JULIA EXTRA Band 0287
rief sie entsetzt. „Was um alles in der Welt ist passiert?“
„Nichts“, murmelte er verlegen. „Sieht schlimmer aus, als es ist.“
Sie zog ihn herein und schloss die Tür. „Ich bin übrigens Au-drey“, stellte sie sich vor. „Und du bist Daniel, Jaspers Sohn, oder?“
„Ist er zu Hause?“, fragte Daniel nach kurzer, aber bedeutungsvoller Pause.
„Nein, tut mir leid“, erwiderte sie. „Er hatte … etwas Wichtiges zu erledigen.“
„Wissen Sie, wann er zurückkommt?“
„Nein, nicht genau. Er hat keine Zeit genannt. Aber willst du nicht hereinkommen, damit ich dir dein Auge kühlen kann? Und bitte, sag Audrey zu mir, ja?“
„Danke. Aber ich möchte Ihnen … dir keine Umstände machen.“
Audrey zog einen Stuhl heran. „Hier, setz dich, ich hole ein Eispack aus dem Kühlschrank.“
Gleich darauf kehrte sie mit einem Kühlpad zurück. „Drück es gegen das Auge, damit die Schwellung nachlässt“, sagte sie. „Möchtest du etwas trinken? Ein Glas Orangensaft vielleicht oder etwas anderes?“
Seine Wangen röteten sich. „Eigentlich sollte ich gar nicht hier sein.“
Audrey setzte sich ihm gegenüber. „Natürlich kannst du herkommen, wann immer du möchtest. Du hast doch das Recht, deinen Vater zu sehen.“
Er blickte sie kurz an, dann schlug er die Augen nieder. „Für mich ist er eher … Jasper.“
„Du sagst nicht Dad zu ihm?“
„Es wäre nicht … angebracht. So ist unsere Beziehung nicht.“
Audrey ärgerte sich. So konnte Jasper doch sein eigenes Kind nicht behandeln! Kein Wunder, dass der Junge niedergeschlagen war.
„Weiß deine Mutter, dass du hier bist?“
Sofort verschloss sich Daniels Gesicht, und er erinnerte sie in diesem Moment stark an Jasper. „Ich habe ihr gesagt, ich gehe zu einem Freund.“
„Möchtest du heute Nacht hierbleiben, Daniel?“, bot sie spontan an.
Er ließ das Eispack sinken und sah sie an. „Darf ich?“, fragte er mit rührend hoffnungsvoller Miene. Auf einmal wirkte er viel jünger als fünfzehn.
„Selbstverständlich“, versicherte sie ihm. „Hast du hier schon übernachtet?“
Daniel schüttelte den Kopf und drückte den Beutel wieder aufs Auge. „Er hat es mir nie von sich aus angeboten …“
Nur mühsam unterdrückte Audrey ihren Zorn. Der Junge hätte wohl nur gestört, wenn Jasper sich hier mit seinen diversen Geliebten amüsierte!
„Hast du schon zu Abend gegessen?“
„Nein.“
„Soll ich dir ein Omelett braten?“
Daniel sah sie dankbar an. „Wenn es dir nicht zu viel Mühe macht.“
Audrey sprang auf. „Überhaupt nicht, ich koche für mein Leben gern. Und ich esse gern, obwohl das nicht unbedingt gut für die Figur ist.“
Er warf ihr einen Seitenblick zu und grinste schwach. „Darüber musst du dir aber keine Sorgen machen. Jasper hat mir erzählt, dass du eine tolle Figur hast.“
Überrascht starrte sie ihn an. „Das hat er gesagt?“
„Ja.“ Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: „Tut mir leid, dass ich zu eurer Hochzeit nicht kommen konnte. Ich wollte es ja, aber …“
„Ich verstehe schon“, beruhigte sie ihn, fragte sich aber gleichzeitig, ob Jasper ihn wohl über die Umstände ihrer Hochzeit aufgeklärt hatte.
„Ich finde es toll, dass Jasper sich endlich entschlossen hat, zu heiraten“, fuhr Daniel fort. „Ich hab immer irgendwie Schuldgefühle gehabt, weil er sich meinetwegen so lange zurückgehalten hat.“
„Du warst bestimmt nicht der Grund“, log sie, um ihn aufzumuntern.
Daniel blickte sie wieder an. „Keiner sollte zu etwas gezwungen werden, was er nicht will“, sagte er. „Wenn er meine Mum geheiratet hätte, wäre es … eine Katastrophe geworden.“
Audrey gab die Eier in eine Schüssel. „Wie kommst du darauf?“
„Er liebt sie nicht. Er hat sie nie geliebt.“
Mich liebt er auch nicht, lag ihr auf der Zunge, aber sie behielt es für sich. Sie drehte sich um. „Aber du bedeutest ihm etwas“, sagte sie. „Und er dir ebenfalls, oder?“
Daniels Ausdruck wurde ein wenig weicher. „Einen besseren Freund kann man sich nicht wünschen. Es gibt wohl niemanden, den ich lieber mag als Jasper. Er ist auch der Grund, warum ich so lange durchgehalten habe.“
Audrey hatte das Gefühl, etwas nicht ganz mitbekommen zu haben. Wovon redete er? Was hatte er so lange durchgehalten? Während sie die Eier verquirlte und in die heiße Pfanne gab, versuchte sie seine Bemerkung zu ergründen.
„Du und Jasper, ihr habt ein paar Jahre zusammen in Crickglades gelebt,
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