JULIA EXTRA Band 0287
blitzschnell die Hand vor den Mund, raste in die Toilette und übergab sich. Lucy folgte ihr und drückte ihr einen Waschlappen in die Hand.
„Statt Kaffee hätte ich dir wohl lieber einen Schwangerschaftstest mitbringen sollen“, meinte sie trocken.
Audrey lief es kalt über den Rücken, als sie nachrechnete. Sie war bereits zehn Tage überfällig, was nicht ungewöhnlich war, besonders wenn sie Stress hatte. Aber ihre Brüste waren empfindlicher als sonst. Seit Tagen verdrängte sie die unliebsamen Gedanken, weil sie es nicht wahrhaben wollte, dass sie von Jasper schwanger sein könnte. Jasper würde von diesem Kind genauso wenig begeistert sein wie von seinem ersten.
„Vielleicht ist es nur eine Magenverstimmung“, wehrte sie ab und würgte wieder.
„Ja, eine, die neun Monate dauert und irgendwann so groß ist wie ein Fußball.“ Lucy grinste.
Audrey wusch sich das Gesicht, spülte den Mund aus, warf einen Blick in den Spiegel und verzog das Gesicht. „Das kann auch nur mir passieren. In einer Woche lassen wir uns wieder scheiden …“
„Er ist also entschlossen, sich von dir zu trennen?“
Audrey seufzte. „Ja. Deswegen hält er Abstand zu mir. Ich fühle es deutlich.“
„Ich will ja nichts sagen …“
„Danke.“
„Warum nimmst du dir nicht den Rest des Tages frei?“, schlug Lucy vor. „Eine Kundin hat abgesagt, ich kann also Mrs. Pritchard für dich übernehmen. Ansonsten haben wir heute sowieso nicht viel zu tun. Also geh und überleg dir, was du mit der freien Zeit anfängst.“
„Da brauche ich nicht lange zu überlegen.“ Audrey begann ihre Sachen einzusammeln.
Lucy sah sie scharf an. „Du wirst es ihm doch erzählen, oder?“
„Das geht nicht.“
„Audrey, du kannst es ihm nicht verschweigen!“
„Doch, Lucy. Er wird furchtbar wütend werden, wenn er es erfährt, und verlangen, dass ich das Kind abtreibe. Schließlich ist er mit achtzehn schon einmal ungewollt Vater geworden, und diese Erfahrung war ihm eine bittere Lehre.“
„Niemand kann dich zu einer Abtreibung zwingen.“
„Trotzdem will ich ihm nicht sagen, dass er Vater wird. Er wird denken, dass ich schwanger geworden bin, damit er sich nicht scheiden lässt.“
„Und war es nicht so?“
Audrey biss sich auf die Lippe. „Bewusst nicht, aber ich hätte vorsichtiger sein sollen.“
„Also, ich glaube, selbst eine Nonne hätte Schwierigkeiten, Jasper Caulfield zu widerstehen“, meinte Lucy, wusch den Waschlappen aus und drückte ihn ihr in die Hand.
„Wem sagst du das …“ Audrey presste das Gesicht in das frische, kühle Tuch.
In einer Mischung aus Freude und Beklommenheit blickte Audrey auf den Teststreifen und legte zärtlich die Hand auf den Bauch. Ein wundervolles Gefühl erfüllte sie bei dem Gedanken, Jaspers Kind in sich zu tragen.
In dem Moment hörte sie ihn nach Hause kommen, knüllte rasch die Packung zusammen und stopfte sie mit dem Test tief in den kleinen Abfalleimer. Dann eilte sie in ihr Zimmer. Wahrscheinlich würde Jasper sowieso wieder ausgehen. Doch kurz darauf erklangen Schritte vor ihrer Tür.
„Audrey, ich würde gern kurz mit dir reden.“
Sie stand vom Bett auf und öffnete zögernd die Tür. „Ja?“
Er musterte sie prüfend. „Ist alles in Ordnung?“
„Natürlich … ich bin nur ein wenig müde, das ist alles.“
„Dann brauche ich wohl nicht mehr zu fragen …“
„Was denn?“
„Ob du heute Abend mit mir essen gehen möchtest.“
Damit er nicht merkte, wie sehr sie sich darüber freute, rettete sie sich in Sarkasmus. „Sind dir die Frauen ausgegangen?“
„Nein, aber ich habe heute Abend ein Geschäftsessen. Vielleicht hast du Lust, mitzukommen.“
„Das heißt, du brauchst eine nette Ehefrau an deiner Seite, um einen guten Eindruck zu machen!“, erwiderte sie verärgert.
„Stimmt, das ist einer der Gründe, aber es gibt einen zweiten.“
„Und der wäre?“
Jasper zögerte, ehe er antwortete. „Mir ist bewusst geworden, dass ich dich in letzter Zeit etwas vernachlässigt habe. Ich hatte den Kopf voller Sorgen, es waren schwierige Tage. Aber es war unfair, es an dir auszulassen.“
Audrey hatte nicht damit gerechnet, dass er sich entschuldigen würde, und spürte, wie ihre Schutzmauern ineinander zusammenfielen. „Möchtest du darüber reden?“, fragte sie.
Mit den Fingerknöcheln strich er ihr über die Wange, so sanft, fast liebevoll, dass ihr das Herz überging. „Wie schnell kannst du fertig sein?“
Sie griff sich ins Haar und
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