JULIA EXTRA Band 0287
verzog das Gesicht, weil sie wusste, dass sie erbärmlich aussah. „Ich muss duschen und mich ein wenig schminken.“
„Gut, wir sehen uns in fünfzehn Minuten.“
Das Geschäftsessen fand in einem Restaurant mit Blick auf Bondi Beach statt. Trotz der lebhaften Unterhaltungen, in die sich das Klingen der Gläser und Bestecke mischte, hörte Audrey deutlich das dumpfe Rauschen der Brandungswellen am Strand.
Sie saß zwischen Jasper und einem Bauunternehmer Mitte dreißig, den Jasper für einige seiner Großprojekte engagierte.
„Ich muss sagen, ich war überrascht, als ich hörte, dass Jasper geheiratet hat“, sagte Dave Braithwaite zu ihr. „Doch ich freue mich für ihn. Seit Jahren schon predige ich ihm, eine Familie zu gründen.“
„Sie sind verheiratet?“ Audrey spürte die Wärme, die von Jaspers Arm ausging, den er lässig auf ihre Rückenlehne gelegt hatte.
„Ja, seit zehn Jahren. Anna kann heute leider nicht hier sein. Sie ist schwanger, unser drittes Kind, und ihr ist ständig schlecht …“
Audrey fühlte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg. „Hoffentlich geht es ihr bald besser“, sagte sie und erschauerte, als Jasper spielerisch die Finger in ihre Nackenhaare schob.
„Was ist mit Ihnen, alter Junge?“, wandte sich Dave an Jasper. „Glauben Sie nicht, dass Audrey eine wunderschöne Mutter abgeben wird? Warten Sie nicht zu lange. Bekommen Sie Kinder, solange Sie jung genug sind, um mit ihnen mithalten zu können.“
Jaspers Finger hielten abrupt inne. Audrey lachte gezwungen und antwortete für ihn. „Wir sind erst knapp drei Wochen verheiratet. Lassen Sie uns etwas Zeit.“
Dave grinste. „Meine älteste Tochter Julie wurde auf der Hochzeitsreise empfangen. Sie ist ein richtiger Engel, und unser Ben auch. Kinder geben dem Leben erst einen Sinn, glauben Sie mir. Es gibt nichts Schöneres, als bei der Geburt des eigenen Kindes dabei zu sein. Seit meiner Kindheit hatte ich nicht mehr geweint, aber als die beiden auf die Welt kamen, habe ich geheult wie ein Schlosshund.“
Jaspers Aufmerksamkeit wurde durch den neben ihm sitzenden Geschäftspartner abgelenkt, und Audrey atmete erleichtert auf. Sie unterhielt sich noch weiter mit Dave über Kinder, entschuldigte sich aber rasch, als sie sah, dass der Kellner mit dem Kaffee kam.
Jasper fand sie später auf der Restaurantterrasse, wo sie an der Balustrade stand und aufs Meer hinausblickte. Der Wind spielte mit ihren dunklen Locken.
„Alles in Ordnung?“, erkundigte er sich.
„Ja, sicher.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Ich wollte nur frische Lust schnappen.“
„Das mit Dave tut mir leid“, entschuldigte er sich. „Manchmal redet er zu viel.“
„Ach, ich fand ihn eigentlich nett.“
„Audrey …“
„Ja?“ Sie hätte sich ohrfeigen können, weil in ihrem Ton so viel Hoffnung mitschwang.
Einen Moment lang stand ein besonderer Ausdruck in seinen dunklen Augen. „Es tut mir leid, aber ich muss heute Abend noch jemanden in einer dringenden Angelegenheit treffen“, sagte er.
Audrey schluckte ihre Enttäuschung herunter. „Ich verstehe …“
„Ich weiß nicht, wann ich zurück bin. Der Anruf ist gerade erst gekommen.“
„Von einer Frau?“, stieß sie impulsiv hervor und bedauerte es im nächsten Moment.
Noch bevor er den Blick abwandte, sah sie die Antwort in seinen Augen. „Es ist nicht das, was du denkst, Audrey“, sagte er langsam.
„Einzelheiten kannst du dir sparen.“
Er nahm ihren Arm. „Komm, ich fahre dich nach Haus.“
Aber Audrey riss sich los. „Bitte mach dir keine Umstände. Ich möchte dich auf keinen Fall von deinen wichtigen geschäftlichen Terminen abhalten. Ich fahre mit dem Taxi.“
Jasper sah ihr nach, als sie steif aus dem Restaurant ging, aber er hatte keine Zeit, sie zurückzurufen, auch wenn er sich im Augenblick nichts sehnlicher wünschte, als ihr alles erklären zu können.
15. KAPITEL
Eine Stunde später, Audrey wollte gerade zu Bett gehen, klingelte es an der vorderen Eingangstür. Sie zog den Gürtel ihres Morgenmantels fest um die Taille und drückte auf die Wechselsprechanlage.
„Ich bin es, Daniel“, erklang eine Teenagerstimme.
Audrey betätigte das Sicherheitssystem und ließ ihn auf das Grundstück, dann öffnete sie die Haustür und sah einen hochgewachsenen, schlaksigen Jungen die Auffahrt entlangkommen. Als er ins Licht trat, bemerkte sie, dass er ein blaues Auge hatte und seine Unterlippe aufgeplatzt und geschwollen war.
„Du meine Güte!“,
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