicht war kalkweiß, so sehr musste er sich bemühen, die Kontrolle zu wahren. Heftig drückte er den Knopf, woraufhin sich die Türen des Fahrstuhls sofort öffneten.
„Bitte tu mir das nicht an, Matt“, flehte sie, als sie zu ihm in den Aufzug trat und sich die Türen hinter ihnen schlossen. „Ich könnte es nicht ertragen, mit dir verheiratet zu sein, wenn ich dich über alles liebe, du diese Liebe aber nicht erwiderst. Wenn ich ehrlich bin, dann glaube ich, dass es mich umbringen würde.“
Es entstand ein atemloses, angespanntes Schweigen, und dann bat Matt scheinbar ganz ruhig: „Würdest du bitte wiederholen, was du gerade gesagt hast?“
Harriet schloss die Augen und rang nach Luft.
„Du hast mich verstanden.“
„Du liebst mich über alles …?“, fragte er ungläubig.
„Ja“, wisperte sie niedergeschlagen.
„Und ich erwidere diese Liebe nicht?“
Matt drückte hinter sich den Nothalteknopf des Aufzugs.
Harriet keuchte erschrocken auf, als der ruckartige Halt des Fahrstuhls sie gegen Matt warf. Nein, nicht gegen ihn, erkannte sie schwindlig, in seine offenen Arme, mit denen er sie fest an sich drückte, während er seinen Mund leidenschaftlich auf ihren senkte und sie besitzergreifend küsste.
„Falsch!“, flüsterte er rau gegen ihre Lippen, als er endlich in der Lage war, den Kuss zumindest kurzzeitig zu unterbrechen. „Ich liebe dich. Ich
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